Mehr als zwei Monate nach der offiziellen Einweihung ist das Testfeld für Windkraftanlagen bei Donzdorf (Kreis Göppingen) noch nicht komplett fertig. Dafür gibt es mehrere Gründe, sagte Projektleiter Andreas Rettenmeier vom Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) am Freitag auf SWR-Nachfrage. Neben den Nachwirkungen der Pandemie spiele dabei auch die Komplexität der Anlage eine Rolle.
Keine "normalen" Windräder aus der Serienproduktion
Windräder haben in der Regel vor allem einen Zweck: Sie sollen möglichst viel grünen Strom erzeugen. Anders in Donzdorf: Hier steht die Stromproduktion nicht im Mittelpunkt, dafür die Forschung. So soll beispielsweise herausgefunden werden, wie Windräder effizienter, leiser und langlebiger betrieben - und außerdem auch noch Vögel und Fledermäuse geschützt werden können. Dafür wird viel Technik benötigt: Sensoren, Kameras und eine Menge Elektronik. "Das sind keine Windräder aus der Serienproduktion", erklärt Projektleiter Rettenmeier.
Er und sein Team müssen die Windräder selbst nachrüsten. Gleiches gilt für die vier Messmasten, die um die Windräder herum errichtet wurden. Das kostet viel Zeit, vor allem auch, weil die Windkraftforscher keine Mannschaft von Bauarbeitern haben. "Wir machen fast alles selbst", so Rettenmeier. Mal sind sie zu viert, mal zu sechst. Als Projektleiter hat er nicht nur die Bauaufsicht, kümmert sich um Finanzen und die Ausschreibungen, er hilft auch beim Anschluss von Sensoren, unterstützt beim Verlegen von Erdleitungen und tauscht Geräte an den 100 Meter hohen Messmasten.
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Testfeld für Windkraft sollte ursprünglich 2020 fertig sein
Eigentlich sollte das Windkraft-Testfeld bereits 2020 in Betrieb gehen. Doch ein wichtiger Zulieferer sei insolvent gegangen, berichtet Projektleiter Rettenmeier. Dann kam Corona und was folgte waren Lieferschwierigkeiten, Fachkräftemangel und wirtschaftliche Probleme bei anderen Zulieferern. Auch eine Klage verzögerte den Weiterbau.
Die Verzögerung schlägt sich nun auf die Kosten nieder. Statt ursprünglich sieben Millionen Euro muss das ZSW nun allein für die Anlagenteile mehr als neun Millionen Euro aufbringen. Auch die weiteren Kosten für beispielsweise Verlege- und Erdarbeiten seien gestiegen, heißt es beim ZSW.
Windräder sollen ab Dezember Strom produzieren
An der Donzdorfer Windkraft-Testanlage sind Universitäten und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland beteiligt. Sie alle drängen darauf, dass die Anlage möglichst schnell an den Start geht. Denn sie erhoffen sich wichtige Daten von der Anlage, die auf Windkraft im bergigen Gelände spezialisiert ist und auch auf Grund ihres uneingeschränkten Zugangs für die Forschung laut ZSW die einzige ihrer Art weltweit ist.
Noch vor Jahresende soll sich das Windrad drehen und erstmals Strom produzieren, so der aktuelle Zeitplan. Im Januar soll dann die gesamte Anlage inklusive aller wissenschaftlicher Mess- und Testanlagen in Betrieb gehen. Damit das klappt, würden bereits jetzt parallel zu den Arbeiten die sachkundigen Prüfungen, sprich auch die Abnahmen von den Genehmigungsbehörden laufen.
Doch selbst wenn die Windräder laufen und die Messanlagen voll in Betrieb sind, ist für die gespannten Forschenden noch etwas Geduld gefragt. Projektleiter Rettenmeier formuliert es so: "Bis die Tests starten, wäre ein Monat normale Betriebszeit gut."