In Mannheim soll der erste "Tiny Forest" in ganz Baden-Württemberg entstehen. Dabei handelt es sich um einen sehr kleinen und komprimierten Wald, der mitten im Stadtgebiet liegt und sich positiv auf das unmittelbare Klima auswirken soll. Außerdem soll er Platz für Vögel und Insekten bieten und eine Bildungsfunktion erfüllen.
Bürgerinitative aus Mannheim gibt Anstoß
Die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) aus dem Mannheimer Stadtteil Lindenhof hat das Projekt initiiert. Laut Verein hat man das Thema "Tiny Forest" erstmals im Jahr 2021 angestoßen. Damals konnte man sich mit der Stadt aber nicht auf eine geeignete Fläche einigen. Das sei jetzt anders, teilte der Verein mit.
Der Name ist Programm, denn die ausgewählte Fläche erstreckt sich lediglich über rund 300 Quadratmeter. Ein Tennisplatz hat mehr mehr als die doppelte Grundfläche. Das Areal liegt zwischen der Auffahrt zum Kleinfeldsteg und der Landteilstraße im Ortsteil Lindenhof - in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Bäume werden sehr dicht gepflanzt
Zurzeit wachsen auf der Fläche Gras sowie vereinzelte Sträucher. Für das Projekt "Tiny Forest" sollen heimische Sträucher und Bäume sehr dicht beieinander gepflanzt werden. Die dichte Bepflanzung ist nach Angaben der Initiatoren wichtig, weil die Pflanzen in starker Konkurrenz schneller wachsen - es entsteht ein Mikrokosmos aus Tieren und Pflanzen. Im März 2024 soll es in Mannheim losgehen.
Frank Lohrberg, Professor für Landschafts-Architektur an der RWTH Aachen, findet die Idee, "Tiny Forests" in Städten anzulegen, gut. Im Gespräch mit SWR Aktuell sagte er, grüne Oasen könnten durch Verschattung und Verdunstung zu einem günstigeren Kleinklima beitragen. Er würde sich mehr Initiativen wie die in Mannheim wünschen.
Kosten werden privat getragen
In anderen Bundesländern gibt es bereits Mikro-Wälder, zum Beispiel in Berlin und Hamburg. Der "Tiny Forest" in Mannheim soll komplett privat finanziert werden. Rund 20.000 bis 30.000 Euro kostet so ein kleiner Wald in der Regel, erklärt Ulrich Holl von der BIG. Er hofft allerdings, dass sich auch Firmen finanziell beteiligen. Das teuerste an dem Projekt seien die Bodenarbeiten. Holl sagt, er würde sich über einen Landwirt freuen, der bei dem Projekt mit schwerem Gerät helfen könnte.
Stadt Mannheim plant mit weiteren Flächen
Die Stadt Mannheim teilte auf SWR-Anfrage mit, man schaue sich bereits nach anderen Flächen um. Parallel zum Projekt im Lindenhof habe man schon eine Fläche in der Neckarstadt-West gefunden. Hier soll neben dem Stadtarchiv "Marchivum" zeitgleich ein zweiter "Tiny Forest" entstehen. Dieser wird von der Stadt finanziert.
Mannheim wird im Sommer sehr heiß
Mannheim gehört zu den Städten in Baden-Württemberg, in denen es im Sommer am heißesten wird. Das liegt auch daran, dass viele Flächen versiegelt sind. Im Kampf gegen den Klimawandel spielen Frischluftschneisen und Grünflächen bei der Stadtplanung eine immer wichtigere Rolle.
Für die beiden geplanten "Tiny Forests" werden erst einmal keine Flächen entsiegelt. Das sei in Zukunft zwar denkbar, aber auch nicht das einzige Ziel eines solchen Projekts, erklärt Stefan Häffner von der Stadt Mannheim. Es gehe auch darum, weitere Biotop-Strukturen in den Stadtraum zu bringen.
Außerdem sollen die "Tiny Forests" als Bildungsort fungieren. Kinder und Schulklassen könnten dort zum Beispiel Tiere oder die Veränderungen der Jahreszeit beobachten.