Kurz vor den Ferien wird in der Schule meist kein normaler Unterricht mehr angeboten. In den sogenannten Projekttagen lernen die Schülerinnen und Schüler aber oftmals fürs Leben. So wie bei den Projekttagen einer Furtwanger Berufsschule.
Sechs Berufsschülerinnen und Berufsschüler kommen zusammen mit ihren drei Lehrern von draußen in die Sporthalle, die fünf Inhaftierten werden durch einen langen Gang an die grünen Platten geführt. "Ich bin schon etwas nervös", sagt Florian Nusser. Und sein Klassenkamerad Samuel Hermann ergänzt: "Gefängnis-Dokumentationen habe ich schon im Fernsehen gesehen, aber jetzt hier zu sein, ist schon ein anderes Gefühl".
Die Gefangenen und die Schülerinnen und Schüler begrüßen sich per Handschlag, dann geht es auch schon an die Tischtennisplatten. Sofort entwickeln sich Gespräche. Die Schülerinnen und Schüler erzählen von ihren Plänen für die Zukunft, die Inhaftierten berichten von ihrem Alltag in der Justizvollzugsanstalt. Einige verraten, warum sie hinter Gittern sind, zum Beispiel wegen Drogenhandels. Andere wollen es lieber nicht sagen. Was aber alle Gefangenen machen: sie warnen die jungen Leute davor, Straftaten zu begehen, um nicht auch im Gefängnis zu landen. "Ich bin nicht stolz, dass ich hier bin", sagt einer von ihnen. Er vermisse seine Familie, so der Vater von zwei Kindern.
Zwei Schulstunden Sport im Knast - Lernen fürs Leben
Nach 90 Minuten ist das Tischtennis-Turnier beendet. Die Gefangenen müssen zurück in ihre Zellen und in ihren Alltag, die Schülerinnen und Schüler verlassen die Sporthalle wieder in Richtung Freiheit. Übrigens: das Turnier, das haben die Gefangenen gewonnen. Und zwar deutlich. Aber das ist ja nur Nebensache.
Solche Treffen gibt es nur selten. Die Projekttage an der Robert-Gerwig-Schule in Furtwangen (Schwarzwald-Baar-Kreis) haben es möglich gemacht. "Prävention und Toleranz" heißt das Thema und die Berufsschule hat einfach mal im Offenburger Gefängnis nachgefragt und eine positive Antwort bekommen. "Es ist ganz wichtig, dass die Gefangenen mal aus ihrem normalen Alltag herauskommen. Sie können so Frust abbauen und den Kopf frei bekommen", sagt Miriam Glomb, die stellvertretende Leiterin der Offenburger Justizvollzugsanstalt.
Im Offenburger Gefängnis gibt es viele Sportangebote
Das Offenburger Gefängnis hat über 500 Haftplätze und rund 300 Beschäftigte. Es gibt verschiedene Sportangebote, aber auch Musikunterricht und Kochkurse gehören zum Freizeitangebot dazu.