In Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) soll ein drittes Umschlagterminal für den Güterverkehr zwischen Straße und Schiene entstehen. Am Dienstag gab es den symbolischen Startschuss zum Baubeginn. Vertreter aus dem Bundesverkehrsministerium und die Vorsitzende der Bahntochter DB InfraGO betonten beim Baustart, dass der Ausbau des Güterverkehrs auf der Schiene in Deutschland wichtig ist. Doch reicht das?
Ein drittes Terminal bis Ende 2025
In Kornwestheim gibt es bereits zwei Terminals. Das sind Anlagen, an denen Güterzüge mit Containern ankommen können. Verladekräne setzen die Container auf Lkws um und umgekehrt. Denn auch wenn mehr Güterverkehr auf der Schiene stattfinden soll, müssen die letzten Kilometer meistens per Lkw zurückgelegt werden. Daher seien solche Umschlagterminals so wichtig, erklärt Ingrid Felipe, die Vorständin von DB InfraGO. Dies reduziere lange Lkw-Fahrten. "Allein durch das neue Modul in Kornwestheim sparen wir rund 18,5 Millionen Lkw-Kilometer und damit rund 14.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein."
Aktuell werden bereits pro Jahr 130.000 Container oder andere Güterbehälter in Kornwestheim umgeladen. "Die Nachfrage hier in Kornwestheim ist gestiegen", erklärt Ingrid Felipe dem SWR. "Das ist der größte Umschlagbahnhof in Baden-Württemberg und der viertgrößte in der Republik." Mit einem dritten Terminal könne die Kapazität um 50 Prozent gesteigert werden. Das dritte Terminal soll, so die Bahn, Ende 2025 in Betrieb gehen. Betrieben wird der Umschlagbahnhof von der DB-Tochter Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS).
"Kombinierter Verkehr" soll gestärkt werden
"Kombinierter Verkehr" nennt sich das Zusammenspiel des Gütertransports auf der Schiene, dem Wasser und dem Lkw. Der möglichst kürzeste Teil soll dabei auf dem Lkw zurückgelegt werden, der größte Teil auf der Schiene oder dem Wasser. "Man kann es nicht oft genug betonen: Der kombinierte Verkehr ist das Rückgrat des Schienengüterverkehrs", erklärt Michael Theurer (FDP), der Beauftrage der Bundesregierung für Schienenverkehr und frühere Oberbürgermeister von Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt). Online schreibt das Bundesverkehrsministerium: "Durch den Kombinierten Verkehr werden in erheblichem Maße Straßen entlastet und wesentliche Beträge zur Einsparung von Luftschadstoff- und Treibhausgasemissionen geleistet."
So sieht es auch der Eisenbahnexperte und Verkehrsberater Hans Leister. "Der kombinierte Verkehr ist die große Zukunftshoffnung", erklärt er dem SWR. Denn der sogenannte Einzelwagenverkehr, wie er per Lkw auf der Straße stattfindet, sei kein Wachstumstreiber mehr. Daher sei es der richtige Weg, so viel wie möglich auf der Schiene möglichst nah an das Ziel heran zu transportieren, so Leister weiter.
Ist der Ausbau in Kornwestheim sinnvoll?
Doch wird das neue Terminal den erhofften Aufschwung für den kombinierten Verkehr bringen? Der Eisenbahnexperte Hans Leister ist da eher skeptisch: "Der Ausbau in Kornwestheim ist besser als nichts", sagt er dem SWR. "Aber der Terminal in Kornwestheim ist ein Sackbahnhof, ein Kopfbahnhof". Daher sei jeder Güterzug, der hier be- und entladen wird, mit größeren Rangierfahrten verbunden. "Eigentlich brauchen wir Durchgangsbahnhöfe, damit Güterzüge nur kurze Zeit im Bahnhof verbringen und schnell wieder weiter können."
Da zum Be- und Entladen keine Oberleitung über der Schiene hängen darf, müsse man auf neue Güterzuglokomotiven setzen, die sowohl als E-Lok mit Oberleitung als auch mit Dieselmotor ohne Elektrifizierung fahren können. DB Cargo rüstet gegenwärtig ihre Güterzugflotte mit solchen Loks aus und hat 400 Fahrzeuge bei Siemens bestellt, deren Auslieferung im Jahr 2023 begonnen hat.
Darüber hinaus müsse nicht nur die Schiene dem Lkw entgegenkommen, erklärt Leister. Auch die Lkws müssten sich mehr der Schiene anpassen, indem sie bessere und geschicktere Containerauflieger einsetzen. Die seien zwar teurer, aber sie würden das Umladen und den kombinierten Verkehr verbessern und vereinfachen.
Experte: "Mehr Güterbahnhöfe in der Fläche"
Außerdem bringe es nur bedingt etwas, bestehende Umschlagterminals auszubauen, so Leister weiter. "Man muss mehr Güterbahnhöfe in der Fläche haben, damit man den Lkw-Verkehr wirklich reduzieren kann." Bahn und Politik scheinen aber vorerst auf den Ausbau der bestehenden Standorte zu setzen. "Neben Kornwestheim steht unmittelbar der Spatenstich in Ulm bevor, auch in Augsburg", so Michael Theurer vom Bundesverkehrsministerium. In Singen (Kreis Konstanz) soll das Umschlagterminal ebenfalls erweitert werden.
Güterverkehr zwischen Nordseehäfen und Mittelmeer Erster Zug am Container-Terminal bei Horb eingelaufen
In Horb (Kreis Freudenstadt) ist im neuen Container-Terminal der erste Zug eingelaufen. Künftig sollen tausende Container von der Straße auf die Schiene gebracht werden.
Die Bahntochter DUSS betreibt neben dem Güterterminal in Kornwestheim in Baden-Württemberg auch Standorte in Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart, Ulm-Dornstadt und in Weil am Rhein (Kreis Lörrach) bei Basel. In Horb am Neckar ist erst vor gut einem Jahr von einem privaten Betreiber ein neues Güterterminal in Betrieb gegangen, das Black Forest Terminal.
Güterverkehr auf der Schiene soll gestärkt werden
Laut Allianz Pro Schiene wurde 2022 fast ein Fünftel des Güterverkehrs auf der Schiene transportiert. Bis 2030 soll der Anteil der Güter auf ein Viertel anwachsen. Damit das gelingt, muss laut Bundesverkehrsministerium der kombinierte Verkehr gestärkt werden.