Im September führen vier Mitarbeiter des Stuttgarter Jugendamts in Griechenland Vorstellungsgespräche mit Erzieherinnen und Erziehern. Das sagte der stellvertretende Leiter des Jugendamts Bernd Mattheis dem SWR. "Unser Ziel ist es, auf diesem Wege etwa zehn bis 15 Erzieherinnen und Erzieher für städtische Kitas in Stuttgart zu rekrutieren", so Mattheis. Falls der Plan aufgeht, rechnet Mattheis damit, dass die neuen Fachkräfte aus Griechenland etwa Mitte 2025 ihre Arbeit in Stuttgart aufnehmen könnten.
Kita-Personal: "Markt ist abgegrast"
Der Bedarf ist groß. Bei den städtischen Kitas sei derzeit fast jede zehnte Stelle unbesetzt, so der stellvertretende Jugendamtsleiter. Das entspricht etwa 250 Erzieherinnen und Erziehern, die fehlen.
Der Personalmangel hat laut Mattheis mehrere Gründe. "In den letzten 15 Jahren hat sich der Personalstand in Kitas deutschlandweit fast verdoppelt. Der Markt ist abgegrast." Hinzu kommt die demografische Entwicklung. Sie führt dazu, dass in vielen Branchen Nachwuchskräfte dringend gesucht werden, nicht nur in den Kitas.
Große Protestaktion gegen Personalmangel in Kitas 2023
Im Sommer 2023 hatten sich Eltern mit Erzieherinnen, Erzieher und andere Betroffene im Raum Stuttgart zu der Initiative "Kitastrophe" zusammengefunden, um gegen den Personalmangel in Kitas zu demonstrieren. Im Juli vergangenen Jahres gab es auch einen Demozug und eine Kundgebung in Stuttgart.
Trommeln gegen die "Kita-Krise" "Kitastrophe": Eltern demonstrieren mit Erzieherinnen
In der Not vereint: Eltern und Kita-Mitarbeitende demonstrierten am Freitag gemeinsam in Stuttgart bei der "Kitastrophe". Sie forderten bessere Betreuung und Arbeitsbedingungen.
Etwa 120 spanische Erzieherinnen und Erzieher in Stuttgart
Die Stadt Stuttgart setzt seit rund 20 Jahren auf verschiedene Maßnahmen bei der Personalgewinnung. Trotzdem bleibe die Lage schwierig. "Die eine große Lösung gibt es nicht", so Mattheis. "Ich bin leider nicht sehr optimistisch, dass wir kurzfristig einen Befreiungsschlag schaffen. Stattdessen versuchen wir mit vielen verschiedenen Bausteinen, die Personalnot bei Erzieherinnen und Erziehern langfristig zu verbessern."
Einer dieser Bausteine ist die Suche nach Erziehern im Ausland. In Spanien laufe schon länger eine Kooperation mit einer Universität, die Erzieherinnen und Erzieher ausbildet. Ein Mal im Jahr fahren Mitarbeitende der Stadt laut Mattheis zu Rekrutierungsgesprächen nach Spanien. Inzwischen seien etwa 120 spanische Erzieherinnen und Erzieher in Stuttgarts städtischen Kitas im Einsatz, die Bleibequote sei hoch.
Auch die sogenannte Stuttgart-Zulage soll unter anderen Erzieherinnen und Erziehern helfen:
Von Stuttgart-Zulage bis Sex-Filmfestival Dafür gibt die Stadt Stuttgart künftig erstmals Geld aus
Der Haushalt für die Stadt Stuttgart steht. Wofür wird Geld ausgegeben? Was ändert sich für die Bürger? Wir stellen exemplarisch sechs Projekte vor, für die es erstmals Geld gibt.
Es gibt auch Beispiele, die Mut machen. Wie eine Kita in Stuttgart es geschafft hat, den Personalmangel zu lösen, zeigt ein SWR-Beitrag aus dem Jahr 2023:
Zu wenig neue Kita-Plätze: Stuttgart muss Fördergeld zurückzahlen
Der Personalmangel hat auch finanzielle Folgen für die Stadt. Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass die Stadt Geld an den Bund zurückzahlen muss, weil neu geplante Kita-Plätze wegen Personalmangels zum Teil nicht in Betrieb genommen werden konnten. Deshalb muss die Stadt rund 1,5 Millionen Euro an den Bund zurückzahlen. Das Geld stammte aus einem Bundesinvestitionsprogramm zur Kinderbetreuungsfinanzierung.
Laut Mattheis entspricht das rund zwei Prozent der Summe, die Stuttgart insgesamt für die neuen Kitaplätze ausgegeben hatte. "Die Rückzahlung der Fördermittel ist bedauerlich, aber nicht komplett ungewöhnlich. Auch in anderen Bereichen passiert es immer wieder, dass Kommunen Fördergelder aus Bundesprogrammen zurückzahlen müssen", sagte Mattheis dem SWR.