Da staunten die deutschen Zöllner in Lörrach nicht schlecht, als sie 28 Kunstwerke mit einem Gesamtwert von fast einer Million Euro bei der Überprüfung eines Sprinters entdecken. 66.000 Euro müssten dafür an den Zoll gezahlt werden. Die bringt der Künstler zwei Tage später selbst vorbei, in bar. Solche Anekdoten werden bei der Jahresbilanz des Hauptzollamt Lörrach 2023 gerne erzählt. Insgesamt nahm das Lörracher Hauptzollamt nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr über 4,1 Milliarden Euro ein. Im Rekordjahr 2022 waren es 4,7 Milliarden Euro. Die Beamtinnen und Beamten nannten das damals den Corona-Nachholeffekt. Jetzt pendele man sich wieder langsam auf das normale Niveau vor Corona ein, so Matthias Heuser, Leiter des Hauptzollamts Lörrach.
2,8 Millionen Ausfuhrkassenzettel der Kunden aus der Schweiz
Viel Arbeit machte den Zollbeamtinnen und -beamten die sogenannten Ausfuhrbescheinigungen für Kundinnen und Kunden aus der Schweiz, die von ihrem Einkauf aus Deutschland zurückkehren. Wenn die Schweizer Waren kaufen, die über der sogenannten Bagatellgrenze von 50 Euro liegen, können sie die 19 Prozent Mehrwertsteuer aus Deutschland zurückbekommen. Dafür brauchen sie bei der Ausfuhr einen Stempel vom deutschen Zoll.
2,8 Millionen solcher Ausfuhrkassenzettel wurden im vergangenen Jahr abgestempelt, so das Zollamt. Das sei ein leichter Zuwachs von 200.000 im Vergleich zum Vorjahr. Aber bei weitem nicht mehr so viel wie in der Zeit vor Corona und bevor die Bagatellgrenze 2020 eingeführt wurde. Vor fünf Jahren waren es laut Zoll fast sechs Millionen Ausfuhrbescheinigungen, die an der Grenze vorgelegt wurden.
Nicht alle Schweizer Kunden kaufen so viel wie früher in Deutschland ein
Der grenzüberschreitende Einkaufstourismus hat insgesamt nachgelassen. Ein Grund dafür sei Corona. Viele Schweizer hätten sich besonnen und würden wieder mehr im eigenen Heimatland einkaufen, vermutet der Leiter des Autobahnzollamtes Ralf Schemenauer.
Andere wiederum kämen vielleicht nicht mehr jede Woche, sondern nur einmal im Monat und kaufen das Benötigte auf Vorrat ein. Andere wiederum sprächen davon, dass es ihnen in Deutschland mittlerweile zu teuer sei.
Spürhunde finden Sprengstoff, Bargeld und Drogen
Wichtige Helfer der Zollbeamten sind ihre Spürhunde. Sie finden Sprengstoff, Bargeld und Drogen. Allein im letzten Jahr spürten sie nach Angaben des Zollamts 34 Kilogramm Kokain auf – den Großteil bei drei Funden. In einem Fall wurde mehrere Kilos der Droge in Hohlräumen eines Fahrzeugs versteckt.
Schmuggel in die Schweiz Zollbeamte finden in Weil 25 Kilo Kokain - insgesamt vier Festnahmen
Dem Hauptzollamt Lörrach sind im August mehrere größere Drogenfunde gelungen - der wichtigste davon am Autobahn-Grenzübergang Weil am Rhein. Dort wurden zwei Männer erwischt.
Zahl der abgefertigten Lastwagen ging leicht zurück
An normalen Tagen werden in Rheinfelden und Weil am Rhein mehrere Tausend Lastwagen überprüft. Ihre Zahl ist auf das Jahr gesehen allerdings leicht zurückgegangen. Mehr als 1,3 Millionen Lkw-Ladungen seien vom Zoll bearbeitet und zum Teil auch gesichtet worden. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von rund 20.000 Lkw. Im Reiseverkehr wurden mehr als 50.000 Autos angehalten und 93.000 Reisende kontrolliert. Hier sind die Kontrollen der Bundespolizei, die im Oktober begonnen hatten, spürbar.
Finanzkontrolle von Schwarzarbeit soll ausgebaut werden
Eine weitere wichtige Aufgabe des Hauptzollamtes ist es, Schwarzarbeit zu bekämpfen. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 750 Betriebe überprüft und 1.650 Strafverfahren eingeleitet. Was die Behörde dabei feststellt: Mittlerweile gibt es auch hier organisierte Kriminalität. Dabei werben Banden Menschen an, die weit unter dem Mindestlohn bezahlt werden und immer nur kurzzeitig an unterschiedliche Arbeitsstätten in ganz Deutschland vermittelt werden.
Laut Hauptzollamtsleiter Matthias Heuser passiere das in den verschiedensten Branchen: ob Bauwirtschaft, Nagelstudios, Landwirtschaft oder Gastronomie. Es gäbe Strukturen, die nur dazu dienen würden, Einnahmen zu verschleiern. Die Menschen würden schwarz beschäftigt werden und Abgaben würden auch nicht gezahlt werden, so Heuser. Die Folge sei oft, dass die Beschäftigten in Deutschland zu menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht werden.