Die Schnappschildkröte ist inzwischen von Ludwigshafen nach München umgezogen.

Haltung verboten

Spezialeinsatz: Bissige Schnappbildkröte bei Achern abgetaucht

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AUTOR/IN
Tamara Spitzing
ONLINEFASSUNG
Ulrike Liszkowski
Bild von SWR-Redakteurin Ulrike Liszkowski

Eine riesige, bissige Schnappschildkröte in einem Tümpel bei Achern bringt selbst erfahrene Exotenretter ins Schwitzen. Sie schädigt das Ökosystem, lässt sich aber nicht fangen.

Die gefährliche Schnappschildkröte lebt in einem Tümpel im Wald bei Achern (Ortenaukreis). Über Wochen entzieht sie sich allen Fangversuchen. Aber bleiben kann sie nicht. Denn das Reptil ist sehr bissig. Amerikanische Schnappschildkröten können mühelos Finger oder Zehen samt Knochen durchtrennen. Und als eingeschleppte Art gefährden sie die heimische Pflanzen- und Tierwelt. Auch den Tümpel bei Achern hat die Schildkröte schon komplett leergefressen. Seit Jahrzehnten ist es strengstens verboten, Schnappschildkröten zu halten. Wurden sie ausgesetzt, sind Experten gefragt.

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Fischen in trübem Gewässer

Der Tierschutzverein Dragon Shelter in Freiburg ist darauf spezialisiert, solche Gefahrentiere einzufangen. Aber trotz Lizenz und viel Erfahrung ist die Jagd auf die Acherner Schnappschildkröte alles andere als ein Spaziergang. Am Ufer des Tümpels sichten sie die stattliche Schildkröte. Und dann ist sie auch schon wieder im Schlamm verschwunden.

Johannes Burgstaller und Stefan Oberst auf Schildkrötenjagd im Tümpel
Johannes Burgstaller und Stefan Oberst vom Freiburger Verein Dragon Shelter e.V. auf Schildkrötenjagd im Tümpel bei Achern.

Die Feuerwehr beginnt den Teich abzupumpen. Das ist aus Naturschutzsicht unbedenklich, denn er ist umgekippt. Die Schildkröte hat ihn buchstäblich leergefressen. Doch als der Tümpel halbleer ist, kommt ein anderer Feuerwehreinsatz dazwischen. Und von der Schnappschildkröte fehlt jede Spur, sie ist im trüben, stinkenden Tümpel abgetaucht. Die Exotenretter müssen vorerst unverrichteter Dinge abziehen.

Schnappschildkröte entkommt immer wieder

Ein paar Wochen später kommen sie wieder, zusammen mit der Feuerwehr und einer viel leistungsstärkeren Pumpe. Der Pegel sinkt, die Spannung steigt. Und tatsächlich, die Schildkröte wird entdeckt. Der Erfolg ist zum Greifen nah. Stefan Oberst von Dragon Shelter steht in Watthose im Schlamm und hat unter Wasser schon die Hand an ihrem Panzer. Er muss vorsichtig sein, sie könnte beißen. Der Schlamm ist tief und die Schildkröte gewieft. Sie entkommt erneut.

"Das Blöde ist, dass wir sie zweimal hatten. Und dass sie unterm Schlamm weggepest ist. Hätte man da vielleicht ein bisschen beherzter zugegriffen! Jetzt müssen wir warten, bis sie sich selber aus dem Schlamm raus schält."

Feuerwehr fängt Riesenschildkröte

Aber genau das tut sie auch nach stundenlangem Warten nicht. Wieder muss das Großaufgebot unverrichteter Dinge abziehen. Auch mit einer Lebendfalle ist der bissigen Schildkröte nicht beizukommen. Am Ende entdeckt eine Fußgängerin das Reptil plötzlich mitten auf einem Wanderweg. Sie ruft die Feuerwehr, die die Riesenschildkröte mit bloßen Händen einfängt. Aber damit ist die Geschichte immer noch nicht zu Ende.

Die Schnappschildkröte ist inzwischen von Ludwigshafen nach München umgezogen.
Die Riesenschildkröte hielt die Exotenretter ganz schön auf Trapp.

Als die Exotenretter die Schnappschildkröte in der Auffangstation versorgen, beschleicht sie ein Verdacht: Womöglich ist das gar nicht die Schildkröte aus dem See. Sollte dort also wieder ein Riesenreptil gesichtet werden, geht die Jagd wohl von vorne los.

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