Aus der Konzernbilanz, die SAP am Dienstagmorgen vorgelegt hat, geht hervor: Vor allem im wichtigen Cloud-Bereich ist SAP sehr stark gewachsen - also dem Geschäft mit Unternehmenssoftware, die als Abo über das Internet läuft. Laut SAP-Chef Christian Klein beinhaltet dabei bereits die Hälfte der neuen Aufträge Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz.
SAP: Cloud-Bereich wächst stark - viele Aufträge mit KI-Anwendungen
Das Ziel, stärker auf KI zu setzen, war einer Gründe, dass SAP im vergangenen Jahr den Konzern massiv umgebaut hat. Dabei haben weltweit bis zu 10.000 Beschäftigte das Unternehmen verlassen. In Deutschland sind knapp 3.500 Beschäftigte über Freiwilligen- oder Vorruhestandsprogramme gegangen. Gleichzeitig hat SAP mehr Leute neu eingestellt.
Durch den Konzernumbau wollte SAP außerdem profitabler werden. Und das zeigt sich schon jetzt: Während der Konzernumsatz insgesamt um zehn Prozent gewachsen ist, hat SAP den Gewinn nach eigener Rechnung sogar um 22 Prozent gesteigert - und zwar auf 5,3 Milliarden Euro. Die Kosten für den Konzernumbau von mehr als drei Milliarden Euro rechnet SAP dabei allerdings nicht mit ein.
SAP-Betriebsrat: Konzernumbau hat auch Unruhe gebracht
Der neue Unternehmenskurs habe aber auch seine Schattenseiten, meint Betriebsrat Andreas Hahn. Zu häufig habe es in den vergangenen Jahren neue Ziele im Konzern gegeben. Mitarbeitende seien verunsichert - weil ihnen nicht klar sei, ob morgen noch gültig sein wird, was sie heute gehört haben.
Auch eine Einschränkung der Homeoffice-Möglichkeiten durch eine ausgerufene Präsenzpflicht an drei Tagen in der Woche sorgte für Ärger in der Belegschaft. Die Stimmung war in früheren Zeiten schon einmal besser.
Kritik an SAP auch von der Kundschaft
Die Geschwindigkeit, die Christian Klein vorgibt, setze nicht zuletzt die eigene Kundschaft unter Druck, weiß Jens Hungershausen von der deutschsprachigen SAP-Anwendervereinigung DSAG. Er spricht von einer großen Herausforderung, auch für seine Mitglieder. Einige SAP-Kunden sähen sich gezwungen, die Cloud zu nutzen. Für Christian Klein ist die aktuelle SAP-Strategie jedoch alternativlos. Aus seiner Sicht haben die Resultate bewiesen, dass der Umbau erfolgreich war.
SAP sieht in chinesischer KI DeepSeek Chancen
Die Nachrichten um DeepSeek - die neue, künstliche Intelligenz aus China - die günstiger und schlanker als so gut wie jede andere KI auf dem Markt sein soll, beunruhigt den Softwareriesen offenbar nicht. SAP-Chef Christian Klein sieht in der neuen KI keine Konkurrenz, sondern eher neue Möglichkeiten für die eigene Kundschaft.
Viele Unternehmen weltweit nutzen SAP, um damit Prozesse wie Finanzwesen, Personal, Reisekosten und vieles mehr zu steuern. Sollten Unternehmenskunden in Zukunft darauf mit DeepSeek zugreifen wollen, könnte SAP genau das ermöglichen - so wie bisher auch schon mit anderen KIs, zum Beispiel ChatGPT oder Aleph Alpha. Gleichzeitig setzt SAP aber auch auf seine eigene KI, die eher im Hintergrund arbeitet.
Wertvollste deutsche Aktie: SAP will 2025 noch schneller wachsen
Eine eigene starke KI, mitten in einem hart umkämpften Markt, genau das war eines der Ziele, mit dem Christian Klein im vergangen Jahr SAP massiv umgebaut hat. Am Aktienkurs und der aktuellen Bilanz gemessen, geht die Strategie auf. Dieses Jahr soll das Wachstum ungebremst weitergehen. Die Jahresziele für 2025 hat SAP zum Teil 30 Prozent höher angesetzt als vergangenes Jahr.
Die KI- und Profit-Strategie hat SAP im vergangenen Jahr auch an der Börse zu einem Höhenflug verholfen. Die SAP-Aktie legte 2024 rund 70 Prozent zu. SAP ist damit mit Abstand das wertvollste Aktienunternehmen in Deutschland.
Politischer Appell an Parteien: Für Investitionen braucht es Bürokratieabbau
Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen in Deutschland hat Christian Klein trotz glänzender Jahreszahlen ein Anliegen: Der SAP-Chef warnt davor, Bürokratie und Überregulierung könnten die europäischen Tech-Industrie gefährden. Klein stellte milliardenschwere Investitionen in Aussicht, sofern Europa als Standort wieder attraktiver würde.