In Stuttgart-Mitte hat am Dienstag der erste "Die ARCHE"-Standort in Baden-Württemberg eröffnet. Die ARCHE kümmert sich um Kinder aus ärmeren oder schwierigen Familienverhältnissen. "In Stuttgart würde man das vielleicht nicht so vermuten, weil Baden-Württemberg eher eine der reicheren Gegenden ist, hier stimmt das Schulsystem einigermaßen. Deshalb bleibt viel unter der Oberfläche", sagt ARCHE-Gründer Bernd Siggelkow. Deshalb kämpfe er auch hier gegen Kinderarmut.
Kinder bekommen kostenlos Mittagessen und Nachhilfe
In der ARCHE soll den Kindern laut Gründer Siggelkow Zeit geschenkt werden. Dazu hat das Kinderwerk jetzt die Räume eines Schülertreffs übernommen, führt ihn fort und bietet weiteres Programm für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. "Wir möchten sie fit machen fürs Leben, schulisch stärken, ein warmes Mittagessen bieten und all die Dinge schaffen, damit sie wieder Kinder sein können", erklärt er. Bildung sei schließlich der Schlüssel aus der Armut. Aber zusätzliche Bildungsmöglichkeiten oder Nachhilfe könnten sich armutsgefährdete Familien meist nicht leisten. In der ARCHE müssten die Kindern nichts bezahlen.
Die Schere zwischen Arm und Reich werde größer, so Siggelkow. "Das heißt, Kinder, die sich nicht wehren können und keine Lobby haben, sind da benachteiligt. Auch Familien, die die Sprache nicht so gut sprechen, alleinerziehende Mütter, die ein sehr großes Armutsrisiko haben."
ARCHE-Haus im Stuttgarter Brennpunkt
Den Verein "Die ARCHE" gibt es seit 28 Jahren, das erste Haus war in Berlin. Schon vor einigen Jahren war der Plan, auch einen Standort in Stuttgart zu schaffen, was damals aber nicht klappte. "Durch einen neuen Sponsor haben wir jetzt auch die Möglichkeit, in einen Brennpunkt in Stuttgart zu gehen", sagt Siggelkow, der Pastor war, bevor er das Hilfswerk gründete. In Stuttgart befindet sich jetzt das 33. ARCHE-Haus.
Junge Erzieherin will Kindern den Traumberuf ermöglichen
Dort werden drei Hauptamtliche arbeiten, eine davon ist Eva Schreiber, die im Anerkennungsjahr ihrer Jugendheim-Erzieher-Ausbildung ist. 15 Kinder hat sie schon zu betreuen, aber das Haus könne für über 50 Kinder Platz bieten. Dafür werden auch noch weitere Ehrenamtliche gesucht, die bei der Hausaufgabenbetreuung, Spielplatz-Ausflügen oder in der Kreativwerkstatt mithelfen.
Es treibt die 19-Jährige an zu wissen, dass viele Eltern der Kinder, die zur ARCHE kommen, arbeitsbedingt wenig Zeit für sie haben oder wegen Sprachbarrieren nicht bei den Schularbeiten helfen können. Schreiber erzählt, dass sie selbst sehr behütet aufgewachsen sei, in den Sportverein gehen konnte. Ihre Mutter habe Zeit für sie gehabt, sie unterstützte zu Hause bei Schulaufgaben. Das wolle sie den Kindern in der ARCHE geben: "Es macht mir so Spaß, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, mit ihnen zu basteln, Blödsinn zu machen oder Fangen zu spielen auf dem Spielplatz." Sie habe den Beruf nicht gewählt, um Geld zu verdienen, sondern weil es das sei, was ihr Spaß mache, was sie könne, so Schreiber.