Große Städte wie Göppingen und Geislingen an der Steige haben dem Landkreis einen offenen Brief geschrieben. Sie fordern mit konkreten Lösungsvorschlägen das wachsende Müllproblem anzugehen. Der wilde Müll - sei es in städtischen Mülleimern, Sammel-Containern oder im Wald - habe sich fast verdoppelt, sagt Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier (Grüne) dem SWR. Er meint, das seien die Folgen des neuen Müllkonzepts, das der Landkreis erst eingeführt hat.
Führt neues Konzept zu illegalem Müll?
Seit 2022 hat sich das Müllkonzept im Landkreis Göppingen geändert. Es gibt kleinere Tonnen, die Gebühren sind gestiegen und es wird weniger geleert. Ziel ist, den Müll zu reduzieren. Denn der Landkreis stand landesweit an der Spitze mit dem höchsten Müllaufkommen. Das hat sich mit dem neuen Konzept geändert, die Müllmengen haben sich nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebs Göppingen seither fast halbiert. Die Menschen trennen mehr: Sperrmüll, Glas und auch der Biomüll landen nicht mehr im Restmüll. Gleichzeitig aber scheinen immer mehr Menschen ihren Müll in öffentlichen Mülleimern, am Straßenrand und im Wald zu entsorgen.
Für Biomüll gibt es Säcke, keine Tonnen
Alex Maier hat es selbst erlebt, als er er noch in der Innenstadt wohnte. Der Biomüll wird in Beuteln gesammelt, so türmen sich also die Berge vor der Tür. Teilweise legen die Leute die Beutel schon mehrere Tage vor der Abfuhr raus.
Auch öffentliche Mülleimer werden zweckentfremdet und mit Hausmüll gefüllt. Diese quellen über und es passt nichts anderes mehr rein. Fotos der Stadt dokumentieren die Vermüllung.
Abfallwirtschaft überzeugt von neuem Konzept
Betriebsleiter Julian Kuhn von der Abfallwirtschaft in Göppingen steht dennoch hinter dem neuen Konzept. Er freut sich darüber, dass sich durch das neue Müllkonzept die Menge an Müll enorm reduziert hat. Und was die Biomüllsäcke betrifft: auch er findet die nicht optimal. Bei der Einführung hatte die Abfallwirtschaft eine Umfrage gemacht. Fazit: Biotonnen würden zu viel Platz brauchen, Säcke wären besser.
Das möchte er zukünftig ändern nach den Erfahrungen, die sie gemacht haben. Frühstens 2027 könnten sie auf die Biotonne oder ähnliches umstellen. Aber: dass das neue Müllkonzept Ursache für die Vermüllung der Stadt und der Landschaft sei, glaubt er nicht. Das sei ein deutschlandweites Problem, dass der wilde Müll zunimmt.
Müll: Städte fordern endlich Lösungen
Eine Antwort, die die Städte nicht zufriedenstellen wird. Trotz jahrelangen Austauschs mit dem Kreis wollen die Oberbürgermeister der Städte Göppingen, Geislingen und Eislingen mit dem offenen Brief an den Landkreis erreichen, dass sie mit gezielten Lösungsansätzen im Müll nicht "ersticken". Unter anderem fordern sie ein "geeigneteres Sammelsystem" für den Biomüll.
Der Müll wird noch teurer
Ab 2025 sollen die Preise, nachdem sie 2022 um 10,8 Prozent gestiegen sind, weiter um 3 Prozent angehoben werden. Darüber stimmt der Kreistag im November 2024 ab. Allgemeine Preissteigerungen und die politische Situation treiben die Müllgebühren, so der AWB Göppingen, nach oben. Vergleicht man allerdings die Höhe der Müllgebühren im Kreis Göppingen mit denen anderer Kreise im Raum Stuttgart, sind sie nicht die höchsten.