Bei der Leitstelle des DRK-Rettungsdienstes in Freiburg gehen jeden Tag dutzende Anrufe ein. In Sekundenschnelle muss entschieden werden, wer am schnellsten verfügbar ist und wie viele insgesamt ausrücken. Es ist ein anspruchsvoller Job, der zunehmend schwerer wird.
Die Integrierte Leitstelle in Freiburg am Mittwochmittag: 167 Anrufe haben German Hummel, der Leiter des DRK-Rettungsdienstes in der Leitstelle Freiburg, und seine Kollegen schon angenommen. Ruhig und professionell spricht German Hummel ins Headset. Er stellt viele Fragen, um herauszufinden, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt. Einer der Anrufer sorgt sich zum Beispiel um seine Ehefrau. Wegen der abgefragten Symptome vermutet Hummel einen Schlaganfall. Er alarmiert seine Kolleginnen.
Hohe Arbeitslast und Überstunden
Notfallsanitäterin Marlene Page und ihre Kollegin eilen zum Rettungswagen. Immer wieder übernimmt die Berufseinsteigerin Extraschichten, weil Notfallsanitäter fehlen oder krank sind. Wenn das mal um einzelne Fälle gehe, sei das schon okay, sagt Marlene Page. "Aber wenn das dann irgendwie zum Dauerzustand wird, dann ist das gesundheitlich schon auch schwer", erzählt die Notfallsanitäterin weiter.
Mangel an Notfallsanitätern
Vor Ort bei den Patientinnen und Patienten trifft die Notfallsanitäterin normalerweise auf ein Zweiergespann - auf einen Notarzt oder auf eine Notärztin mitsamt Sanitäter. Doch der Mangel an Notfallsanitätern führt immer wieder dazu, dass der Notarzt im Rettungswagen mitfahren muss. Wie schon öfters geschehen zum Beispiel in Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald).
Wird der Arzt am Einsatzort nicht mehr gebraucht, könnte er direkt zum nächsten Einsatzort fahren. Hat dafür aber keinen Wagen. Ärzte aus dem Freiburger Umland kritisieren das. Sie fordern eine Regelung wie zu Coronazeiten: Da konnte auch weniger qualifiziertes Personal den Notarzt fahren. Auch in der Leitstelle in Freiburg kennt man das Problem, das allerdings nur selten vorkomme.
Jeder dritte Anruf ist kein Notfall
Sorgen bereiten dem Team der Leitstelle die vielen, eher unnötigen Anrufe: Rund ein Drittel der Einsätze seien gar keine Notfälle, Tendenz steigend. "Wenn der Bürger die 112 anruft und verzweifelt ist und ein medizinisches Problem hat, was aber nach unserer Einstufung eigentlich nichts für den Rettungsdienst ist und eigentlich in eine andere Versorgungsstufe gehört, der Bürger aber so verzweifelt ist, dass wir dann am Ende auch nicht ausschließen können, dass es vielleicht doch, was lebensbedrohlich ist. Dann kommt der Rettungsdienst zum Zug", erläutert German Hummel. Es fehle eine Versorgungsstufe dazwischen, einen Zugriff auf Ärzte, die rasch vermittelt werden könnten.
Ärzte und Rettungskräfte als perfektes Team, das sei am Ende das Ziel, um den Anrufern schnell helfen zu können.