Der Tunnel, über den der Bahnverkehr von Tübingen an die neue Stuttgart 21-Infrastruktur angebunden werden soll, ist eingeweiht worden. Beim sogenannten Tunneldurchschlag wurde am Dienstag bei Oberboihingen (Kreis Esslingen) feierlich eine Wand durchbrochen, die den Tunnel noch vom Freien trennte.
An dem Termin nahmen Vertreter der Landespolitik und der Deutschen Bahn teil. Rund elf Monate hatten sich die Tunnel-Fachleute zuvor mithilfe von Baggern und Sprengstoff durch das Gestein gegraben. Michael Pradel, Geschäftsführer für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, bezeichnete den Tunneldurchbruch als weiteren Meilenstein.
Was die Große Wendlinger Kurve bringen soll
2018 hatte das Land Baden-Württemberg die Ergänzung zu Stuttgart 21 bei der Deutschen Bahn in Auftrag gegeben. Ziel war, einen Flaschenhals-Effekt für Züge aus Richtung Tübingen zu vermeiden. Mit der Großen Wendlinger Kurve, die nun zur Kleinen Wendlinger Kurve hinzukommt, wird die Neckartalbahn in die Neubaustrecke zweigleisig eingeschleift. Außerdem werden Kreuzungen vermieden.
Keine schweren Unfälle: Tunnel-Team dankt der Schutzpatronin
Insgesamt ist die Verbindung nach Angaben der Bahn 1.600 Meter lang. Nach einer Grabungsstrecke von 660 Metern gelang den Tunnel-Fachleuten der geplante Durchbruch in Oberboihingen mit einer Genauigkeit von elf Millimetern. Bei der Feier hielten die Beteiligten eine Andacht ab und sangen dabei gemeinsam das traditionelle Steigerlied. Mit der Feier wollten sie sich auf traditionelle Weise bei der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Bergleute dafür bedanken, dass es bei den Tunnelarbeiten zu keinen schweren Unfällen gekommen war.
Oberboihinger Bürgermeister hofft auf Ruhe
In den kommenden Monaten steht im Tunnel noch der Einbau der sogenannten Innenschale an. Oberboihingens Bürgermeister Ulrich Spangenberg (parteilos) zeigte sich erleichtert, dass sich damit das dritte Großprojekt der Deutschen Bahn in seiner Gemeinde dem Ende entgegen neigt. Die Anwohnerinnen und Anwohner hätten über die Jahre einiges mitmachen müssen, so Spangenberg.
Insgesamt sei dieses Projekt im Vergleich mit den beiden anderen aber mit Abstand am zügigsten verlaufen. Auch die Kommunikation sei gut gelaufen, was wieder etwas versöhne, so Spangenberg.
2026 sollen die ersten Züge rollen
Der geplante Starttermin für den Zugverkehr über die sogenannte Kleine und die Große Wendlinger Kurve ist im Dezember 2026, wie die Deutsche Bahn nun bekannt gab. Ab dann soll die bestehende Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Tübingen mit der im Rahmen von Stuttgart 21 entstehenden Infrastruktur verbunden sein. Das Bauprojekt war mit rund 100 Millionen Euro angesetzt, die finalen Kosten sind noch nicht bekannt.