Die Sanierung des Stuttgarter Opernhauses wird einige Jahre länger dauern als zunächst angenommen. Das hat der SWR aus Insiderkreisen erfahren. Die Stuttgarter Zeitung hatte zuerst darüber berichtet. Demnach wird sich vor allem der Bau der Interimsspielstätte um vier Jahre verzögern. In der Folge bedeutet das: Die Sanierung des Littmann-Baus, das historische Gebäude der Staatsoper Stuttgart am oberen Schlossgarten, kann nicht wie geplant Ende der 2030er-Jahre abgeschlossen werden, sondern frühestens Anfang der 2040er-Jahre. Über die Verzögerungen wollen die Verantwortlichen am Montagabend bei einer Pressekonferenz informieren.
SWR-Kultur-Reporterin Silke Arning über die aktuellen Entwicklungen bei der Opernsanierung:
Insiderkreise: Interimsbau verzögert sich
Die Sanierung der Oper besteht aus drei Teilprojekten: der Sanierung des eigentlichen Opernhauses (Littmann-Bau), dem Neubau eines Kulissengebäudes in Bad Cannstatt und dem Bau der Interimsspielstätte am Nordbahnhof bei den Wagenhallen. Die Verzögerungen kommen den Informationen nach vor allem durch die Interimsspielstätte zustande. Bei den Wagenhallen sollen die dortigen Gebäude zunächst für die Interimsoper umgebaut und angepasst werden.
Für eine nachhaltige Nutzung sollen die Gebäude nach der Opernsanierung für die sogenannte Maker City genutzt werden, einem Raum für vielseitige Lebens‐ und Wohnformen, so die Stadt Stuttgart. Ursprünglich sollte mit dem Bau der Interimsoper 2026 begonnen werden. Das Ende war für 2029 vorgesehen. Der neue Zeitplan sieht aber einen Baubeginn im Jahr 2028 und eine Fertigstellung 2032 vor. Vier Jahre später als geplant könnten dann erst die Opernproduktionen mit Künstlerinnen und Künstlern an die Wagenhallen umziehen.
Littmann-Bau: Gesamtsanierung verzögert sich
Das bedeutet auch, dass mit der Sanierung des Littmann-Baus erst vier Jahre später begonnen werden kann. Vier weitere Jahre, in denen die veraltete Technik in dem 112 Jahre alten Gebäude durchhalten muss. Ursprünglich sollte die Sanierung bis 2039 abgeschlossen sein. Ob sich dann auch die Gesamtfertigstellung um vier Jahre verzögert, scheint bisher noch nicht klar zu sein. Von Seite der Staatstheater Stuttgart heißt es auf SWR-Anfrage nur, dass man am Montagabend über das weitere Vorgehen informieren werde. Klar ist aber: Der ursprüngliche Fertigstellungstermin ist nicht mehr zu halten und wird sich bis Anfang der 2040er-Jahre verzögern.
Neuer Geschäftsführer äußert sich Sanierung der Stuttgarter Oper: Milliarde ist "keine gläserne Decke"
Die Opernsanierung sollte rund eine Milliarde Euro kosten. Das war der Stand vor ein paar Jahren. Jetzt hat sich der neue Geschäftsführer der Projektgesellschaft dazu geäußert.
Verzögerungen bei der Oper: Auswirkungen auf die Kosten?
Auch inwiefern sich die mutmaßlichen Verzögerungen auf die Kosten der Opernsanierung auswirken werden, scheint noch nicht klar zu sein. Denn es gibt noch keine finale Kostenkalkulation. Die Kosten wollen sich das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart teilen. Bisher wird für die Sanierung rund eine Milliarde Euro veranschlagt - eine Berechnung aus dem Jahr 2019. Darin enthalten ist die Grundsumme von 550 Millionen Euro für die Sanierung, außerdem sind 450 Millionen Euro für die Abfederung von Risiken vorgesehen und sowie für Baukostensteigerungen.
Ob mögliche Kostensteigerungen durch den Puffer aufgebraucht sind, ist unklar. Eine finale Kostenkalkulation könne erst erstellt werden, wenn eine bestimmte Planungstiefe für jedes Projekt erreicht sei, heißt es aus Kreisen der Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater. Eine SWR-Recherche vor zwei Wochen hatte ergeben, dass die Kosten wohl laut Insidern auf bis zu zwei Milliarden Euro steigen dürften.
Insider berichten von 1,5 bis 2 Milliarden Euro Sanierung des Stuttgarter Opernhauses könnte deutlich teurer werden
Die Sanierung des Opernhauses in Stuttgart könnte erheblich teurer werden als die ursprünglich veranschlagte eine Milliarde Euro. Das hat der SWR aus Insiderkreisen erfahren.
Projektgesellschaft will Montagabend über Stand informieren
Seit einigen Wochen schon wird darüber spekuliert, ob sich die Sanierung verzögert und verteuert. Bisher haben die Verantwortlichen sich dazu nicht geäußert. Das soll sich am Montagabend ändern. Im Anschluss an die Sitzungen des Verwaltungsrats der Württembergischen Staatstheater und des Aufsichtsrats der Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater wollen die Verantwortlichen in einem Pressegespräch über den aktuellen Stand und die Veränderungen der Terminplanung informieren.
Bund der Steuerzahler: Kritik an Sanierungsplan
Bereits Anfang November hatte sich der Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg zu Wort gemeldet. Er kritisiert fehlende Transparenz bei der Opernsanierung und warnt vor einer Kostenexplosion wie beispielsweise in Köln. Dort haben sich die Kosten für die Sanierung von ursprünglich geplanten 250 Millionen Euro im Lauf der Jahre auf rund 800 Millionen erhöht. Auch die Fertigstellung hat sich verzögert. Noch bestehe die Möglichkeit die Reißleine zu ziehen, so der Steuerzahlerbund.
Höhe der Kosten immer noch unklar Steuerzahlerbund fordert Transparenz bei Sanierung der Oper in Stuttgart
In Stuttgart zieht sich die geplante Sanierung des Opernhauses. Der Steuerzahlerbund warnt vor einer Kostenexplosion und fordert mehr Klarheit bei der Höhe der Finanzierung.
Planung zieht sich seit Jahren
Ist es gerechtfertigt, schlussendlich eine Milliarde Euro Steuergelder vorzusehen, oder ginge es auch kleiner oder mit einem günstigeren Neubau? Eine Frage, die seit Jahrzehnten um die Opernsanierung in Stuttgart gestellt wird. Aber eigentlich ist die Entscheidung längst gefallen: Die Interimsspielstädte an den Wagenhallen soll kommen. Im Herbst 2020 hatten sich bei einer Bürgerbeteiligung 57 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in mehreren Sitzungen mit den komplexen Plänen auseinandergesetzt. Sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Sanierung samt Einbau einer sogenannten Kreuzbühne sinnvoll sei. Die Projektgesellschaft solle das Projekt steuern, diese soll zur Hälfte von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg finanziert werden.