Suche mit Drohnen und Wärmebildkameras

Böblingen: Jäger retten Rehkitze mit Drohnen vor Mähtod

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Autor/in
Martin Rottach
Reporter Martin Rottach

Im Kreis Böblingen spüren Jäger vor dem Abmähen von Wiesen Rehkitze mit Drohnen auf und retten diese vor den Mähwerken. Allein im vergangenen Jahr konnten sie so 180 Tiere retten.

In Weil der Stadt (Kreis Böblingen) retten Jäger jedes Jahr über 100 Rehkitze vor dem Tod durch den Einsatz von Mähwerken. Dabei setzen sie unter anderem Drohnen mit Wärmebildkameras ein.

Fluchtreflex ist bei jungen Rehkitzen noch nicht ausgebildet

In den Schutz des hochgewachsenen Grases der Wiesen setzen die Rehgeißen, wie die weiblichen Rehe in der Jägersprache heißen, ihren Nachwuchs und ahnen dabei nicht, dass sie diesen damit in Lebensgefahr bringen. In dieser Zeit mähen die Landwirte nämlich auf vielen Wiesen das Gras, um Heu zu machen.

Mit modernen Mähwerken fahren sie dabei mit hohen Geschwindigkeiten über die Wiese, sodass ihnen im Führerhaus keine Möglichkeit zur Früherkennung der Rehkitze bleibt. Für diese bedeutet das meistens den Tod, denn bei zwei bis drei Wochen alten Tieren ist der Fluchtreflex noch nicht ausgebildet, und sie ducken sich stattdessen lediglich tief ins Gras.

"Vorsichtig mähen funktioniert nicht. Vom Bulldog aus, wenn du da runter schaust, findest du vielleicht von hundert Kitzen eins."

Mit Wärmebildkameras morgens das Gras absuchen

Benjamin Schmid und Ruwen Denzinger beim Absuchen der Wiesen mit Hilfe einer Drohne
Benjamin Schmid und Ruwen Denzinger beim Absuchen der Wiesen mit Hilfe einer Drohne

Ende April bis Ende Juni ist für die Jäger Benjamin Schmid und Ruwen Denzinger Hochbetrieb. Täglich sind sie dann im Einsatz, um Rehkitze zu retten, wenn die Landwirte anfangen zu mähen und Heu zu machen. Beispielsweise helfen sie Landwirt Georg Riehle aus Weil der Stadt, der Wiesen im Umfang von insgesamt rund 25 Hektar besitzt.

Vor dem Mähen hat Riehle sich mit den Jägern in Verbindung gesetzt und ihnen die Koordinaten der Wiesen durchgegeben. Um 5 Uhr morgens sind Schmid und Denzinger mit Drohnen und Wärmebildkameras unterwegs und überfliegen das hohe Gras. Sie müssen sich beeilen, denn ab 10 Uhr wird es zu warm, und die Wärmebildkameras funktionieren nicht mehr.

An manchen Tagen werden bis zu sieben Kitze gerettet

Auf einer Wiese nahe des Waldrandes werden die beiden Jäger fündig. Mit einem Käscher und einer großen grünen Kiste gehen sie zur Fundstelle. Ohne Mühe lässt sich das kleine Rehkitz fangen und in die Kiste verfrachten. Bis zu vier Stunden wird es darin bleiben müssen - so lange, bis die Wiese gemäht ist. Erst danach können die Jäger das Kitz wieder freilassen.

"Wir haben Tage, da holen wir bis zu sieben Stück raus. Man ist zwar müde, wenn man das 14 Tage am Stück macht, aber es ist einfach ein super Gefühl, wenn man weiß, man hat Tiere gerettet."

Rehe können ihre Kitze verstoßen: Körperkontakt vermeiden

Denzinger und Schmid achten immer darauf, dass sie möglichst wenig Körperkontakt mit dem Kitz haben. Denn bei Kontakt mit Menschen nehmen die Kitze laut der Jäger möglicherweise deren Geruch an. Und dann besteht die Gefahr, dass die Mutter ihr eigenes Kitz nicht mehr erkennt und es verstößt.

Programm in Böblingen besteht seit drei Jahren

Rettung von Rehkitzen per Drohne und Wärmebildkameras gibt es immer häufiger in den Landkreisen. Seit drei Jahren gibt es das Programm der Kreisjägervereinigungen im Landkreis Böblingen. Benjamin Schmid und Ruwen Denzinger sind mit insgesamt elf Kollegen und vier Drohnen im Einsatz, um die Rehkitze zu retten. Allein im letzten Jahr konnten sie 180 Rehkitze vor dem tödlichen Mähwerk retten. Wichtig für das Gelingen der Einsätze ist vor allem die Kommunikation und Koordination zwischen Landwirten und Jägern, sagen sie. Sie hoffen, dass immer mehr Landwirte mitmachen und Zeitpunkte und Orte bekanntgeben, wenn sie ihre Wiesen mähen wollen.

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