Viele Einsatzsituationen von Polizistinnen und Polizisten längs der Grenze kann das Gemeinsame Zentrum mit Informationen aus dem Nachbarland unterstützen. Eigene operative Einheiten hat es aber nicht. (Symbolbild).

Seit 25 Jahren in Kehl

Deutsche und französische Polizei feiern Gemeinsames Zentrum

Stand
Autor/in
Christine Veenstra
SWR Aktuell, Logo
mit Material von dpa

Für die deutsche und die französische Polizei ist es seit 25 Jahren die wichtigste Drehscheibe für grenzüberschreitenden Informationsaustausch: das Gemeinsame Zentrum in Kehl.

Mit einem Festakt im Beisein von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl ist das 25-jährige Bestehen des Gemeinsamen Zentrums (GZ) der deutschen und der französischen Polizei in Kehl (Ortenaukreis) am Mittwoch gefeiert worden. Nach Angaben des Innenministeriums war es die erste grenzüberschreitende Einrichtung dieser Art in Europa und Vorbild für 60 weitere Gemeinsame Zentren von Polizei und Zoll.

Die Präfektin der Region Grand Est, Josiane Chevalier, zusammen mit dem baden-württembergischen Innenminiser Thomas Strobl bei den Feierlichkeiten im Gemeinsamen Zentrum in Kehl. Rechts: Maxime Fischer (l.) und Alain Winter, die Koordinatoren des Gemeinsamen Zentrums.
Die Präfektin der Region Grand Est, Josiane Chevalier, feiert zusammen mit dem baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl 25 Jahre Gemeinsames Zentrum in Kehl.

Sevice für operative Einheiten

Seit März 1999 arbeiten deutsche und französische Polizei- und Zollbeamte im gemeinsamen Zentrum zusammen. Das Zentrum ist Dienstleister für die operativen Einheiten der Polizei in Deutschland und Frankreich. Beamtinnen und Beamte aus beiden Ländern können hier bestimmte Informationen der Nachbarn abrufen. Zum Beispiel, wenn sie Kontrollen durchführen, aber auch wenn es laufende Ermittlungen gibt.

"Wir beschäftigten uns vor allem mit kleiner und mittlerer Kriminalität", sagt der deutsche Koordinator des GZ Maxime Fischer. Er nannte Ermittlungsverfahren und Fahndungen, die das Grenzgebiet betreffen. Aber auch bei großen Sicherheitslagen wird das Zentrum einbezogen.

Innenminister Thomas Strobl beim Festakt zu 25 Jahren GZ in Kehl:

Unterstützung bei grenzüberschreitendem Entführungsfall

Das betraf etwa die Brandanschläge auf mehrere Anlagen des französischen Bahnnetzes Ende Juli - unmittelbar zu Beginn der Olympischen Spiele in Paris. Oder auch den Fall eines entführten Kindes, das von Frankreich aus über Deutschland nach Dänemark gebracht wurde.

Alain Winter, der französische Koordinator am deutsch-französischen Zentrum, berichtet: "Der Vater hatte das Kind am Ausgang der Schule abgeholt und war dann in Richtung Dänemark gefahren." Es habe einen Dauerkontakt mit den Dienststellen in Frankreich und Deutschland gegeben. "Wir hatten nur das Kennzeichen des Autos vom Vater", sagt Winter. Der Mann sei schließlich an einer Autobahn-Tankstelle festgenommen worden.

Zahl der Anfragen steigt

Insgesamt werden solche Services des GZ immer öfter angefragt. Vor 25 Jahren waren es knapp 3.000 Fälle jährlich. 2018 waren es schon mehr als 20.000 Fälle, an denen Beamte aus Kehl mitwirkten und Behörden in Deutschland und Frankreich unterstützten. Nach den Worten von Innenminister Strobl ist das GZ mit rund 60 Beamtinnen und Beamten der baden-württembergischen Polizei, der Bundespolizei und des Zolls ein Beitrag zu mehr Sicherheit. Denn Kriminalität mache nicht an Landesgrenzen halt.

Um bei der grenzüberschreitenden Kriminalitätsbekämpfung noch besser zu werden, wünschen sich deutsche und französische Polizisten im GZ allerdings eine neue rechtliche Grundlage. Basis für die Zusammenarbeit im Gemeinsamen Zentrum ist das Mondorfer Abkommen von 1997 über die Zusammenarbeit von Polizei und Zoll. Es soll reformiert werden, die Neuverhandlungen haben begonnen. Doch wann es einen neuen Vertrag geben werde, sei bisher noch offen, heißt es im GZ in Kehl. 

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