Bräuche und Mythen

Wochenrückblick Stuttgart: Warum heißt die Maultasche eigentlich Maultasche?

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Autor/in
Thomas Fritzmann
Thomas Fritzmann

Hat die Fasnet etwas mit dem Heidentum zu tun? Woher stammt die Maultsche? Auf welche Methoden setzen Betrüger seit vergangenem Jahr immer öfter? Alles im Wochenrückblick.

Grüßle, ich bin Thomas Fritzmann, Redakteur im SWR-Studio Stuttgart. Im Wochenrückblick gehen wir nochmal drei der Themen aus dieser Woche nach. In dieser Woche:

Warum feiern wir Fasnet?

Unser Brauch, der geht noch auf das Heidentum zurück, als es hier noch gar kein Christentum gab, glauben nach wie vor einige, auch in der Region Stuttgart. Quatsch, entgegen dem Historikerinnen und Historiker. Der Konsens in der Wissenschaft: Die "schwäbisch-alemannische Fasnet" ist ein christliches Fest.

Ein traditionelles Highlight während der Fasnet: Die schwäbische Fasnet aus Donzdorf (Kreis Göppingen).

Das Wort "Fasnet" kennzeichnet den Zeitraum vor der Fastenzeit. Die beginnt am Aschermittwoch und dauert insgesamt 40 Tage, bis zur Osterwoche. Die kirchlichen Verbote, die mit der Fastenzeit einhergingen, änderten sich in der Geschichte und unterschieden sich teilweise von Region zu Region. Einige der Regeln waren jedoch zum Beispiel: kein Sex, keine Hochzeiten, keine tierischen Produkte und kein Wein - Bier hingegen war erlaubt.

Schellenteufel der Narrenzunft AHA Weil der Stadt
Schellenteufel der Narrenzunft AHA Weil der Stadt

Bevor es also in die Zeit des Verzichts ging, galt es, nochmal die schönen Dinge im Leben zu genießen und Vorräte aufzubrauchen, die in der Fastenzeit sonst schlecht würden. Der "Schmutzige Donnerstag" (Schmotzige Dunschtig), beispielsweise hat nichts mit Dreck zu tun. Schmutz bedeutet in diesem Zusammenhang Fett. Eines der Nahrungsmittel, das überwiegend von Tieren gewonnen wurde. So sollen beispielsweise auch die Rezepte für die besonders fetthaltigen Fasnachtskrapfen entstanden sein.

SWR-Reporterin Laura Cloppenburg fasst einige der Bräuche am "Schutzingen Dunschtig" in der Region Stuttgart zusammen.

Der "Fastenbruch" stand sogar unter Strafe. Tricks, um der Enthaltsamkeit zu entgehen gab es trotzdem einige. Da Fleischverzehr verboten war, das Essen von Fischen aber erlaubt, wurden beispielsweise Enten, Otter, Biber und Frösche im Mittelalter kurzerhand zu Fischen erklärt. Auch ein Ferkel, das in einen Brunnen geworfen wurde und dort ertrank, war nach der Auslegung einiger Mönche damit ein Wassertier.

In Deutschland wird niemand mehr dafür bestraft, das Fasten zu brechen. Trotzdem gibt es den Brauch in verschiedenen Religionen. Wie ist das bei euch?

Die Abstimmung ist bereits beendet.

Fastet ihr?

  • Ja, ich faste. Als Gläubiger gehört sich das einfach. 6,6%
  • Ja, ich faste. Aber nicht aus religiösen Gründen. 14,5%
  • Nein, ich faste nicht. Aber ich hab riesigen Respekt vor denen, die das durchziehen. 46,3%
  • Nein, ich faste nicht. Ich halte das auch für ziemlichen Unfug. 32,6%

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

Vergangene Woche haben wir euch gefragt, ob ihr euch schon auf die Fußball-EM in Stuttgart freut. Die meisten Stimmen (52,1 Prozent) erhielt: "Wie bitte, Fußball? Kann man das essen?"

Das Fasten und die Legende der Maultasche

Und - wie allgemein bekannt - hätte es ohne das Fasten auch eine der größten Errungenschaften der schwäbischen Zivilisation möglicherweise nie gegeben. Dem Mythos folgend zumindest, kam der Laienbruder Jakob in Maulbronn, unverhofft in den Besitz eines fetten Stücks Fleisch.

Im Vordergrund steht ein steinerner Brunnen. Dahinter sind große Bögen in der Klostermauer eingearbeitet, die in einen Garten führen.
Wurde in diesen Klostermauern die Maultasche erfunden? Das Kloster in Maulbronn (Enzkreis) ist UNESCO-Welterbe. Es gehörte zur Ordensgemeinschaft der Zisterzienser, die ihren Ursprung in Frankreich hatten.

Beim Reisigsammeln soll ihm ein flüchtender Dieb einen Rucksack mit dem Fleisch geradezu vor die Füße geworfen haben. Und das ausgerechnet in der Fastenzeit. Nun stand der treue Christ vor einem moralischen Dilemma, denn das Fasten zu brechen war für ihn natürlich undenkbar. Doch seine schwäbische Tugend ließ im keine andere Wahl, als das gute Fleisch nicht verkommen zu lassen.

Der Bruder kam auf eine Idee: Im Kloster hackte er das Fleisch in kleine Stücke und mischte es unter Gemüse. Die Mischung verteilte er in Teigtaschen. So konnte Gott nicht sehen, dass er und seine Brüder Fleisch aßen. Die "Herrgottsbescheißerle" waren geboren. Offenbar glaubte der fromme Christ nicht an die Allmächtigkeit Gottes und auch Aufrichtigkeit war im Wertekodex des Mönchs wohl nicht vertreten.

Ein Mann macht Maultaschen und rollt den Teig um die Füllung.
Für viele ist es gerade die Füllung mit ihrer rauen Textur, die die Maultasche zur Maultasche macht.

Die Geschichte dient auch als Erklärung für den Namen der Maultasche. Wer eine große auf einen Biss ist, dem wird nicht das Maul gestopft. Die Maultasche kommt der Legende nach eben aus Maulbronn. Doch Belege für diesen Mythos gibt es nicht und wahrscheinlicher ist, dass die Teigtasche ihren Weg von China über Italien bis nach Deutschland fand. Die Kernfrage im Streit darum, wer die Maultasche erfunden hat, bleibt jedoch: Ab wann gilt etwas als Erfindung?

Metzger Edwin Straßer schneidet seine Maultasche in Stück. 1642 Meter Maultasche liegen ausgebreitet auf Alufolie. Dutzende Zuschauer sthen darum.
Die längste Maultasche der Welt stammt - wie könnte es anders sein, aus der Region Stuttgart. Die ungeschnittene Maultasche von Metzger Edwin Straßer aus Herrenberg (Kreis Böblingen), war sage und schreibe 1642 Meter lang. Den Rekord stellte er bereits Ende März 2004 auf.

War es die Nudel, die mutmaßlich in China entstand, die die Maultasche hervorbrachte? Die Füllung, wie sie in italienischen Ravioli landet, die große Errungenschaft? Oder ist es die spezielle deutsche Mischung und Form, was die Maultasche zur Maultasche macht? Und auch darüber, wann welche dieser Ideen wo entstand, wird weiterhin gestritten.

Über die Fasnets-Bräuche am Schmutzigen Donnerstag in der Region Stuttgart hat SWR4 BW am 8.2.2024 berichtet.

Seit vergangenem Jahr steigend: Betrug über Messenger-Dienste

Telefonbetrug ist ja so 2020. Inzwischen setzen Betrüger immer öfter auf Messenger-Dienste, bei denen keine Stimme erforderlich ist, um Opfer dazu zu bringen, Geld zu übergeben. Vergangenen Sonntag wurde beispielsweise ein 61-Jähriger in Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) Opfer so einer Masche.

Bei einem Kurznachrichtendienst gab sich der noch unbekannte Betrüger als Tochter des 61-Jährigen aus. Sie habe eine neue Handynummer und brauche finanzielle Unterstützung. Daraufhin überwies der Mann aus Marbach mehrere Tausend Euro auf zwei unterschiedliche Konten, die ihm der Betrüger per Chat nannte.

Dass er betrogen wurde, fiel erst auf, als der 61-Jährige per Festnetz Kontakt mit seiner Tochter aufnahm. SWR-Recherchen ergaben, dass Betrügerinnen und Betrüger insbesondere im vergangenen Jahr immer öfter auf Kurznachrichtendienste setzten, statt beispielsweise auf Telefonbetrug. Offizielle Zahlen liegen dem SWR bisher noch nicht vor.

Ein junger Mann hält ein Smartphone der Marke Apple an sein Ohr.
Ob Telefon oder Messenger: Die Methoden, auf die die Betrüger setzen, sind die gleichen.

Die Polizei empfiehlt bei derartigen Nachrichten immer und sofort die mutmaßlichen Familienangehörigen unter der bisher bekannten Nummer anzurufen, bevor eine neue Nummer eingespeichert wird. Sollte ein Betrug vermutet werden, sollten sich potentielle Opfer an die Polizei wenden, eine Anzeige aufgeben und die Nummer blockieren. Tipps um Betrug zu erkennen und zu verhindern, gibt die Polizei auch im Internet.

Über den Messenger-Betrug in Marbach hat SWR4 BW am 6.2.2024 berichtet.

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