Dialogveranstaltung zur Kommunalwahl

Freiburg: Wenn Wählerinnen und Wähler ihre Themen auf den Tisch bringen

Stand
Autor/in
Louise Schöneshöfer
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Selbst Themen setzen statt Wahlkampfreden hören - so die Idee einer Dialogveranstaltung zur Kommunalwahl in Freiburg. Bürgerinnen und Bürger saßen mit Kandidierenden an einem Tisch.

Wahlkampf mal anders herum: Statt den Kandidierenden für den Gemeinderat die inhaltlichen Debatten zu überlassen, durften interessierte Freiburgerinnen und Freiburger am Montagabend ihre eigenen Themen auf den Tisch bringen.

Diskussionen am Tisch auf Augenhöhe

An 14 Tischen saßen im Bürgerhaus Zähringen jeweils eine Vertreterin oder ein Vertreter der 14 anwesenden Freiburger Listen. Die Teilnehmenden zogen in mehreren Runden von Tisch zu Tisch, um miteinander zu diskutierten und sich auszutauschen.

Wer an der Veranstaltung teilnehmen wollte, konnte sich kostenfrei anmelden. Viele kamen, um sich zu informieren. Carsten Berg etwa, der in Freiburg geboren ist und seit kurzem wieder in der Stadt lebt. Er wollte sich ein Bild über die verschiedenen Listen machen. "Ich muss gestehen: Bei der ganzen Vielfalt an Kandidaten bin ich ein bisschen verwirrt", da erhoffe er sich ein bisschen Klärung.

Rund 100 Teilnehmende und Politiker dabei

Doch es ging weniger um die inhaltlichen Programme der Listen. Viel mehr haben die Teilnehmenden die Möglichkeit nutzen können, Kandidierende als Mensch - und nicht als Politiker - kennenzulernen. Rund 100 Menschen aus verschiedensten Bereichen haben an dem Abend teilgenommen und Themen generationenübergreifend behandelt. Etwa darum, was die Grenzen des Sagbaren seien oder wie wir als Gesellschaft eine gesunde Streitkultur lernen.

Wählerinnen und Wähler standen im Mittelpunkt

Im Zentrum stünden die Teilnehmenden, die ihre Sicht äußerten, so Daniel Hiekel, Geschäftsführer der Allianz für werteorientierte Demokratie in Freiburg (All We Do). Der Verein hatte den Abend organisiert. Wichtig sei, so Hiekel, dass die Menschen erzählten, wie sich für sie die Demokratie verändern müsse und was sie sich von der Politik wünschten.

Das ganz Besondere an diesem Format ist, dass wir die klassische Wahlveranstaltung einmal umdrehen

Schwerpunkt der Veranstaltung war die Frage: Wie lässt sich die Demokratie stärken? In drei Teilen wurden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, zu diskutieren: Wo sollen Grenzen gesetzt werden, um sie zu schützen? Was soll an ihr wertgeschätzt werden? Und was muss jeder einzelne für die Demokratie tun?

Aktiv zuhören und das Verstandene wiedergeben

"Politische Gäste", wie Hiekel die Kandidierenden nennt, würden so "aus den klassischen Wahlveranstaltungen rausgenommen", sagt der Geschäftsführer von All We Do. In erster Linie sollten sie aktiv zuhören. "Wir haben dort Menschen, die vielleicht zum ersten Mal auf Augenhöhe mit der Politik ins Gespräch kommen.", sagt Hiekel. Drei Minuten Zeit hatte jeder Teilnehmende, um seine Anliegen zu äußern. Alle sollten die Chance haben, zu Wort zu kommen. Anschließend hatten die Kandidierenden die Aufgabe, in ihren Worten wiederzugeben, wie sie die Bürgerinnen und Bürger verstanden haben. So ergebe sich eine konstruktive Diskussion, erklärt Marina Leidfried, die den Abend moderierte.

Zwei Drittel der Freiburger Listen haben teilgenommen

Nicht alle der insgesamt 20 Freiburger Listen waren vertreten. Unter anderem die Freien Wähler (FW), die Unabhängingen Frauen Freiburg (UFF), Meinrad Spitz (SPITZ) und die Alternative für Deutschland (AfD) waren nicht anwesend.

"Dieser Austausch über die Blasen hinweg war wirklich gelungen, eine schöne zwischenmenschliche Atmosphäre", freut sich eine Teilnehmerin am Ende. Ein anderer Teilnehmer war sehr positiv überrascht davon, wie interaktiv die Veranstaltung gewesen sei. Eine dritte fand, "verschiedene Meinungen zu hören", sei wichtig: "Wir brauchen mehr Kontakt."

Kandidierende nehmen Impulse mit

Die Idee der Veranstaltung war auch, dass die Kandidierenden Impulse aus den Gesprächen mit in den Gemeinderat nehmen, sollten sie gewählt werden. Am Ende der Diskussionsrunden wurden alle 14 Kandidierenden aufgefordert, zu benennen, welches Fazit sie aus dem Abend ziehen.

Daniel Hiekel findet, dass sich diese Arbeit im Kleinen lohnt und wertvoll sei. Er sei jedes Mal dankbar, wenn Leute sagten, dass sie jetzt wieder Vertrauen in die Politik hätten. Ihm zufolge ist es wichtig, dass "Menschen nicht hinter ihrem Laptop verschanzt bleiben" und am Ende gar keine Gespräche mehr führen.

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