Die weltweit wahrscheinlich wichtigste Wahl des Jahres steht bevor: Am 5. November wählen die USA einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin. Im gut besuchten Schlossbergsaal des SWR Studios Freiburg sprach der ehemalige ARD-Auslandskorrespondent Arthur Landwehr am Montagabend über den laufenden US-Wahlkampf von Kamala Harris und Donald Trump.
Hier gibt es einen Komplett-Mitschnitt der Diskussion:
Landwehr: Wähler in den US seien gespalten
Landwehr sprach über die Ängste und Forderungen der Wählerschaft, die sehr gespalten sei. Das merke man besonders bei den Themen, die sowohl bei den Republikanern als auch bei den Demokraten im Wahlkampf dominieren: etwa Religion, Waffenbesitz, der Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen, Rassismus und Migration. Für Harris und Trump geht es laut Landwehr vor allem darum, die eigenen Wählerinnen und Wähler zu motivieren und weniger darum, die Gegenseite zu überzeugen.
Warum Donald Trump?
2016 hatte Donald Trump die Wahl gegen Hillary Clinton gewonnen, 2020 unterlag er Joe Biden nur knapp. Warum haben sich so viele Wählerinnen und Wähler für Trump entschieden? Damit beschäftigte sich Arthur Landwehr intensiv und reiste dafür in die USA. Dort sprach er "mit den Schlips- und Kragenträgern in den Großstädten" und den "einfachen Leuten der amerikanischen Mittelschicht". Er reiste dazu immer wieder in die amerikanische Provinz, wo er Trump-Rallys besuchte und mit Trump-Anhängerinnen und -Anhängern über ihre Nöte und Hoffnungen sprach.
Landwehr: "Große Kluft zwischen Stadt und Land"
Das Land steckt in einer tiefen Identitätskrise - davon ist Arthur Landwehr überzeugt. Mit der alten amerikanischen Regel "man redet zuhause nicht über Politik" sei gebrochen worden. Inzwischen würden teilweise sogar Familien gar nicht mehr miteinander sprechen. Der große Bruch in der Gesellschaft verlaufe zwischen Land und Stadt, so Landwehr. Die Menschen auf dem Land fühlten sich in der aktuellen Politik der Demokraten nicht mehr repräsentiert. Sie würden sich vielmehr "abgehängt" vorkommen. Das Zukunftsversprechen - die eigenen Kinder werden einmal mehr Geld verdienen als man selbst - gelte nicht mehr. Für viele Menschen auf dem Land seien die Schuldigen die Demokraten - Donald Trump sei ihr persönlicher Kämpfer gegen diese Eliten.
Kopf-an-Kopf Rennen in den Swing States
Wer wird die US-Wahlen gewinnen? Arthur Landwehr hielt sich mit einer Prognose zurück. Denn der Schock nach der Wahl von 2016 sitze immer noch zu tief: Als Expertinnen und Experten auf beiden Seiten des Atlantiks fest mit einem Sieg Hillary Clintons gerechnet hatten und schlussendlich Donald Trump mit einer hauchdünnen Mehrheit gewann. Und auch dieses Mal werde es ein enges Kopf-an-Kopf Rennen geben: Denn der Ausgang der Wahl hänge an einigen wenigen Swing States, also an den US-Staaten, in denen beide Kandidaten gute Chancen auf einen Wahlsieg haben. Deswegen würden sich Harris und Trump auf diese Swing States konzentrieren. In den liberalen Staaten der Westküste dominieren traditionell die Demokraten, im sogenannten "Deep South", mit Staaten wie South Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi und Louisiana die Republikaner. Weil aber ein Wahlsieg durchaus von einzelnen Swing States abhängen kann, empfahl Landwehr Politikerinnen und Politikern in Deutschland, sich auch auf ein Wiederwahl von Trump einzustellen.
Wer ist Arthur Landwehr?
Arthur Landwehr hat als ehemaliger USA-Korrespondent vier Präsidentschaften miterlebt und intensiv journalistisch begleitet. Außerdem hat er während seiner Jahre in Amerika immer wieder mit der Bevölkerung vor Ort gesprochen. Er hat darüber berichtet, was die Menschen in diesem Land bewegt - wie sie wählen, warum sie wählen oder warum sie es gerade nicht tun.
Landwehr hat an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert und seine ersten journalistischen Erfahrungen als Reporter im SWR Studio Freiburg gesammelt, bevor er Redakteur, Auslandskorrespondent und später Chefredakteur wurde. Seit 2023 ist er im Ruhestand.
Moderiert wurde die Podiumsdiskussion am Montagabend von SWR-Studioleiter Christoph Ebner und Miriam Krafft von der Landeszentrale für politische Bildung.