Nach dem Messerangriff auf der Königstraße in Stuttgart zeigten sich die mutmaßlichen Täter vor dem Landgericht Stuttgart am Montag geständig. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die drei jungen Männer im Juli 2024 auf der Königstraße drei Personen zum Teil schwer verletzt haben. Ihnen wird unter anderem versuchter Totschlag vorgeworfen. Laut Anklage war ein Messer mit im Spiel. Einer der Angegriffenen sei so schwer verletzt worden, dass er sich in Lebensgefahr befunden habe.
Tag neun der Verhandlung: Geständnis nach Messerattacke
Seit Ende Januar läuft der Prozess. Am neunten Tag der Verhandlung haben die Brüder gestanden. Zwei der jungen Männer ließen ihre Anwälte sprechen, einer äußerte sich persönlich zu dem Streit, der sich auf offener Straße mit einer Gruppe anderer Menschen entzündet hatte: "Der ältere Mann fing an, mich anzustarren und mir blöde Sprüche zu geben. Er sagte: 'Ist nicht eure Schuld, ist die Schuld von Deutschland, dass sie überhaupt so einen Scheißhaufen beherbergen!' Daraufhin antwortete mein Bruder: 'Wenn Deutschland Scheißhaufen beherbergt, was machst du dann hier?'."
Tat auf der Königstraße: Unter Drogeneinfluss gehandelt?
Den Erzählungen nach kam es zu einer Schlägerei, bei der unter anderem eine Schwester der Angeklagten verletzt worden sei. Dann holte laut Verteidigung einer der Angeklagten ein Messer aus seinem Rucksack. Er wollte die Freigabe seines Bruders erzwingen, der im Schwitzkasten steckte, schilderte der Verteidiger. Sein Mandant habe Panik bekommen und auf einen der Männer eingestochen.
Der Angeklagte, der das Messer gezogen haben soll, hatte nach eigenen Aussagen Tabletten genommen, unter anderem Ecstasy. Nach dem Angriff habe er das Messer weggeworfen und sei mit der Stadtbahn geflüchtet. Er wolle sich in aller Form entschuldigen, sagte er am Montag vor Gericht, auch beim Opfer. Darüber hinaus sei er motiviert, eine Drogentherapie zu machen.
Anfangs schwiegen die drei Angeklagten vor dem Landgericht Stuttgart
Zu Beginn des Prozesses hatten die drei Angeklagten die Vorwürfe nicht kommentiert. Ihr Mandant werde sich "schweigend verteidigen", hatte die Verteidigerin des ältesten Bruders beim Prozessauftakt Ende Januar verkündet. Die beiden Verteidiger der anderen Brüder äußerten sich damals ähnlich. Das Urteil am Landgericht Stuttgart wird nach derzeitigem Stand im Juni fallen.
Diskussion um Waffenrecht Zunehmende Messergewalt in BW: Braucht die Polizei mehr Befugnisse?
Nach Fällen von Messergewalt in der Stuttgarter Innenstadt geht die Diskussion über die notwendigen Konsequenzen weiter - vor allem mit Blick auf das Waffenrecht.
Nach Tat in Stuttgart: Bundesweite Debatte um Abschiebungen
Die Tat hatte im Nachgang bundesweit für eine politische Debatte wegen der Abschiebung ausländischer Straftäter gesorgt. Denn die drei angeklagten Brüder sind Mitglieder einer Großfamilie aus Syrien. Sie bringen es gemeinsam mit den nahen Verwandten auf mehr als 150 Einträge im Polizeiregister - darunter etwa gefährliche Körperverletzung, Diebstähle, Beleidigung, Bedrohung, Betrug und Leistungserschleichung. Das geht aus einer Antwort des baden-württembergischen Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag hervor.
So wurde auch ein vierter Bruder von der Jugendkammer des Landgerichts Stuttgart Ende September 2024 wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren und drei Monaten Jugendstrafe verurteilt. Dieses Urteil ist rechtskräftig. Bei dem Prozess ging es um die blutige Auseinandersetzung vor der Stadtbibliothek am Mailänder Platz im November 2023. Einen fünften Bruder hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen eines Vorfalls im September 2024 angeklagt - unter anderem wegen Geiselnahme. Der Prozess soll am 18. Februar starten.
Bund muss grünes Licht geben Straftäter in BW: Weitere Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien möglich
Vor kurzem wurden erstmals seit der Machtübernahme der Taliban straffällige Afghanen in ihr Heimatland abgeschoben. Weitere Abschiebungen könnten folgen, wenn der Bund zustimmt.
Entwicklung in Syrien hatte Debatte neu entfacht
Nach der Tat wurde bundesweit diskutiert, ob Straftäter künftig auch in Krisenregionen abgeschoben werden können - auch mit Blick auf die tödliche Messerattacke auf den Polizisten Rouven Laur in Mannheim Ende Mai 2024. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte im Verlauf der Debatte erklärt, dass Schwerkriminelle auch nach Afghanistan und Syrien abgeschoben werden sollen. Die Debatte hatte nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien Anfang Dezember erneut Fahrt aufgenommen.