Knapp drei Wochen nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz prüft die Staatsanwaltschaft Mannheim sechs Anzeigen gegen an dem Einsatz beteiligte Polizisten. Die Anzeigen seien von unbeteiligten Personen gestellt worden, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem SWR mit. Sie basierten mutmaßlich auf dem Videomaterial im Internet von dem Vorfall. Zu konkreten Vorwürfen äußerte sich die Sprecherin nicht.
Reaktion auf Videos im Internet
Als Reaktion auf Videos im Internet hatten Menschen in sozialen Netzwerken den Polizisten unter anderem zögerliches Verhalten und planloses Vorgehen während des Angriffs vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt zudem gegen einen weiteren Polizisten.
Polizeigewerkschaft verteidigt Beamte, fordert aber Qualitätsoffensive
Die Deutsche Polizeigewerkschaft warnte am Mittwoch vor voreiligen Schlüssen - und forderte eine bessere Aus- und Fortbildung der Beamten.
Der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, sagte: "Natürlich gibt es immer wieder Kritik bei Einsatzlagen über das Einschreiten oder auch Nicht-Einschreiten von Polizei-Kolleginnen und Kollegen. (...) Ich warne aber ein Stück weit auch davor, an Videoaufnahmen oder Videomitschnitten beurteilen zu wollen, ob jemand sich da nicht richtig verhalten hat."
Oftmals sei die Wahrheit eine andere als auf einem Video ersichtlich. Man dürfe nicht vergessen - auch in dieser Situation in Mannheim - welche Dynamik die Abläufe hatten. Kusterer sieht aber generell im Bereich Aus- und Fortbildung Nachholbedarf - und fordert eine Qualitätsoffensive innerhalb der Polizei im Land.
Ein 25-jähriger Afghane hatte am 31. Mai auf dem Mannheimer Marktplatz fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Beamte Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen.
Ermittlungen gegen Polizisten, der geschossen hat
Ein anderer Beamter schoss den Angreifer nieder. Dieser wurde anschließend operiert und ist noch nicht vernommen worden. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt zudem gegen den Polizeibeamten, der geschossen hat, wie eine Sprecherin der Behörde bestätigte. Dies sei in Fällen von Schusswaffengebrauch üblich. Die sechs Anzeigen richten sich laut Staatsanwaltschaft Mannheim nicht gegen den Beamten, der geschossen hat.