Katholiken der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben am Mittwochabend bei zwei Gedenkgottesdiensten Abschied vom ehemaligen Papst Benedikt XVI. genommen. In die Stuttgarter Domkirche St. Eberhard kamen nach Angaben der katholischen Kirche mehrere hundert Menschen.
Würdigung als "zeitgenössischer Papst"
Der Bischof der Diözese Gebhard Fürst würdigte in seiner Predigt das Leben und Wirken Benedikts. So habe dieser sich für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt und das Ziel gehabt, dass der Vatikan der erste klimaneutrale Staat der Erde werde.
"Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung", zitierte Bischof Fürst den emeritierten Papst. Benedikt sei ein "zeitgenössischer Papst" gewesen, der die Zeichen der Zeit erkannt habe. Dem Verstorbenen sei es ein großes Anliegen gewesen, nicht nur an die Oberfläche, sondern in die Tiefen zu gehen.
Nach dem Pontifikalrequiem seien viele Gläubige zu dem auf einer Staffelei aufgestellten Bild von Papst Benedikt XVI gegangen, um für ihn zu beten und um Abschied zu nehmen, teilte die Katholische Kirche mit.
Auch im Dom in Rottenburg (Kreis Tübingen) fand am Mittwochabend ein Gedenkgottesdienst statt. Dort hielt Weihbischof Thomas-Maria Renz die Predigt.
Totenmesse am Donnerstag in Rom
Benedikt wird am Donnerstag in Rom beigesetzt. Papst Franziskus will vor dem Petersdom einen großen Trauergottesdienst mit Zehntausenden Menschen abhalten. Anschließend wird Benedikt im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Der deutsche Theologe, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben.
Als Professor lehrte er an mehreren Universitäten, unter anderem in Tübingen. Ab 1977 war er Erzbischof von München und Freising, 1989 wurde er Leiter der vatikanischen Glaubenskongregation. Als engster Mitarbeiter seines Vorgängers Johannes Paul II. wurde Ratzinger 2005 schließlich Papst.
Josef Ratzinger: umstrittener Theologe und Papst
Gerade in Deutschland blickte man auch kritisch auf den Papst: Zwar titelte "Bild" stolz "Wir sind Papst", doch galt Joseph Ratzinger bereits in seiner Rolle als Kardinal als besonders konservativ. Er trat für den priesterlichen Zölibat ein und gegen die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Beziehungen. Vor allem wegen des Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche war er umstritten.