Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Samstag seinen Staatsbesuch in Deutschland verschoben. Grund seien die anhaltenden Unruhen in Frankreich. Macron habe darum gebeten, den Besuch zu verschieben, teilte das Bundespräsidialamt am Samstag in Berlin mit. Das heißt, Macron wird zunächst auch nicht wie geplant nach Ludwigsburg kommen. Der Besuch solle baldmöglichst nachgeholt werden.
Krawalle in Frankreich
In Frankreich ist es nach dem Tod eines 17-Jährigen durch Polizeigewalt auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag, der fünften Nacht in Folge, zu Ausschreitungen gekommen. Laut einer Zwischenbilanz des Innenministeriums wurden mindestens 427 Menschen festgenommen. Zu Unruhen kam es demnach unter anderem wieder im Raum Paris sowie in Marseille und Lyon.
Steinmeier wird trotzdem nach Ludwigsburg kommen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bedauerte die Absage Macrons. Er sagte am Samstag in Berlin, er habe Macron sein vollstes Verständnis ausgesprochen. Er verfolge die Entwicklung in Frankreich mit großer Aufmerksamkeit und hoffe, dass die Gewalt auf den Straßen bald ende.
Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios aus dem Bundespräsidialamt wird Bundespräsident Steinmeier an seinem Besuch in Ludwigsburg am Montag festhalten und an einer Diskussionsveranstaltung des Deutsch-Französischen Instituts (dfi) teilnehmen - da ist dann auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beteiligt. Macron wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur durch Laurence Boone, die französische Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten, vertreten. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Macron vom Bundespräsidenten mit militärischen Ehren im Ludwigsburger Schlosshof empfangen wird.
Das Institut feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Rund 1.200 Gäste werden bei der Veranstaltung im Forum in Ludwigsburg erwartet, darunter rund 250 Schülerinnen und Schüler, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Enttäuschung, aber auch Verständnis in Ludwigsburg
Der Oberbürgermeister von Ludwigsburg, Matthias Knecht (parteilos), zeigte "großes Verständnis" für die Entscheidung Macrons. Gleichzeitig gebe es natürlich Enttäuschung - ein Team von rund 200 Menschen habe schließlich wochenlang für den Besuch Macrons gearbeitet, sagte er dem SWR. Nun hofft er, dass die Barockstadt bei der geplanten Neuauflage des Staatsbesuchs wieder berücksichtigt wird. Die Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard war die erste deutsch-französische nach dem Zweiten Weltkrieg. In Ludwigsburg hielt der damalige Staatspräsident Charles de Gaulles 1962 zudem seine berühmte Rede an die deutsche Jugend.
Ministerpräsident Kretschmann äußerte ebenfalls Verständnis. Kretschmann sagte am Samstag: "Es ist absolut nachvollziehbar, dass Präsident Macron in dieser Lage in Frankreich sein muss und seinen Besuch verschiebt."
Keine Verkehrseinschränkungen in Ludwigsburg
Für den Besuch Macrons und das vorherige Musikfeuerwerk wären etliche Straßen, Parkmöglichkeiten und Fahrradwege gesperrt worden. Wie die Stadt Ludwigsburg am Sonntag mitteilte, werden diese Einschränkungen am Montag aufgehoben. Sämtliche Straßen sollen normal befahrbar sein.