Wer Bärbel Netz und ihr Team beim Ausgeben des täglichen Mittagessens in der inklusiven Mensa in Frickenhausen (Kreis Esslingen) erlebt, bekommt automatisch gute Laune. Denn das Team, das hinter der Theke steht, hat riesigen Spaß bei der Arbeit. Und das zeigt es auch jeden Tag auf dem Instagram-Account der Mensa Frickenhausen. Was als virtuelle Speisekarte begann, genießt mittlerweile große Beliebtheit: Fast 13.000 Menschen folgen dem Account der Mensa - und das zieht immer mehr Menschen zum täglichen Mittagessen an.
Bärbel Netz ist die Leiterin der inklusiven Mensa und hält das gesamte Team zusammen: 15 Menschen mit Behinderung arbeiten dort. Jedem wird hier die Chance gegeben, sich in die Richtung zu entwickeln, wo die eigenen Stärken und Interessen liegen. Reibungslos läuft der Alltag hier nicht immer unbedingt ab, wie Bärbel Netz verrät. "Die Gäste kriegen mit wie wir lachen, wie wir kleine Unfälle bauen oder Blödsinn machen." Manchmal sei der Druck so hoch, dass auch mal die Tränen hochkommen. Aber auch da pushen die Gäste alle und motivieren sie, weiterzumachen, so Netz. "Die sagen dann: 'Ja, ihr könnt das'", erzählt sie.
"Inklusion kann nur gelingen, wenn man ins Gespräch kommt"
Das Projekt der inklusiven Mensa wurde 2017 vom Verein Leben inklusiv e.V. gegründet. Die Idee hinter dem Projekt war es, einen Ort der Begegnung zu schaffen. "Inklusion bedeutet Begegnung", erklärt Vorständin Severine Hausmann. Hier gebe es die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Personen zusammenzubringen. Sie können ins Gespräch kommen und auf diese Weise Hürden abbauen. "Inklusion kann nur gelingen, wenn man miteinander ins Gespräch kommt", so Hausmann.
Inklusive Mensa in Frickenhausen: Jeder hat seine Aufgabe
Die gute Stimmung in Netz' Team steckt an. Jede und jeder ihrer Schützlinge wird dort eingesetzt, wo die persönlichen Stärken liegen. Die Hauptaufgabe von Enes liegt beispielsweise bei den Getränken. Er kümmert sich um das Lager und Bestellungen. "Ich habe mir die Aufgabe selbst ausgesucht. Ich bin körperlich etwas fitter", erklärt er. Vanessa wiederum hat die Wäsche im Blick, dazu gehört waschen, zusammenlegen und aufräumen. Auch sie hat Spaß an ihrer Arbeit in der Mensa.
IHK-Zertifikat für Menschen mit Behinderung
Der Verein Leben inklusiv bietet auch IHK-Zertifikatslehrgänge an, bei denen Menschen mit Behinderung nach einem Jahr einen Test ablegen können. Diese Lehrgänge bieten ihnen die Chance eine Art Abschluss zu erlangen, wo ihnen vermutlich sonst keine Möglichkeit dafür geboten würde, erklärt Geschäftsbereichsleiter Dimitri Wedmann. "Diese IHK-Lehrgänge sind in Deutschland einmalig", so Wedmann. "Momentan gibt es nur zwei Standorte in Baden-Württemberg, die diese Lehrgänge anbieten." Dazu gehört unter anderem der Standort in Frickenhausen. In den letzten drei Jahren haben etwa 30 Personen ein solches Zertifikat in der Einrichtung erworben.
Täglich besuchen 100 externe Gäste die inklusive Mensa
Für das Projekt spricht auch der Zulauf von außerhalb. Rund 100 Gäste aus den umliegenden Firmen und der Umgebung kommen - neben den Menschen aus der Einrichtung selbst - täglich vorbei, um in der inklusiven Mensa zu essen. Sie genießen das persönliche Ambiente, das Bärbel Netz und ihr Team geschaffen haben. "Ich komme her, weil ich nicht weit entfernt von hier arbeite", sagt ein Gast, während er auf sein Essen wartet. "Die Qualität und der Preis stimmen und es ist ein tolles Umfeld." Auch andere sehen das ähnlich: "Es schmeckt immer ganz toll und es ist ganz nett. Einfach alles passt." Dass sich die Gäste wohlfühlen, liegt Bärbel Netz besonders am Herzen. "Alle sind gleich. Wir leben Inklusion", sagt sie und drückt ihr Team dabei herzlich an ihre Seite.