Wohl Attacke radikaler Tierschützer

Stuttgart: Inhaber und Anwohner schockiert über Angriff mit Buttersäure auf Metzgerei

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Siri Warrlich
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Dorina Blau
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Alina Klass
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Fabian Ziehe
Fabian Ziehe

In Stuttgart sind die Fassade und Schaufenster einer Metzgerei verwüstet worden. Farbschmierereien legen eine Tat radikaler Tierschützer nahe. Der Metzgerei-Inhaber hofft, am Montag wieder zu öffnen.

Beim Betreten der Metzgerei im Stuttgarter Westen herrscht ein intensiver, beißender Geruch. Buttersäure! Der lässt sich nicht so leicht wegwaschen wie die Parolen, die noch am Dienstagmorgen vor der Eingangstüre zu lesen waren: "Meat is Murder", auf Deutsch "Fleisch ist Mord".

Metzgerei-Inhaber Hans-Jürgen Kurz vermutet, dass eine Tierschutzorganisation dahinter steckt. Laut einer Polizeisprecherin ereignete sich der Vorfall in der Nacht. Mittlerweile ermittelt der Staatsschutz. Verletzt wurde bei der Attacke niemand. Trotzdem ist Metzgerei-Inhaber Kurz entsetzt über den Angriff.

Tierrechtler mit Parolen gegen Fleischkonsum vor Metzgerei

Aufnahmen im Netz zeigen den Schriftzug "Meat is Murder", auf Deutsch "Fleisch ist Mord", in gelber Schrift vor der Metzgerei auf den Boden gesprüht. Außerdem ist an der Außenwand der Metzgerei das Kürzel "ALF" zu lesen, das für "Animal Liberation Front" stehen dürfte, übersetzt etwa "Tierbefreiungsfront". Die Gruppe kämpft für Tierrechte, hat aber offenbar keine klare Organisationsstruktur.

"Sowas ist mir in meiner Zeit als Metzger noch nie passiert", sagt Kurz. Bereits frühmorgens hatten zwei Mitarbeiter der Metzgerei die Schmierereien und die demolierte Schaufensterscheibe bemerkt, erzählt er. Erst als die Polizei eintraf und man gemeinsam den Tatort begutachtete, sei der scharfe, beißende Geruch aufgefallen. Ein Test bestätigte den Verdacht auf Buttersäure, daher rückte auch die Feuerwehr an. "Die Täter haben die Buttersäure irgendwie in den Raum reingespritzt", sagt Kurz. Denn ins Innere der Metzgerei gelangten die Täter nicht.

Leere Regale nach dem Buttersäure-Angriff in der Metzgerei im Stuttgarter Westen.
Leere Regale nach dem Buttersäure-Angriff in der Metzgerei im Stuttgarter Westen.

Angriff auf Metzgerei: Bis zu 30.000 Euro Schaden

Dennoch ist der Schaden enorm: "Wir mussten natürlich die Ware entfernen", sagt Metzgerei-Chef Kurz. "Zudem muss jetzt erstmal der Geruch der Buttersäure weg, wir haben also den Betrieb diese Woche geschlossen." Er geht von einem "saftigen Schaden" von rund 20.000 bis 30.000 Euro aus.

Die Wurst, der Schinken und der Käse aus der Auslage sowie das Fleisch aus den Kühlschränken musste man entsorgen - in der Summe geschätzt 150 Kilo Ware. Nun steht erstmal eine Grundreinigung und eine Neutralisierung des Geruchs an.

Wenn alles klappt können wir am Montag wieder durchstarten.

Stammkunden der Metzgerei in Stuttgart sind entsetzt

"Ich habe mich über den Anschlag sehr geärgert", sagt eine Passantin, die an der Metzgerei vorbeikommt. Sie wohnt nur ein paar Minuten von der Metzgerei entfernt und ist regelmäßig Kundin. Grundsätzlich unterstütze sie Tierrechtler und Menschen, die sich gegen Massentierhaltung einsetzen. "Ausgerechnet bei diesem Metzger hier trifft es aber den Falschen", sagt sie. Der Metzger sei schließlich hochwertig und würde seinen Kundinnen und Kunden offen legen, woher seine Ware stammt.

Eine andere Stammkundin hat keinerlei Verständnis für den Vorfall: "Der Metzger deklariert die Ware eindeutig und macht transparent, woher er sein Fleisch bezieht." Für sie sei es nicht nachvollziehbar, warum der Discounter nebenan verschont geblieben ist. Schließlich werde dort ja die Ware aus Massentierhaltung verkauft - und eben nicht in der Metzgerei.

Ein selbstgemaltes Bild von einem Kind für den Metzgerei-Inhaber Hans-Jürgen Kurz in Stuttgart.
Viel Durchhaltevermögen wünscht ein Kind dem Metzgerei-Inhaber Hans-Jürgen Kurz mit einem selbstgemalten Bild.

Metzger-Inhaber ruft zu mehr Toleranz auf

"Uns ist als Fleischer schon bewusst, dass wir mit radikalen Tierschützern so unsere Probleme haben", sagt Kurz. Man hoffe stets, dass es einen selbst nicht trifft - Angriffe auf Metzgereien habe es ja schon viele gegeben. "Ich finde das traurig." Es tue weh, Lebensmittel wegzuschmeißen. Er ruft zu mehr Toleranz auf - ob nun Veganer, Vegetariern oder Fleischkonsument, "jeder soll doch sein Leben leben, wie er möchte." Die Tat habe ihn schockiert und verärgert. "Dennoch stecke ich jetzt aber nicht den Kopf in den Sand."

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