In Aichelberg am Fuße der Schwäbischen Alb wird es vorerst keinen Gewerbepark geben. Die Gemeinde im Kreis Göppingen hatte am Sonntag ihre rund 1.100 wahlberechtigten Einwohnerinnen und Einwohner zur Abstimmung gerufen. Sie haben per Bürgerentscheid mit 55 Prozent Mehrheit gegen das knapp 15 Hektar große Gewerbegebiet auf der nördlichen Seite der A8 gestimmt. Damit ist das geplante Bauprojekt schon Geschichte, bevor es überhaupt gebaut wurde.
Gewerbegebiet seit langem geplant
Seit 2016 sind die Vorbereitungen dazu gelaufen. Damals fand eine erste Bürgerinformation statt. Fünf der sechs Gemeinden des Gemeindeverwaltungsverbundes Bad Boll wollten das Gewerbegebiet entwickeln: neben Aichelberg auch Dürnau, Gammelshausen, Hattenhofen und Zell unter Aichelberg. Aichelberg wollte dabei 50 Prozent der Kosten übernehmen, die anderen Kommunen jeweils 12,5 Prozent, nachdem Bad Boll als größte Gemeinde im Verbund frühzeitig aus den Planungen ausgestiegen war. Weil sich das Gewerbegebiet ausschließlich auf der Gemarkung von Aichelberg befindet, durften nur die Bürgerinnen und Bürger von Aichelberg abstimmen.
Große Enttäuschung über das Aus für das Projekt
Die Gemeindeverwaltung Aichelberg hat das Gewerbegebiet befürwortet. Die Bürgermeisterin von Aichelberg, Heike Schwarz, bedauerte das Abstimmungsergebnis. Auf der Website der Gemeinde heißt es, Gemeinderat und Gemeindeverwaltung sind fest davon überzeugt, dass eine mögliche Gewerbeentwicklung vor Ort die Grundlage für eine gute und zukunftsfähige Entwicklung der Gemeinde bildet.
Auch der Verband Region Stuttgart zeigte sich enttäuscht über das Aus des geplanten Gewerbegebiets an der A8. Sowohl im Kreis Göppingen als auch in der gesamten Region Stuttgart fehle es massiv an gewerblichen Flächen, so der Verband. Der geplante Gewerbepark hätte gute wirtschaftliche Entwicklungschancen und neue Arbeitsplätze geboten, sagte der Regionaldirektor des Verbands Region Stuttgart, Alexander Lahl. Der Vorsitzende des Verbands Thomas Bopp kritisierte, dass die Entscheidung gegen das Gewerbegebiet kein ermutigendes Signal für die Zukunft der Region sei. Ziel sei nun, den Blick auf die bereits auf den Weg gebrachten regionalen Gewerbeschwerpunkte zu richten.
Bürgerinitiative freut sich über Aus
Die Gegnerinnen und Gegner des Gewerbegebiets freuen sich hingegen über das Ergebnis des Bürgerentscheids. "Der Grünzug an der Autobahn ist als grüne Lunge wichtig für den Luftaustausch", sagte Michael Gölz von der Initiative "Kein Gewerbepark Aichelberg". Der Landwirt wehrt sich, wie viele andere auch, gegen den Flächenverbrauch. Das sei alles wertvolles landwirtschaftliches Gelände. Die Bürgerinitiative bezweifelt zudem, dass die Gemeinde das Vorhaben hätte stemmen können. Denn bevor Gewerbesteuer fließe, müsse erst einmal Geld investiert werden: in den Grundstückskauf, in die Planung und in die Erschließung des Geländes. Dieses Geld habe die Gemeinde nicht, so Gölz.
Unternehmen für Gewerbepark standen noch nicht fest
Das Entwicklungskonzept enthielt nach Aussage der Projekt-Partner konkrete Leitplanken und Anforderungen für ein nachhaltiges Gewerbegebiet. Anders als beim Bürgerentscheid in Weilheim (Kreis Esslingen), wo Cellcentric als Interessent feststand, war dieses Mal noch nicht klar, welche Betriebe sich in dem Gewerbegebiet ansiedeln wollen. Die Gemeinde betonte, dass es ein guter Mix aus kleineren und mittleren Betrieben von vor Ort sowie aus größeren und regional bedeutsamen Unternehmen im Gebiet sein sollte. Auch Logistik sollte im Gebiet angesiedelt werden.