51 Jahre lang fehlt von "Anna selbdritt" jede Spur. Die 85 Zentimeter hohe, aus Lindenholz geschnitzte Figur aus dem 15. Jahrhundert wurde 1973 zusammen mit weiteren Heiligenfiguren aus der Pfarrkirche St. Cyriakus in Wiesensteig (Kreis Göppingen) gestohlen. Jetzt tauchte sie im Katalog einer anstehenden Auktion in der Schweiz auf. Das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg wurde eingeschaltet und hat die Spur über mehrere Stationen zurückverfolgt. Wer wollte da "Anna selbdritt" verkaufen?
Gestohlene Figur: Spur führte zu Ehepaar
Das LKA hat für solche Fälle eine eigene Einheit von Spezialisten. Drei Beamte kümmern sich um Kunst-Kriminalität in Baden-Württemberg. Ein erster Hinweis erreichte die Polizisten von einem Experten, dann gingen die Ermittlungen los. Sie führten die Spezialisten zu einem Ehepaar.
Dieses hatte die Figur in den 70er-Jahren gekauft, ganz normal im Antiquitätenhandel und guten Glaubens offenbar, dass das alles seine Ordnung habe. Sie haben die viele tausend Euro wertvolle Figur ihrer Privatsammlung hinzugefügt. Jetzt ist das Paar dabei, diese Sammlung aufzulösen und wollte "Anna selbdritt" versteigern. Dann aber kam das LKA und machte dem Ehepaar klar, dass es sich um Diebesgut handelt.
Sammler geben Figur zurück - Kirche plant Feier
Da die ganze Geschichte schon mehr als 30 Jahre her war und das Paar die Figur damals gutgläubig gekauft hat, sind sie juristisch die rechtmäßigen Eigentümer. Die Reaktion des Paares war dennoch klar: Sie waren sofort bereit, die Skulptur an die Kirchengemeinde in Wiesensteig zurückzugeben. Immer wieder tauchen gestohlene Kunstwerke wieder auf, dass sie dann aber spontan zurückgegeben werden, das ist laut LKA schon eher selten.
Mit einer feierlichen Andacht in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Wiesensteig kehrt nun am kommenden Freitag, 22. November, "Anna selbdritt" zurück: LKA-Vizepräsident Jochen Katzmann wird sie wieder der Kirchengemeinde übergeben. Es soll ein ganz besonderer Tag für Wiesensteig werden.