Nie zuvor habe eine Landesregierung so vehement dagegen angekämpft, dass Kinder in Baden-Württemberg in Armut leben müssen, sagte Manfred Lucha (Grüne) bei einer Debatte im Landtag am Donnerstag. Trotzdem: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung droht fast jedes fünfte Kind in Armut zu rutschen.
Opposition pocht auf schnellere und gezieltere Hilfen
Die Landesregierung will deshalb bis 2030 in jedem Stadt- und Landkreis Netzwerke aufbauen, die gefährdete Kinder und Jugendliche auffangen sollen. Dafür gibt das Land rund vier Millionen Euro aus. 22 Modellprojekte werden dafür zu dauerhaften Einrichtungen umgebaut. Dort sollen Wohlfahrtsverbände, Vereine und Kommunen zusammenarbeiten, um Kindern aus armen Familien auf unterschiedliche Weise zu helfen, zum Beispiel bei Problemen in der Schule.
Die Oppositionsfraktionen unterstützen Lucha - haben aber auch Kritik. Die FDP fordert, der Sozialminister müsse die Vorhaben insgesamt schneller umsetzen. Die SPD will zusätzliche Hilfen, zum Beispiel sollte das übrige Geld aus den Coronahilfen für Bildungsprojekte ausgegeben werden. Die AfD pocht darauf, Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund anders zu berücksichtigen.
Chancen stark vom Geldbeutel der Kinder abhängig
Wohlfahrtsverbände beklagen seit langem, dass Kinder und Jugendliche aus armen Familien schlechtere Entwicklungschancen haben. Generell gelten junge Menschen als armutsgefährdet, wenn deren Eltern über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens verfügen.