Ein Jahr nach Explosion in Köllestraße

Netze BW will alle Gasleitungen in Stuttgart von vor 1950 extra untersuchen

Stand
Autor/in
Thomas Fritzmann
Thomas Fritzmann

Ein Jahr nach der Gasexplosion in der Stuttgarter Köllestraße nimmt der Netzbetreiber Stellung. Das Gasnetz sei sicher. Trotzdem kommen alte Leitungen auf den Prüfstand.

Das Stuttgarter Gasnetz ist nach Angaben des Stuttgarter Gasnetzbetreibers, Netze BW, sicher. Geschäftsführer Christoph Müller kündigte in einem Gemeinderatsausschuss am Mittwoch trotzdem weitere Sicherheitsmaßnahmen an. Auf den Tag genau vor einem Jahr war in der Köllestraße im Stuttgarter Westen eine Person bei einer Gasexplosion ums Leben gekommen.

Netze BW äußert sich zur Explosion in Köllestraße und in Katzenbachstraße

"Die Unfälle in der Köllestraße und in der Katzenbachstraße haben nichts miteinander zu tun", sagte Christoph Müller im Verwaltungsausschuss. Im Fall der Explosion in der Köllestraße in Stuttgart-West wurde die Explosion durch einen Baufehler ausgelöst. Die Gasleitung sei zu nah an einer Stromleitung gebaut worden, heißt es. Dieser Grund wurde im vergangenen Jahr bereits anderthalb Wochen nach der schweren Explosion vermutet. Einen Zusammenhang zum Unglück im Januar 2024 sieht der Netzbetreiber nicht.

Die Explosion in der Katzenbachstraße in Stuttgart-Vaihingen sei auf Korrosion an einer Gasleitung aus dem Jahr 1932 zurückzuführen, dies stehe nun endgültig fest. Ein grundlegendes Problem bei den Stuttgarter Gasleitungen schließt der Netzanbieter weiterhin aus. Trotzdem sollen zusätzliche Maßnahmen mehr Sicherheit in der Landeshauptstadt schaffen.

Nach zwei Gasexplosionen innerhalb weniger Monate, ist die Verunsicherung in Stuttgart groß. Dazu äußert sich der Geschäftsführer von Netze BW Christoph Müller im SWR-Interview:

Weitere Sicherheitsmaßnahmen für Stuttgart angekündigt

Netze BW kündigte an, zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsuntersuchungen sämtliche Gasleitungen in Stuttgart, die vor 1950 gebaut wurden, einzeln zu untersuchen. Das seien in der Landeshauptstadt rund vier Prozent des Gesamtnetzes.

Die Unglücke sind unter unserer Verantwortung passiert. Es ist unsere Pflicht, aus ihnen zu lernen.

Zusätzlich sollen einzelne, ältere Leitungsstücke stichprobenartig aufgegraben werden - auch wenn sie bei der Kontrolle unauffällig blieben. Netze BW ist sich sicher, dass das Alter der Leitungen nichts über die Sicherheit aussagt, trotzdem wolle man diese Annahme durch die Stichproben noch einmal belegen.

Zuletzt kündigte der Netzbetreiber an, dass neue Kontrollen mit Fahrzeugen durchgeführt werden sollen. Die noch neue Messtechnik ermögliche gründlichere und schnellere Kontrollen als die üblichen Begehungen mit Teppichsonden. Nun sollen, in Ergänzung zur alten Technik, erste Erfahrungen damit gesammelt werden.

Stuttgart

Gasunglück Stuttgart Darum wird nach der Haus-Explosion die Straße aufgegraben

Nach dem Gasunglück in Stuttgart wird an 14 Stellen in der Köllestraße der Boden aufgegraben. Damit sollen Risiken für Anwohner ausgeschlossen werden. Wo könnten Gefahren lauern?

SWR4 BW Aktuell am Mittag SWR4 Baden-Württemberg

Zahl der Schäden in Stuttgart um 84 Prozent gesunken

Im Ausschuss warb Netze BW-Geschäftsführer Christoph Müller auch für die Sicherheit der Stuttgarter Leitungen. Der Netzbetreiber investiere rund fünf Millionen Euro jährlich in das Gasnetz. "Zwischen 1998 und 2023 ist die Zahl der Schäden um 84 Prozent gesunken", sagte Müller. Zwar gebe es keine vergleichbare Branchen-Statistik, so Müller weiter, die bekannten Verbandszahlen zu Gasnetzbetreibern und Stadtgashistorie wiesen aber daraufhin, dass die Situation in Stuttgart im Vergleich mit Gasnetzen anderer Städte keine außergewöhnliche oder abweichende sei.

Die Kontrollen der Gasleitungen folgen laut Müller den höchsten Standards. "Wir kontrollieren jedes Jahr über 500 Kilometer Leitung und etwa 17.000 Hausanschlussleitungen mit Spürgeräten", erklärte der Netze BW-Chef.

Netze BW will das Vertrauen ins Gasnetz zurückgeben

Dass gleich zwei Explosionen innerhalb weniger Monate in der Bevölkerung für Verunsicherung gesorgt haben, ist Müller klar. "Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Stuttgart das Vertrauen in ein sicheres Gasnetz zurückgeben", erklärte Müller.

"Die Fragen, die uns nach den beiden Unglücken gestellt werden, sind absolut berechtigt, und wir sind es den Betroffenen schuldig, Antworten zu geben." Wann die ersten Kontrollen in Stuttgart stattfinden sollen, kündigte der Netzbetreiber noch nicht an.

Gasexplosionen in Stuttgart

Stuttgart

Gasleitung wird in den kommenden Tagen untersucht Stuttgart: Ursache für Explosion in Vaihingen vermutlich gefunden

Die Ursache für die Haus-Explosion in Stuttgart-Vaihingen am Mittwoch war möglicherweise eine undichte Gasleitung in der Straße vor dem Haus. Das Gebäude selbst hatte keinen Gas-Anschluss, so Stadt Stuttgart und Betreiber Netze BW.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Stuttgart

Gasunglück Stuttgart Darum wird nach der Haus-Explosion die Straße aufgegraben

Nach dem Gasunglück in Stuttgart wird an 14 Stellen in der Köllestraße der Boden aufgegraben. Damit sollen Risiken für Anwohner ausgeschlossen werden. Wo könnten Gefahren lauern?

SWR4 BW Aktuell am Mittag SWR4 Baden-Württemberg

Stuttgart

Ein halbes Jahr danach Explosion in Köllestraße in Stuttgart: Zum ersten Mal spricht ein Betroffener

Im März ist in Stuttgart ein Wohnhaus explodiert. Eine Person starb, viele wurden obdachlos. Betroffene und Anwohner kämpfen immer noch mit den Folgen.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.