Friedensgruppen, Kirchen, Vereine und die Politik: Viele Organisationen riefen zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine zu Demonstrationen und Mahnwachen auf. Auch in der Region Stuttgart fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, mehrere tausend Menschen wurden erwartet.
Schweigeminute, Trauerbeflaggung, Gottesdienste
Allein in der Landeshauptstadt Stuttgart gab es mehrere Aktionen zum ersten Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine, unter anderem der Initiative "Pulse of Europe". Der größte Demonstrationszug sollte am frühen Freitagabend zum Schlossplatz in der Stuttgarter Innenstadt führen. Am Freitagabend gab es außerdem einen ökumenischen Friedensgottesdienst in der Domkirche St. Eberhard in Stuttgart. Dabei waren unter anderem der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Ernst-Wilhelm Gohl, der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst, sowie Mitglieder der Stuttgarter ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde.
Beim Gottesdienst wurde auch ein Ikonen-Bild - also ein Bild von Maria und Jesus - gezeigt, das ein ukrainisches Künstlerpaar auf den Deckel einer Munitionskiste gemalt hat. "Das Holz der Munitionskiste steht für die harte und grausame Realität, in der Gottes Friede ankommen soll und muss. Und dieser Friede ist so zerbrechlich und schutzbedürftig wie ein kleines Kind", sagte der katholische Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes im Vorfeld.
Auch in Filderstadt (Kreis Esslingen) fand um 17:30 Uhr vor dem Kultur- und Kongresszentrum FILharmonie in Bernhausen eine Solidaritätsveranstaltung mit Reden und Musik für die Ukraine statt, insbesondere für Poltawa, so die Stadtverwaltung. Poltawa ist die ukrainische Partnerstadt Filderstadts.
In Esslingen fand ab 17:30 Uhr in der Stadtkirche St. Dionys eine Gedenkveranstaltung statt. Nach der Begrüßung durch Dekan Weißenborn sprachen Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) und die Ukrainerin Kateryna Kurlap. Abgerundet wurde das Programm der Veranstaltung durch musikalische Beiträge des ukrainischen Saxophonisten Lev Sorokin und des russischen Chors Esslingen e.V. Im Anschluss fand auf dem Marktplatz eine Gedenkminute statt. Zudem baut die Stadt Esslingen mit der ukrainischen Stadt Kamianets-Podilskyi aktuell eine Solidaritätspartnerschaft auf.
Die Friedensinitiative Kirchheim unter Teck (Landkreis Esslingen) veranstaltet am Samstag von 10 bis 12:30 Uhr eine Friedenskundgebung vor dem Kirchheimer Rathaus, an der Oberbürgermeister Pascal Bader als Mitglied der weltweiten Initiative "Mayors for Peace" teilnimmt und auch sprechen wird. In der Region Stuttgart sind mehr als zwei Dutzend Kommunen durch ihre Oberbürgermeister und Bürgermeisterinnen Mitglieder im Netzwerk "Mayors for Peace". Einige lassen auch die Flagge des Netzwerks wehen, beiepielsweise Marbach und Böblingen.
Die Stadt Böblingen rief am Freitag zur Mittagszeit zu einer Schweigeminute in der ganzen Stadt auf. Danach sollte vom Glockenspiel im Rathausturm für eine Woche lang jeden Tag um 12:05 Uhr die ukrainische Nationalhymne zu hören sein.
Der Rems-Murr-Kreis wollte am Freitag mit Trauerbeflaggung ein Zeichen gegen den Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine setzen und sich solidarisch mit allen betroffenen Menschen, Verstorbenen und Angehörigen zeigen. Nach Angaben des Landratsamts war die Trauerbeflaggung am Waiblinger Kreishaus am Alten Postplatz zu sehen.
Landesweit etwa ein Fünftel der Ukraine-Geflüchteten in der Region Stuttgart
Seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine vor einem Jahr sind mehr als 151.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Land Baden-Württemberg registriert worden. Davon wurden in der Region Stuttgart rund 32.000 Geflüchtete aufgenommen.
Im zweitgrößten Landkreis Baden-Württembergs, dem Landkreis Ludwigsburg, sind mehr als 7.300 Geflüchtete angekommen. Der Rems-Murr-Kreis hat 2.200 ukrainische Geflüchtete aufgenommen. In den Landkreis Esslingen sind seit Kriegsbeginn insgesamt mehr als 7.100 Menschen aus der Ukraine gekommen, in den Landkreis Böblingen rund 4.000. Im Landkreis Göppingen wurden seit Beginn des Krieges rund 3.300 ukrainische Geflüchtete aufgenommen. In Stuttgart sind rund 8.000 Ukrainerinnen und Ukrainer registriert worden. Zahlenmäßig entspricht das der Einwohnerzahl der kleinsten Stadtbezirke in Stuttgart, wie etwa in Birkach, Obertürkheim oder Münster.
In allen Landkreisen und auch in Stuttgart kommen immer noch Geflüchtete an, die vorläufig in Notunterkünften untergebracht werden müssen. Im Landkreis Esslingen beispielsweise kommen laut Auskunft des Landratsamts pro Monat derzeit etwa 200 Menschen an.