Insolvenzverfahren soll eröffnet werden

Akademie "Deutsche Pop" ist pleite: Studierende sind verzweifelt

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Studierende der "Deutsche Pop" in Kornwestheim haben teils über 15.000 Euro Gebühren bezahlt. Aber das Geld ist wohl weg - und ob sie einen Studienabschluss bekommen, ist fraglich.

Unter bisherigen Studierenden an der Akademie "Deutsche Pop" in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg), nicht zu verwechseln mit der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim, macht sich Verzweiflung breit. Das Träger-Unternehmen der Akademie, die Music Support Group, ist finanziell am Ende, sodass zum Jahresende die 3.500 Studierenden in Deutschland und Österreich eine Mail erhielten. Darin hieß es: "Eine Aufrechterhaltung des Bildungsbetriebs ist also nicht mehr gewährleistet." Die Studierenden haben Tausende Euro an Studiengebühren bezahlt und nun Angst, dass das Geld weg ist und sie ihren Abschluss nicht machen können.

Studentin: "Die 'Deutsche Pop' hat sich nie um uns gekümmert."

Alle Kurse wurden abgesagt, Seminare finden keine mehr statt, die Website ist zeitweise offline. Bei der Akademie ist auf SWR-Anfrage niemand mehr erreichbar. Elisabeth Flohr ist 21 Jahre alt, ihre Freunde nennen sie Essi. Seit zwei Jahren studiert sie an "der Pop" in Kornwestheim im Bachelor Moderator, Redakteur und Media Reporter. Ihr großer Traum ist es, einmal Moderatorin zu werden.

In Kornwestheim hoffte sie bisher, ihrem Ziel näher zu kommen. Der Tag der offenen Tür an der Akademie hatte sie überzeugt. "Da wusste ich: Hier will ich hin." Dafür war sie auch bereit, über 15.000 Euro an Studiengebühren zu zahlen.

Dass es der Akademie und ihrem Mutterkonzern finanziell nicht gut ging, habe sie lange nicht mitbekommen, so Flohr. Aber ihr fiel schon seit Jahren auf, dass die Organisation schlecht war. "Unser Studium lebte durch die Dozentinnen und Dozenten. Die haben sich für uns eingesetzt. Die 'Deutsche Pop' selbst hat sich nie um uns gekümmert."

Laut Flohr hat es keine Informationen gegeben, wann welche Seminare stattfinden. Außerdem habe es keine Rückmeldungen auf Anfragen zum Studium gegeben. Manche Studierende würden seit Jahren auf die Abschlussbestätigung einzelner Kurse warten. Auch die Tonstudios und Studios für Filmsynchronisation seien oft kaputt und niemand sei da gewesen, um zu helfen oder sie zu reparieren. Ob diese Vorwürfe so alle zutreffen, dazu war bei der Akademie auf SWR-Anfrage am Donnerstag niemand erreichbar.

Dozierende bekommen kein Gehalt, Insolvenzverfahren wird eingeleitet

Erst im Herbst 2023 hörte Elisabeth Flohr Gerüchte, dass es der "Deutschen Pop" auch finanziell schlecht gehe. "Unsere Dozenten haben erzählt, dass sie seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen haben." Das bestätigt auch der Insolvenzverwalter Rolf Pohlmann dem SWR. "Seit Oktober 2023 konnten keine Gehälter mehr gezahlt werden", so Pohlmann.

Elisabeth Flohr im Tonstudiu der Deutschen POP in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg).
Elisabeth Flohr, genannt Essi, im Tonstudio der Deutsche Pop in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg). Fünf Semester hat sie hier studiert.

Dann erhielten die Studierenden und auch Elisabeth Flohr Mitte Dezember eine erste offizielle Mail: Ein Insolvenzverfahren solle eingeleitet werden, es gebe interessierte Investoren. Die Chancen stünden gut. "Die Zeit war aber sehr knapp für die Investoren, um eine mögliche Finanzierung zu prüfen", so Pohlmann. "Das hat dann leider nicht geklappt." So kam keine zwei Wochen später die nächste Mail in den Posteingang der Studentin.

"Deutsche Pop" ist pleite

Schriftlich teilte die "Deutsche Pop" ihren Studierenden mit: "Auch wenn eine förmliche Betriebseinstellungsentscheidung noch nicht getroffen wurde, wird der Betrieb der msg (Music Support Group, Anm. der Red.) infolge der Arbeitnehmer-Kündigungen faktisch am 01.01.2024 zum Erliegen kommen." Denn laut Pohlmann war der 31.12.2023 der letztmögliche Tag, an dem die Mitarbeitenden der Akademie selbst kündigen konnten, um noch Insolvenzgeld für den Zeitraum zu bekommen, in dem sie nicht bezahlt wurden. Das hätten auch die meisten gemacht, die "Deutsche Pop" hat also nahezu keine Mitarbeitenden mehr.

Wie geht es aber mit dem Studium von Elisabeth Flohr und den anderen rund 3.500 Studierenden weiter? Denn die Besonderheit am Studium der "Deutschen Pop" ist: Alle studieren sechs Semester in Deutschland (beziehungsweise Österreich) und erhalten dadurch die Voraussetzungen, um die Bachelorarbeit an der University of West London einreichen zu können. Da die "Deutsche Pop" eine private Einrichtung ist, kostete das Studiengebühren. Flohr: "Insgesamt 15.684 Euro. Da wäre dann auch das Bachelorjahr in London dabei gewesen."

Studierende sind verzweifelt

Da es deutlich günstiger ist, vor Beginn des Studiums die gesamten Studiengebühren zu zahlen, hatte Elisabeth Flohr bereits alle Studiengebühren gezahlt. Fünf Semester hatte sie schon studiert. Ob sie ihr Studium abschließen kann, ist völlig ungewiss. "

Wir haben mit einem Anwalt gesprochen. Aber die Chancen, dass wir von den Studiengebühren was zurückbekommen, stehen nicht gut", so Flohr. Sie habe sich als betroffene Gläubigerin beim kommenden Insolvenzverfahren bereits eingetragen, jetzt heißt es abwarten.

Können die Studierenden noch ihr Studium abschließen?

Insolvenzverwalter Rolf Pohlmann hingegen versucht Hoffnung zu machen: "Wir versuchen die Studiengänge zu transferieren." Wenn es nach ihm geht, sollen andere Hochschulen die Studierenden übernehmen, damit sie ihr Studium abschließen können. Man befinde sich diesbezüglich aktuell in Verhandlungen. "Ich bin positiv gestimmt, dass das bei der Mehrzahl der Studiengänge klappt", sagt Pohl. Es könnte auch sein, dass der bisherige Kooperationspartner, die University of West London, bereit ist, bereits vor dem Bachelorjahr die Studierenden zu übernehmen.

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