Bewohner leiden unter Plage

Kampf gegen Ameiseninvasion - Stadt Kehl fühlt sich alleingelassen

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Andrea Blocksdorf
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Autor/in
Christine Veenstra
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In zwei Stadtteilen Kehls leiden die Menschen unter einer massiven Ameiseninvasion. Die Stadt bekommt die Plage nicht in den Griff und hofft auf Unterstützung durch das Land.

Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Kehl (Ortenaukreis) leiden zum Teil schon seit Jahren unter einer Ameiseninvasion. "Tapinoma magnum" heißt der Eindringling und kommt aus dem Mittelmeerraum - vermutlich als blinder Passagier über Handelsrouten eingeschleppt. Die Tiere vermehren sich explosionsartig und dringen zu Tausenden in Häuser ein.

So berichtete SWR Aktuell Baden-Württemberg über die Ameisenplage in Kehl:

Stadt fühlt sich mit Ameisen alleingelassen

Zwei bis vier Hektar groß sind die befallenen Gebiete in den Stadtteilen Marlen und Neumühl. Aus anderen Kehler Ortschaften wurden Verdachtsfälle gemeldet. Im vergangenen Herbst hat die Stadt Kehl mit der Bekämpfung durch heißen Schaum begonnen. Dabei wird ein Heißwasser-Heißschaum-Gemisch mit einer Sprühpistole verteilt. Sie ähnelt einem Hochdruckreiniger. Gift in großem Ausmaß würde die Umwelt zu sehr belasten.

Zwei Männer verteilen ein Gemisch aus heißem Wasser und Schaum in Kehl. Damit versuchen sie, die Ameisen zu bekämpfen.
Um die Ameisen erfolgreich zu bekämpfen, wird in Kehl ein Heißschaumverfahren angewandt.

Doch spürbar verbessert hat sich die Lage bisher nicht. Kein Gegenmittel hilft dauerhaft. Beim Kampf gegen die Ameisen fühlt sich die Stadt von Bund und Land alleingelassen. Gregor Koschate, Umweltbeauftragter der Stadt Kehl, sagte dem SWR, invasive Arten seien schließlich nicht auf Kehl begrenzt. "Es müsste in der Politik ein Aufwachen kommen, denn wir werden natürlich auch künftig mit invasiven Arten zu tun haben."

Eine EU-Verordnung regelt zwar Maßnahmen zur Bekämpfung invasiver Arten. Für Kosten und Umsetzung sind allerdings die Gemeinden zuständig. Die Stadt Kehl gibt im Kampf gegen Ameisen jetzt schon 50.000 Euro jährlich aus - ohne großen Erfolg.

Zwei Superkolonien in Kehler Stadtteilen

In Marlen und Neumühl spricht man inzwischen von Superkolonien. Anwohnerinnen und Anwohner sind teilweise verzweifelt, sprühen mehrmals am Tag Gift, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. In Marlen befindet sich ein Ameisen-Hotspot auf einem Spielplatz inmitten eines Wohngebiets - die Kinder meiden den Spielplatz inzwischen. Gleich nebenan wohnt Familie Kiren. "Sie waren schon im Haus - fast überall. Im Kinderzimmer, Schlafzimmer, in der Küche", erzählt die Familie. In den Straßen mehrerer Ortsteile bilden sich wegen der Ameisen Risse. Das Internet fällt immer wieder aus, weil die invasive Art auch in Stromkästen und Kästen mit Netzwerk-Technik nistet.

"Tapinoma magnum" beschäftigt inzwischen auch das Umweltministerium in Stuttgart. Das Auftreten der Ameisenart sei "ein neues Phänomen mit komplexen Folgen", heißt es. Das Ministerium stehe in Kontakt zu Wissenschaftlern und anderen Ländern, um schnellstmöglich Informationen über Vorkommen, Folgen und Wirksamkeit von Bekämpfungsmethoden einzuholen. Immerhin bestehe nach bisheriger Einschätzung keine Gefährdung für das Ökosystem, erklärte eine Sprecherin.

Ameisen der Art "Tapinoma magnum" legen sogenannte Superkolonien an, die sich über mehrere Hektar Fläche erstrecken können. Um sie erfolgreich zu bekämpfen, muss man die Königinnen töten.
Ameisen der Art "Tapinoma magnum" legen sogenannte Superkolonien an, die sich über mehrere Hektar Fläche erstrecken können. Um sie erfolgreich zu bekämpfen, muss man die Königinnen töten.

Kritik: Maßnahmen kommen zu spät

Die betroffenen Menschen hoffen, dass die Ameisen bald zurückgedrängt werden können. Es gibt aber auch Kritik an der Stadt: Sie habe zu spät eingegriffen, sagt Wolfgang Lehmann, der im Ortsteil Marlen wohnt. 2019 sei er zum ersten Mal zum Bauhof der Stadt Kehl gegangen und habe um Hilfe gebeten. "Wir kriegen da ein Problem mit Ameisen", sagte er damals. Denn am Straßenrand seien ihm Sandhaufen aufgefallen. Und auch auf dem Spielplatz: "Da waren überall Sandhügel und dann war klar: Ameisen", sagt er. Doch passiert sei damals wenig. "Es wurde alles ein bisschen verniedlicht", sagt Lehmann. Inzwischen hat die Stadt Kehl das Problem allerdings erkannt.

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