Das Stuttgarter Gasnetz ist nach Angaben des Stuttgarter Gasnetzbetreibers, Netze BW, sicher. Geschäftsführer Christoph Müller kündigte in einem Gemeinderatsausschuss am Mittwoch trotzdem weitere Sicherheitsmaßnahmen an. Auf den Tag genau vor einem Jahr war in der Köllestraße im Stuttgarter Westen eine Person bei einer Gasexplosion ums Leben gekommen.
Netze BW äußert sich zur Explosion in Köllestraße und in Katzenbachstraße
"Die Unfälle in der Köllestraße und in der Katzenbachstraße haben nichts miteinander zu tun", sagte Christoph Müller im Verwaltungsausschuss. Im Fall der Explosion in der Köllestraße in Stuttgart-West wurde die Explosion durch einen Baufehler ausgelöst. Die Gasleitung sei zu nah an einer Stromleitung gebaut worden, heißt es. Dieser Grund wurde im vergangenen Jahr bereits anderthalb Wochen nach der schweren Explosion vermutet. Einen Zusammenhang zum Unglück im Januar 2024 sieht der Netzbetreiber nicht.
Die Explosion in der Katzenbachstraße in Stuttgart-Vaihingen sei auf Korrosion an einer Gasleitung aus dem Jahr 1932 zurückzuführen, dies stehe nun endgültig fest. Ein grundlegendes Problem bei den Stuttgarter Gasleitungen schließt der Netzanbieter weiterhin aus. Trotzdem sollen zusätzliche Maßnahmen mehr Sicherheit in der Landeshauptstadt schaffen.
Nach zwei Gasexplosionen innerhalb weniger Monate, ist die Verunsicherung in Stuttgart groß. Dazu äußert sich der Geschäftsführer von Netze BW Christoph Müller im SWR-Interview:
Weitere Sicherheitsmaßnahmen für Stuttgart angekündigt
Netze BW kündigte an, zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsuntersuchungen sämtliche Gasleitungen in Stuttgart, die vor 1950 gebaut wurden, einzeln zu untersuchen. Das seien in der Landeshauptstadt rund vier Prozent des Gesamtnetzes.
Zusätzlich sollen einzelne, ältere Leitungsstücke stichprobenartig aufgegraben werden - auch wenn sie bei der Kontrolle unauffällig blieben. Netze BW ist sich sicher, dass das Alter der Leitungen nichts über die Sicherheit aussagt, trotzdem wolle man diese Annahme durch die Stichproben noch einmal belegen.
Zuletzt kündigte der Netzbetreiber an, dass neue Kontrollen mit Fahrzeugen durchgeführt werden sollen. Die noch neue Messtechnik ermögliche gründlichere und schnellere Kontrollen als die üblichen Begehungen mit Teppichsonden. Nun sollen, in Ergänzung zur alten Technik, erste Erfahrungen damit gesammelt werden.
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Zahl der Schäden in Stuttgart um 84 Prozent gesunken
Im Ausschuss warb Netze BW-Geschäftsführer Christoph Müller auch für die Sicherheit der Stuttgarter Leitungen. Der Netzbetreiber investiere rund fünf Millionen Euro jährlich in das Gasnetz. "Zwischen 1998 und 2023 ist die Zahl der Schäden um 84 Prozent gesunken", sagte Müller. Zwar gebe es keine vergleichbare Branchen-Statistik, so Müller weiter, die bekannten Verbandszahlen zu Gasnetzbetreibern und Stadtgashistorie wiesen aber daraufhin, dass die Situation in Stuttgart im Vergleich mit Gasnetzen anderer Städte keine außergewöhnliche oder abweichende sei.
Die Kontrollen der Gasleitungen folgen laut Müller den höchsten Standards. "Wir kontrollieren jedes Jahr über 500 Kilometer Leitung und etwa 17.000 Hausanschlussleitungen mit Spürgeräten", erklärte der Netze BW-Chef.
Netze BW will das Vertrauen ins Gasnetz zurückgeben
Dass gleich zwei Explosionen innerhalb weniger Monate in der Bevölkerung für Verunsicherung gesorgt haben, ist Müller klar. "Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Stuttgart das Vertrauen in ein sicheres Gasnetz zurückgeben", erklärte Müller.
"Die Fragen, die uns nach den beiden Unglücken gestellt werden, sind absolut berechtigt, und wir sind es den Betroffenen schuldig, Antworten zu geben." Wann die ersten Kontrollen in Stuttgart stattfinden sollen, kündigte der Netzbetreiber noch nicht an.