Post Election Breakfast nach US-Präsidentschaftswahl 2024

Frühstück in Freiburg: Trumps ungeheure Rückkehr

Stand
Autor/in
Jan Lehmann
SWR Redakteur Jan Lehmann
Dinah Steinbrink
Portraitbild Dinah Steinbrink
Onlinefassung
Ulrike Liszkowski
Bild von SWR-Redakteurin Ulrike Liszkowski

Donald Trump wird erneut US-Präsident. Er hat bei der Wahl einen überraschenden Durchmarsch hingelegt. Wie radikal wird er regieren? Diskussion und Einschätzungen in Freiburg.

Die ganze Welt schaut gebannt in die USA: Donald Trump kehrt zurück ins Weiße Haus - womöglich entfesselter und extremer denn je. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat ihm schon gratuliert. Was kommt mit Trump auf uns zu? Die aktuelle Lage, die Ergebnisse und die Folgen der Wahl wurden auch an der Freiburger Uni analysiert: Bei einem "Post Election Breakfast" am Mittwochvormittag.

Dinah Steinbrink berichtet bei SWR1 vom Frühstück nach der Wahl in Freiburg:

Wieso haben die US-Amerikaner Trump erneut gewählt?

Der Politologe Christoph Haas von der Uni Freiburg meint, dass Trump es geschafft habe, die "einfachen Leute" besser und anders anzusprechen als die Demokraten und Harris. Über alle negativen Aspekte, die für viele - auch Republikaner - nicht akzeptabel seien, würde hinweg gesehen, so Haas.

Offensichtlich haben sie [bei Trump, Anm. der Red.] das Gefühl, dass ihre Stimme mehr gehört wird, und dass er sie quasi umsetzt.

Podium beim "Post Election Breakfast" in Freiburg nach der US-Wahl
Auf dem Podium beim "Post Election Breakfast" in Freiburg: Professor Christoph Haas vom Seminar für wissenschaftliche Politik der Uni Freiburg, Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung, die US-amerikanische Professorin Sabine Hake von der University of Texas in Austin und der Chefredakteur der Badischen Zeitung Thomas Fricker.

Trump holt überraschend Mehrheit der Stimmen

Obwohl die Umfragen der letzten Wochen schon ein leichtes Momentum für Trump vorhergesagt haben, ist für Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung doch überraschend, wie klar das Ergebnis dann war: "dass er sowohl bei den Popular Votes, also den einzelnen Wählerstimmen, als auch bei den Electoral College Votes der Wahlleute so deutlich vorne gelegen ist."

In den USA wird der Präsident nicht direkt vom Volk gewählt, sondern durch ein Wahlleutegremium. Deshalb wird unterschieden zwischen einer Mehrheit der insgesamt abgegebenen Stimmen, der Popular Vote, und der Mehrheit in diesem Gremium, dem Electoral College. 

Trump-Sieg betrifft auch die Wirtschaft in BW

Der Freiburger Wahlexperte Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung betont, dass ein Trump-Sieg auch für Deutschland spürbare Veränderung bedeutet. Baden-Württemberg habe sehr intensive Handelsbeziehungen mit den USA: "Höhere Strafzölle, protektionistische Maßnahmen von Donald Trump könnten dazu führen, dass Absatzmärkte verschwinden oder geringer werden. Damit können natürlich auch Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet sein." Der Steuerzahler müsse sich unter Trump außerdem auf höhere Ausgaben für das Militär einstellen.

IHK Südlicher Oberrhein erwartet "Protektionismus pur" von Trump

Der Ausgang der US-Wahl stelle auch Unternehmen aus der Region vor große Probleme, fürchtet die IHK Südlicher Oberrhein. Europa müsse zusammenrücken, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon. Er war vor wenigen Wochen mit einer Delegation regionaler Unternehmen in Washington und Chicago und sieht die deutsche Politik nicht gut auf eine zweite Trump-Amtszeit vorbereitet. Obwohl Trump schon einmal an der Macht war und man wissen sollte, was einen erwartet, seien noch keine hinreichenden geo- und wirtschaftspolitischen Konsequenzen gezogen worden, so Salomon.

Der US-amerikanische Markt ist auch für die Wirtschaft am südlichen Oberrhein von elementarer Bedeutung. Rund 200 Unternehmen im Kammerbezirk exportieren Waren in die Vereinigten Staaten. Großunternehmen wie Testo, Duravit oder Sick betreiben eigene Standorte in den USA. Die hohen Einfuhrzölle, die Trump angekündigt hat, würden deutsche Produkte in den USA erheblich verteuern. In Deutschland produzierende Unternehmen seien dann auf dem US-Markt kaum mehr konkurrenzfähig. "Das Ziel ist klar: Deutsche Arbeitsplätze sollen in die USA verlagert werden", sagt Salomon.

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Trump vs. Harris: Hunderte verfolgten schon die Wahlnacht in Freiburg

Die "Election Night", die Wahlnacht, haben rund 300 Interessierte in Freiburg auch in der Universitätsaula bis in die frühen Morgenstunden verfolgt. Da waren die Wahlergebnisse aus vielen Bundesstaaten aber noch nicht da. Während die Menschen in den vereinigten Staaten ihre Stimmen abgeben konnten, fleißig ausgezählt wurde und die ersten Ergebnisse kamen, wurde dort live mitgefiebert. Die Wahlnacht wurde vom Freiburger Carl-Schurz-Haus, dem Colloquium politicum der Universität, dem SWR Studio Freiburg, der Landeszentrale für politische Bildung und der Badischen Zeitung veranstaltet.

Viele Menschen schauen auf die Bühne mit einer großen Leinwand dahinter. Darauf zu sehen: Donald Trump und Kamala Harris.
SWR-Moderatoren Owusu Künzel (links) und Nadine Zeller (rechts) im Gespräch mit der US-amerikanischen Kulturwissenschaftlerin Linda Schulte-Sasse, Dietmar Ostermann von der Badischen Zeitung, der Professorin Sieglinde Lemke von der Uni Freiburg und dem US-amerikanische Historiker Gregory Pedlow (von links nach rechts).

Trump oder Harris? Prognosen waren zuvor sehr knapp

Das Team um das SWR-Moderationsduo Nadine Zeller und Owusu Künzel hatte so einiges vorbereitet: Eine Live-Schalte in die USA zu ARD-Korrespondentin Nina Barth, Musik und ein Politik-Quiz. Vor allem aber analysierten verschiedene Expertinnen und Experten auf dem Podium die Lage in den USA, das Wahlsystem und schließlich auch die Zahlen, die im Lauf der Nacht nach und nach hereinkamen. Die Spannung war groß - schließlich hatten die Prognosen ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt.

SWR-Reporter Jan Lehmann live von der "Election Night" in Freiburg:

Sorge vor Trump bei Studierenden in Freiburg

Es sind vor allem junge Leute gewesen, Studierende, die die Wahlnacht in der Freiburger Uni verfolgten. Einige von ihnen kommen auch aus den USA. Viele von ihnen machen sich Sorgen, haben Angst davor, was passiert, wenn Trump wieder Präsident wird.

Wenn Trump an die Macht kommt, dann haben wir gar keine Menschenrechte mehr.

Das Publikum verfolgt gebannt, wie sich die Wahlnacht in den USA entwickelt.
Auf der Großleinwand wurde das Live-Programm von CNN übertragen. Die Expertinnen vor Ort erläuterten die ersten Ergebnisse.

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