Gegen den Fachkräftemangel

Metzgerei in Bietigheim bildet junge Menschen aus Simbabwe aus

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Fleischereien haben Nachwuchssorgen. Bei Metzger Werner Häfele änderte sich das nach einer Mail aus Afrika. Doch er erlebt auch Rassismus.

Seit einem Jahr bildet Werner Häfele in Bietigheim (Kreis Ludwigsburg) Menschen aus Simbabwe im Fleischerhandwerk aus: Sie lernen bei ihm den Verkauf oder durchlaufen die Ausbildung zum Metzger oder zur Metzgerin. Häfele ist froh über seine Azubis aus Afrika. "Wir brauchen Auszubildende", erklärt Werner Häfele. "Denn wir wollen ja auch in fünf und in zehn Jahren unser Geschäft weiterführen."

Auszubildende werden dringend gebraucht

Werner Häfele führt den Familienbetrieb mit seiner Frau und seinen drei Söhnen. Sie verfügen in der mittleren Neckarregion über 22 Metzgereien und acht mobile Verkaufsfahrzeuge. Der Firmensitz mit der Verwaltung ist in Winnenden (Rems-Murr-Kreis), in Bietigheim befindet sich die Produktion und in Ilsfeld bei Heilbronn der firmeneigene Schlachthof.

Früher hatte er etwa 20 Auszubildende, berichtet Häfele - doch diese Zeiten sind längst vorbei, schon seit längerem bekommt sein Betrieb die Nachwuchsprobleme zu spüren. Pro Jahr erhält Häfele nach eigenen Angaben etwa zwei Bewerbungen von Einheimischen. Doch vor einem Jahr schöpfte Werner Häfele dann neue Hoffnung.

Werner Häfele betreibt mit seiner Frau und zwei seiner Söhne 22 Metzgereien.
Werner Häfele betreibt mit seiner Frau und drei seiner Söhne 22 Metzgereien.

Mit einer E-Mail aus Simbabwe fing alles an

Denn ihn erreichte zufällig eine E-Mail aus Simbabwe. Eine Frau schrieb, sie wolle Fleischereifachverkäuferin lernen. Häfeles erste Reaktion: "Man kriegt ja am Tag viele E-Mails, die keinen Sinn ergeben." Doch nach kurzem Zögern antwortete er. Das führte schließlich dazu, dass die erste Auszubildende aus Simbabwe bei ihm anfing. Inzwischen hat er sieben Azubis aus dem Land im Süden Afrikas.

Mayamiko Nachamba möchte ein besseres Leben haben und einmal seine eigene Metzgerei eröffnen.
Mayamiko Nachamba möchte ein besseres Leben haben und einmal seine eigene Metzgerei eröffnen.

In der Produktion und an der Verkaufstheke

Einer von Häfeles Azubis ist Tinashe Dzifu. In einer großen Mischmaschine vermengt er Gurken, Joghurt, Kräuter und Fleisch zu einem Fleischsalat. Mit 23 Jahren ist er aus Simbabwe nach Bietigheim gekommen. Sein Traum: "Ich möchte einmal Metzgermeister werden." In seiner Heimat sei das ein ungewöhnlicher Beruf, da gebe es nicht viele Metzger.

Ein paar Meter weiter arbeitet sein Kollege Mayamiko Nachamba. Er hat gerade frische Würste gemacht und bereitet sie nun für das Kühlhaus vor. "Ich bin hier, weil es in meinem Heimatland nicht so viele Möglichkeiten gibt wie hier in Deutschland." Hier wolle er sein Leben verbessern - und vielleicht später in Simbabwe eine Metzgerei eröffnen.

Ich möchte mein Leben verbessern und meine eigene Metzgerei eröffnen.

Direkt neben der Produktionshalle ist der Verkaufsladen. Hinter der Theke steht Marvel Marodza. Er bedient die Kunden. "Das macht mir Spaß und hier kann ich mein Deutsch verbessern", erklärt er. "Ich möchte irgendwann mal eine eigene Firma gründen. Und hier lerne ich viel, was mir dabei einmal helfen kann."

Marvel Marodza ist Auszubildender beim Metzgereibetrieb Häfele in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg).
Auch Marvel Marodza ist Auszubildender. Er möchte einmal seine eigene Firma leiten.

Metzger beklagt Rassismus

Doch nicht alle sind mit Häfeles Personalentscheidungen einverstanden. "Es gibt Kunden, die nicht mehr zu uns kommen, weil sie sich von einem Schwarzen nicht bedienen lassen wollen", sagt Werner Häfele. "Das finde ich schlimm." Diesen Menschen will er aber jetzt beweisen, dass es gut und sinnvoll ist, Menschen aus Simbabwe einzustellen - denn sonst sei in fünf Jahren niemand mehr da, der seine Kunden bedient, sagt Häfele.

Azubis aus Simbabwe hatten Deutschunterricht

Dazu kommt, dass seine Azubis aus Simbabwe gute Voraussetzungen mitbrachten, erzählt Häfele. In ihrem Heimatland hätten sie schon Deutsch gelernt und einen Schulabschluss gemacht, der in Deutschland der Fachhochschulreife entspricht. Wenn sie mit ihrer Ausbildung fertig sind, haben sie weitere Möglichkeiten, erklärt Häfele.

Meine Auszubildende haben mich gefragt: Was machen wir nach der Ausbildung? Ich sage: Hier gibt es viele weitere Möglichkeiten für euch.

Denkbar ist beispielsweise, dass sie die Meisterprüfung ablegen und Foodmanagement studieren oder Fleischtechniker werden und Führungspositionen übernehmen. Häfele sagt, wenn es nach ihm gehe, könnten sie das alles bei ihm werden. "Denn vom Menschlichen her sind sie qualifiziert - und das Fachliche lernen sie hier." Einer der Männer habe das Potenzial, in fünf Jahren seinen Schlachthof zu leiten.

Werner Häfele (links) und Tinashe Dzifu bei der Produktion vom Fleischsalat.
Werner Häfele und Tinashe Dzifu bei der Produktion vom Fleischsalat

Über die deutsche Botschaft zur Ausbildung in Bietigheim

Um die Ausbildung bei ihm zu beginnen, müssen sie in Simbabwe zur deutschen Botschaft gehen. Diese meldet sich dann bei Werner Häfele und fordert einen Arbeitsvertrag und eine deutsche Wohnadresse für die Auszubildenden. Werner Häfele hat die ersten Monate seine Auszubildenden daher privat bei sich aufgenommen. "Und erst dann hatten wir auch Zeit, für sie Wohnungen zu suchen." Inzwischen hat er in Winnenden zwei Wohnungen angemietet, damit einige seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort leben können.

Die IHK-Geschäftsführerin Susanne Herre aus Stuttgart spricht in SWR Aktuell über den Fachkräftemangel und die Integration von Arbeitskräften aus dem Ausland:

Dutzende Bewerbungen aus Simbabwe

Dass Werner Häfele Menschen aus Simbabwe ausbildet, scheint sich dort mittlerweile herumgesprochen zu haben. "Ich habe letztes Jahr etwa 50 Bewerbungen aus Simbabwe bekommen", erzählt Werner Häfele weiter. Er hofft, dass er dieses Jahr bis zu fünf weitere Auszubildende von dort bei sich einstellen kann.

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