Es gibt in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) auch eine Woche nach dem tödlichen Messerangriff nur ein Thema. Ein 33-jähriger Psychiatrie-Patient aus Somalia hatte am vergangenen Freitag (8. September) in der Wieslocher Innenstadt eine Frau erstochen, so ist der aktuelle Ermittlungsstand von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Die Gespräche drehen sich um die Sicherheit in der 26.000-Einwohner-Stadt, die schon seit 1905 das Psychiatrische Krankenhaus beherbergt. Die Befragten sagten, sie fühlten sich nicht mehr sicher. Immer wieder wird auch die Frage gestellt, warum der Täter nicht aufgehalten wurde.
Wiesloch: Viele Menschen haben Angst vor weiteren Übergriffen
1.700 Beschäftigte kümmern sich im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch in mehreren Kliniken um psychisch kranke Menschen. Bislang gehörten Patienten mit Freigang in der Innenstadt zum Alltag. Jetzt allerdings überwiegt die Angst vor weiteren Übergriffen. Die Frage nach der Sicherheit der Bevölkerung steht dabei im Vordergrund.
Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann (parteilos) sagte dem SWR, dass es noch eine ganze Zeit dauern werde, bis das Ereignis verarbeitet sei. Die Existenz des PZN allerdings stellte er ausdrücklich nicht in Frage. Das PZN gehöre zu Wiesloch.
Das PZN prüft nach Angaben des Leiters der forensischen Abteilung, Christian Oberbauer, inwieweit interne Abläufe verändert werden müssen.
Tödlicher Messerangriff am Freitag Thema im Sozialausschuss des Landtags Aus Wiesloch: Tatverdächtiger Patient jetzt nach Weinsberg verlegt
Nach der tödlichen Messerattacke in Wiesloch ist der mutmaßliche Täter in die Psychiatrie nach Weinsberg gebracht worden.
Pfleger soll Patient nicht körperlich aufgehalten haben
Der mutmaßliche Täter hatte sich aus seiner Gruppe entfernt und war in die Innenstadt gegangen. Ein Pfleger soll ihn verfolgt, aber nicht körperlich aufgehalten haben. Das will ein Augenzeuge aus Wiesloch beobachtet haben, der sich an den SWR gewandt hatte.
Nach tödlichem Messerangriff durch PZN-Patienten in Wiesloch Augenzeuge: "Das sah nicht aus, als ob jemand versucht, die Flucht zu verhindern"
Nach dem tödlichen Messerangriff in Wiesloch berichtet ein Augenzeuge über die Flucht des Patienten: Das Verhalten des Personals habe halbherzig und zögerlich gewirkt.
Experte: Pfleger geschult in verbaler Deeskalation
Die Pfleger in psychiatrischen Einrichtungen seien nicht geschult, Patienten körperlich aufzuhalten. Sie sollten eher verbal deeskalierend vorgehen, sagte Matthias Michel vom Klinikum am Weissenhof in Weinsberg (Kreis Heilbronn) im SWR-Interview.
"Primär für verbale Deeskalation ausgebildet" Interview nach Messerattacke in Wiesloch: Können Pflegekräfte Patienten aufhalten?
Hätten Pfleger des PZN in Wiesloch die Messerattacke eines entwichenen Patienten verhindern können? Ein Experte erklärt im SWR-Interview, welche Möglichkeiten Pflegekräfte haben.
Der Sozialausschuss des baden-württembergischen Landtags in Stuttgart beschäftigt sich am Freitag auch mit der Frage, inwieweit solche Vorfälle künftig verhindert werden können.