Nach tödlichem Messerangriff durch PZN-Patienten

Wieslocher Augenzeuge: "Das sah nicht aus, als ob jemand versucht, die Flucht zu verhindern"

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Désirée Kast
Bild von Désirée Kast, Redakteurin im SWR Studio Mannheim-Ludwigshafen und Moderatorin bei DASDING

Nach dem tödlichen Messerangriff in Wiesloch berichtet ein Augenzeuge über die Flucht des Patienten: Das Verhalten des Personals habe halbherzig und zögerlich gewirkt.

Am Freitagnachmittag soll ein Patient des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN) in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) auf dem Weg zur Arbeitstherapie aus einer beaufsichtigten Gruppe geflohen sein. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand hat er anschließend in der Wieslocher Innenstadt eine Frau mit einem Messer getötet. Laut PZN hat ein Pfleger den Patienten während der Flucht verfolgt.

Augenzeuge auf dem Balkon beobachtet Flucht

Ein Augenzeuge hat die Flucht des Patienten auf seinem Balkon beobachtet, berichtet er dem SWR. Der mutmaßliche Patient sei, nach seiner Beschreibung, in schnellen Schritten einen Feldweg in Richtung Innenstadt entlang gegangen, gefolgt von einem möglichen PZN-Mitarbeiter und einem Wagen mit Blaulicht. Der Wieslocher Anwohner schätzte die Situation so ein: "Das sah für mich nicht aus, als hätte jemand versucht die Flucht zu verhindern."

Das sah für mich nicht aus, als hätte jemand versucht die Flucht zu verhindern.

Tödlicher Messerangriff in Wiesloch - Der 33-jährige Psychiatrie-Patient gelangte über diesen Weg in die Wieslocher Innenstadt
Dieser Weg zwischen den Bäumen soll dem 33-Jährigen als Fluchtweg gedient haben, wie ein Augenzeuge berichtete.

PZN-Mitarbeiter soll bei Flucht nicht eingegriffen haben

Laut dem Augenzeugen hätten der PZN-Mitarbeiter und der Geflüchtete miteinander gesprochen - körperlich aufgehalten habe der Mitarbeiter den Patienten allerdings nicht, obwohl dieser unmittelbarer vor ihm gewesen sei. Stattdessen habe der Mitarbeiter versucht, auf ihn einzureden. Das Verhalten des Mitarbeiters wirkte für den Augenzeugen "halbherzig" und "zögerlich". "Die [geflüchtete] Person hätte in 30 Sekunden bei uns im Garten sein können", so der Anwohner.

Der Augenzeuge, der in einem ruhigen Wohngebiet lebt, ist besorgt. In den Gärten würden regelmäßig Kinder spielen. Der Patient hätte genauso gut einen anderen Weg einschlagen können.

Psychiatrisches Zentrum Nordbaden: "Mitarbeiter handeln angemessen"

Wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens äußert sich das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch nicht zum konkreten Vorwurf in dem Fall.

Allgemein heißt es: "Die PZN-Pflegefachkräfte haben alle umfassende Schulungen im Deeskalationsmanagement und können aufgrund ihrer fachlichen Ausbildung und Qualifizierung die jeweiligen Situationen einschätzen und angemessen handeln."

Anwohner wünscht sich mehr Transparenz

Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden informiert die Bürgerinnen und Bürger durch einen SMS-Service über besondere Ereignisse wie Feuerwehr-Übungen auf dem Gelände. Der Augenzeuge kritisiert, dass er bei einer Flucht eines Patienten bisher nie über eine SMS informiert worden sei. Der Leiter der Forensischen Abteilung, Christian Oberbauer, sagte, der Zeitraum sei im konkreten Fall am Freitag für eine SMS zu kurz gewesen.

Ermittlungen zum Messerangriff in Wiesloch laufen

Ob das Verhalten der PZN-Pflegefachkräfte während der Flucht des Patienten der Situation angemessen war, ist Teil der Ermittlungen.

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