Friedliche Feiern, viele Einsätze

Bilanz der Silvesternacht in BW: Millionenschäden durch Brände

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Torsten Hansel-Engelhart
Andrea Blocksdorf
Mailine Albrecht

In Baden-Württemberg hatten die Einsatzkräfte viel zu tun. Meist ging es um Brände oder Streitigkeiten. Vereinzelt wurden aber auch Einsatzkräfte mit Feuerwerk beschossen.

In Baden-Württemberg sind Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste wieder zu vielen Einsätzen an Silvester ausgerückt. Grund waren vor allem eine Vielzahl von Bränden. Wie das Innenministerium am Mittwochmittag mitteilte, entstand nach ersten Schätzungen ein Schaden von "grob geschätzt zwei Millionen Euro".

Feuerwerkskörper hätten Balkone, Hecken, Mülleimer, Papier- und Altkleidercontainer in Brand gesetzt, hieß es weiter. Wie ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium dem SWR am Neujahrsmorgen sagte, sei die Polizei außerdem wegen Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Beleidigungen oder anderen Streitigkeiten gerufen worden.

Silvester 2025: Tausende Menschen feierten in Mannheim und Heidelberg

In Mannheim war erneut der Wasserturm der Ort, an dem sich viele Menschen trafen, um in das neue Jahr hineinzufeiern. Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums kamen rund 4.500 Menschen dorthin. Im Laufe der Nacht wurden innerhalb der Waffen- und Messerverbotszone Mannheim neun Schreckschusswaffen sichergestellt. Die Besitzer erwarten nun Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz beziehungsweise gegen die Waffen- und Messerverbotszone. Schlagstöcke und Pfefferspray mussten die Polizisten einsetzen, um eine Schlägerei zwischen rund 20 Menschen zu beenden. Dabei seien zwei Polizisten leicht verletzt worden, so das Innenministerium.

In Heidelberg waren es ebenfalls mehr als 4.000 Leute, die rund um die Alte Brücke und die Theodor-Heuss-Brücke den Jahreswechsel begingen. Weil sich kurz vor Mitternacht zu viele Personen im Bereich der beiden Brücken aufhielten, wurden sie kurzzeitig für weitere Besucherinnen und Besucher gesperrt. Die Sperrung wurde laut Polizei allerdings kurz darauf wieder aufgehoben, nachdem der Großteil der Feiernden in die Altstadt weitergezogen war.

20 Anzeigen bei Silvester-Feier auf dem Stuttgarter Schlossplatz

Auch auf dem Schlossplatz in Stuttgart feierten Tausende Menschen bei der offiziellen Silvesterfeier. "Der Schlossplatz war eine Partyzone", sagte die Sprecherin von "In.Stuttgart", Stefanie Hirrle. Trotz der vielen Besucher sei die Veranstaltung "sehr ruhig und friedlich" ohne "ungewöhnliche Vorkommnisse" verlaufen. Den Angaben zufolge waren es etwa tausend Besucherinnen und Besucher mehr als im vergangenen Jahr.

Auch die Stuttgarter Polizei zog anlässlich des Einsatzes rund um den Schlossplatz eine vorläufige positive Bilanz. Mehrere hundert Beamtinnen und Beamte waren in der Silvesternacht in der Innenstadt im Einsatz. Der Schwerpunkt lag dabei auf der von der Stadt Stuttgart eingerichteten Feuerwerksverbotszone innerhalb des City-Rings und insbesondere im Bereich der Veranstaltung auf dem Schlossplatz.

An den Kontrollstellen überprüften Polizistinnen und Polizisten, ob Personen Feuerwerkskörper, Waffen oder gefährliche Gegenstände bei sich hatten. Gefundene Raketen, Böller und ähnliches wurden beschlagnahmt. Insgesamt sei es zu keinen gravierenden Vorkommnissen gekommen, so die Polizei. Die Einsatzkräfte nahmen nach derzeitigem Stand 20 Anzeigen auf. Dabei ging es vor allem um Verstöße gegen das Waffen- oder das Sprengstoffgesetz oder um Körperverletzungsdelikte.

Feuerwehr Stuttgart an Silvester im Dauereinsatz

Die Stuttgarter Feuerwehr hatte in der Silvesternacht alle Hände voll zu tun. Am Neujahrsmorgen sprach sie von knapp 100 Brandeinsätzen in der Landeshauptstadt. Zum Großteil habe es sich um Kleinbrände von Müllcontainern und Müllunterständen oder um Feuer auf Balkonen gehandelt. Durch das rasche Eingreifen konnte die Feuerwehr laut eigenen Angaben in mehreren Fällen ein Übergreifen der Flammen auf Gebäude und Fahrzeuge verhindern.

Passanten hatten kurz nach Mitternacht im Dorotheen-Quartier in der Stuttgarter Innenstadt Flammen auf einem Hausdach entdeckt und die Einsatzkräfte alarmiert. Die brennende Dachbegrünung auf dem Geschäftshaus wurde dann gelöscht.

Polizei und Feuerwehr mit Raketen beschossen

Als drei Polizeibeamte in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) gerade mit einer Personenkontrolle beschäftigt waren, explodierte direkt neben ihnen eine Silvesterrakete. Wie die Polizei mitteilte, erlitten die drei dadurch ein Knalltrauma. Zwei unbekannte Jugendliche konnten zu Fuß flüchten. In Pforzheim war es ein Löschfahrzeug der Feuerwehr, das mit Feuerwerkskörpern beschossen und einem Stein beworfen wurde. Verletzt wurde niemand, so die Feuerwehr. Allerdings sei am Einsatzfahrzeug ein Sachschaden von einigen Tausend Euro entstanden.

Verletzte durch Böller und Messer

Wie jedes Jahr in der Silvesternacht gab es auch dieses Jahr in Baden-Württemberg Schwerverletzte durch Böller und Raketen. In Bisingen (Zollernalbkreis) explodierte ein Böller in der Hand eines 38-Jährigen. Rettungskräfte brachten ihn mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik. Ähnliches passierte einem 15-Jährigen in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis): Auch er musste ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem ihm ein Feuerwerkskörper in der Hand explodiert war.

In den frühen Morgenstunden haben sich in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) mehrere Männer heftig gestritten. Die Auseinandersetzung eskalierte auf einem Parkplatz, ein 22-Jähriger wurde niedergestochen. Die Tatverdächtigen flüchteten zu Fuß und konnten bislang nicht gefunden werden.

Kirchheim unter Teck

Streit eskaliert Kirchheim/Teck: Mann in Silvesternacht mit Messer schwer verletzt

Nahe eines Veranstaltungslokals in Kirchheim/Teck haben sich junge Männer gestritten. Ein 22-Jähriger wurde dabei niedergestochen.

SWR4 am Donnerstag SWR4

Raketen Grund für Gebäudebrände?

Offenbar eine Rakete löste in Lahr (Ortenaukreis) erst einen Balkon- und dann einen Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus aus. Die Flammen hatten von einem Balkon auf die Wohnung übergegriffen. Laut Feuerwehr ist der Brand vermutlich durch einen Feuerwerkskörper ausgelöst worden.

Auch in Offenburg (Ortenaukreis) brannte eine Wohnung in der siebten Etage eines Hochhauses. Das Feuer war ebenfalls auf dem Balkon ausgebrochen und hatte auf die Wohnung übergegriffen. Die Einsatzkräfte schätzen den Schaden auf 50.000 Euro.

70 Feuerwehrleute waren in Enzklösterle (Kreis Calw) im Einsatz. Hier brannte gegen zwei Uhr morgens der Dachstuhl eines Doppelhauses. Die Polizei vermutet, dass das Feuer durch eine Silvesterrakete ausgelöst wurde. Feuer und Löschwasser verursachten schwere Schäden, verletzt wurde niemand. Der Dachstuhl wurde durch die Flammen komplett zerstört, das Haus ist nicht mehr bewohnbar.

Millionenschäden bei Bränden in Wohn- und Lagerhäusern

In Achern-Mösbach (Ortenaukreis) brannte es in der Nacht in einem Wohn- und Lagerhaus. Als die Feuerwehr eintraf, habe das Gebäude komplett gebrannt, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg dem SWR. Die Feuerwehr habe das Übergreifen der Flammen auf ein weiteres Gebäude verhindern können. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. Der Schaden beläuft sich auf etwa eine Million Euro. Die Brandursache ist derzeit noch unklar. Das Wohnhaus ist nicht mehr bewohnbar.

Ein Feuer in einem Firmensitz in Baden-Baden hat nach ersten Schätzungen der Polizei ebenfalls einen Millionenschaden verursacht. Bei dem Brand wurden unter anderem gelagerte Solarmodule beschädigt. Das Feuer war laut Polizei in einem Privatanwesen ausgebrochen, das auch als Firmensitz genutzt wurde. Die Experten ermitteln noch, was den Brand ausgelöst hat.

In Meßkirch (Kreis Sigmaringen) verursachte ein Feuer in einem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt Schaden in Millionenhöhe, so ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Zunächst war die Polizei von einem Schaden in Höhe von mindestens 400.000 Euro ausgegangen. Das Gebäude sei nicht mehr bewohnbar. Der Brand brach kurz vor Mitternacht aus, die Ursache ist noch unklar. Verletzt wurde niemand.

Brandalarm in Kirchen wegen Feinstaubs

Eine halbe Stunde nach Mitternacht rückten Polizei und Feuerwehr in Konstanz aus - und zwar in die Stephanskirche und in das Münster "Unserer Lieben Frau". Die vielen Feuerwerkskörper und Böller hatten offenbar soviel Feinstaub produziert, dass dadurch die Brandmeldeanlagen der Gebäude ausgelöst wurden. Tatsächlich gebrannt hat es aber nicht.

In Freiburg sind am Neujahrsmorgen bei einem Brand in einem Tierheim mehrere Vögel und Igel verendet. Den Tieren wurde laut Feuerwehr die starke Rauchentwicklung zum Verhängnis. Größere Tiere konnten aus dem Heim gerettet werden. Das Flachdach des Gebäudes wurde durch das Feuer schwer beschädigt. Die Brandursache ist noch unklar, Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Silvesterfeuerwerk gebe es nicht, so ein Feuerwehrsprecher. Eine verirrte Rakete in einem Lüftungsschacht sei aber ebenso denkbar wie ein Kabelbrand.

Eisbär-Baby hat Silvesternacht überlebt

Zu guter Letzt eine erfreuliche Nachricht: Im Zoo in Karlsruhe hat das Eisbären-Baby den Jahreswechsel offenbar unbeschadet hinter sich gebracht. Eisbärin Nuka hatte Anfang November dort zwei Junge zur Welt gebracht, von denen seit einiger Zeit wohl nur noch eins lebt. Die Befürchtung war groß, dass das verbliebene Junge durch den Silvesterlärm zu Schaden kommen könnte, weil "Eisbären auf Störungen während der Aufzucht sehr negativ reagieren und sogar das Jungtier fressen können", schrieb der Zoo am Mittwoch auf Facebook. Nun hätten Tierpfleger aber "Geräusche des Nachwuchses" über eine Kamera im Gehege gehört. Aktuelle Bilder gibt es allerdings noch keine.

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