Die seit Jahrzehnten angedachte Opernsanierung in Stuttgart könnte teurer werden als eine Milliarde Euro. Das hat Christoph Niethammer, der neue Geschäftsführer der Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater, am Mittwoch gesagt. Diese Projektgesellschaft wurde nach jahrelangem Streit um die Sanierung der Stuttgarter Oper Anfang des Jahres gegründet. Sie soll das Großprojekt steuern. Niethammer hat sich am Mittwoch erstmals öffentlich als Geschäftsführer der Projektgesellschaft vorgestellt.
Neuer Geschäftsführer soll Kosten der Opernsanierung genau im Blick halten
Die Summe von einer Milliarde Euro sei vor vier Jahren auf Grund des damaligen Wissensstands genannt worden. Seitdem habe es kostentreibende Faktoren, unter anderem Corona und den Ukrainekrieg, gegeben. Die Zahl von einer Milliarde dürfe nicht das Projekt in Frage stellen, sollten die Kosten überschritten werden, so Niethammer.
Zu seinen Aufgaben gehört es, die Kostenentwicklung sorgfältig im Blick zu behalten. Dafür sollen laut Niethammer in der Planung digitale Tools zum Einsatz kommen und das Projekt in detaillierte Phasen unterteilt werden. So werde etwa dem Landtag und dem Stuttgarter Gemeinderat nach der dritten als auch nach der sechsten Phase der Entwurfsplanung eine Kostenberechnung zur Abstimmung vorgelegt.
Sanierung soll mindestens zehn bis fünfzehn Jahre dauern
Der neue Geschäftsführer der Projektgesellschaft sieht die Sanierung des Opernhauses als große Chance "die prekäre städtebauliche Situation an der Konrad-Adenauer-Straße und am Gebhard-Müller-Platz aufzulösen". Niethammer befürwortet die Idee, die Konrad-Adenauer-Straße als Kulturmeile in einen Boulevard umzuwandeln. "Man muss ein würdiges Gegenüber zur Staatsgalerie finden", so Niethammer.
Zum Großprojekt zählt nicht nur der Standort der Staatstheater an der Konrad-Adenauer-Straße, gebaut werden soll auch eine Interims-Spielstätte in Stuttgart-Nord bei den Wagenhallen sowie ein neues Kulissenlager in Bad Cannstatt. Bis zur Fertigstellung und der Wiederaufnahme des Betriebs im Opernhaus wird es laut Niethammer mindestens zehn bis fünfzehn Jahre dauern.
Jahrzehntelanger Streit um die Kosten
Jahrzehntelang war um die Sanierung der Oper gestritten worden. Ist es gerechtfertigt, schlussendlich eine Milliarde Euro Steuergelder vorzusehen, oder ginge es auch kleiner oder mit einem günstigeren Neubau? Die Entscheidung ist längst gefallen: Die Oper am Oberen Schlossgarten wird saniert, ein Werkstatt-Gebäude wird zusätzlich gebaut, und für die Zeit der jahrelangen Sanierung wird im Stuttgarter Norden eine Übergangs-Spielstätte gebaut.
Die Opern-Sanierung war zuletzt Anfang des Jahres erneut in die Schlagzeilen geraten, da der Bund der Steuerzahler nochmals die Kostenfrage stellte und sich dabei auf eine Bürgerumfrage von 2.000 Menschen stützte, die mehrheitlich die Sanierung für zu teuer hielten.
Inflation und Ukraine-Krieg Opern-Sanierung in Stuttgart nicht mehr bezahlbar?
Der Bund der Steuerzahler stellt die Pläne für die Sanierung der Stuttgarter Oper erneut in Frage. Inflation und Ukraine-Krieg hätten die Ausgangsbedingungen verändert.
Allerdings hatte im Herbst 2020 eine Bürgerbeteiligung ein anderes Ergebnis gebracht: Da hatten sich 57 zufällig ausgewählte Bürger in mehreren Sitzungen mit den komplexen Plänen auseinandergesetzt und waren zu dem Ergebnis gekommen, eine Sanierung samt Einbau einer sogenannten Kreuzbühne sei sinnvoll. Die Projektgesellschaft soll das Mega-Projekt steuern, sie wird jeweils zur Hälfte von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg finanziert.
Interims-Spielstätte - Baubeginn in Aussicht
Acht bis zehn Jahre lang wird die Sanierung des denkmalgeschützten Opernhauses, des Littmann-Baus am Oberen Schlossgarten, wohl dauern. In dieser Zeit soll eine Übergangs-Spielstätte genutzt werden. Der Architektur-Wettbewerb hierzu wurde Ende Juni entschieden. Die 224 Millionen Euro teure Interimslösung soll dabei mehr sein als eine Spielstätte für ein paar Jahre. Sie soll danach weiterhin in der sogenannten Maker City im neu entstehenden Rosenstein-Quartier genutzt werden. Die "Maker City" gilt als Pilotprojekt in der Stadtplanungfür die Einheit von Kulturproduktion, Wohnen und Arbeiten.
Vieles der Interims-Spielstätte soll später anderweitig genutzt werden. So sind Zuschauerraum und Bühne aus Holz. Sobald sie in Stuttgart nicht mehr gebraucht werden, soll die Holz-Oper, sozusagen als Bausatz, durch die Republik touren. Auf dem Dach der Interims-Oper ist ein Wohnprojekt vorgesehen.