Am Sonntagabend sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu Ende gegangen. Knapp 30 Sportlerinnen und Sportler aus der Rhein-Neckar-Region waren mit dabei. Im SWR-Interview spricht Daniel Strigel (selbst zwei Mal bei Olympia im Fechten angetreten), Leiter des Olympiastützpunkts Rhein-Neckar, über die Auswirkungen für die Region und verrät, wie es um die Chancen für die Spiele 2040 in Deutschland steht.
SWR Aktuell: Sind sie zufrieden mit ihren "Schützlingen"?
Daniel Strigel: Die Sportlerinnen und Sportler aus der Region haben fast alle ihre persönliche Bestleistung gezeigt und das bei Olympischen Spielen. Leistung, wenn es darauf ankommt, das hat wunderbar geklappt. Und wenn dann auch noch zwölf Sportlerinnen und Sportler mit einer Medaille zurückkommen, dann ist die Freude umso größer.
SWR Aktuell: Was waren besondere Highlights für Sie?
Strigel: Wir sind auf alle sehr stolz. Es waren so viele tolle Sachen dabei. Max Lemke hat nach den Olympischen Spielen in Tokio zum zweiten Mal eine olympische Goldmedaille im Kajak-Vierer und dazu noch eine olympische Medaille im Zweier-Kajak geholt. Das ist herausragend.
Auch die Goldmedaille für Yemisi Ogunleye im Kugelstoßen ist eine traumhafte Geschichte. Und Malaika Mihambo hat trotz aller Widrigkeiten eine wahnsinnige Performance abgeliefert.
Oftersheim freut sich mit Malaika Mihambo:
SWR Aktuell: Olympia war in diesem Jahr besonders nah an der Rhein-Neckar-Region. Wie haben sie das empfunden?
Strigel: Als damals die Absage für die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg kam, habe ich noch scherzhaft gesagt: Hamburg ist weiter weg als Paris. Und das hat man jetzt auch gemerkt. Ich habe ganz viele Menschen aus der Region getroffen.
Mit dabei waren Athleten, Familien, Menschen aus dem Trainerbereich, Sponsoren. Das hat man in Tokio zum Beispiel nicht.
SWR Aktuell: Welche Bedeutung haben die Olympischen Spiele für die Vereine hier vor Ort?
Strigel: Ich bin immer wieder überrascht, welche Aufmerksamkeit Olympia - auch wenn es nur alle vier Jahre ist - erhält. Viele Menschen in meinem persönlichen Umfeld haben mich schon angesprochen, wo es den einen oder den anderen Verein für ihre Kinder gibt.
Wir haben 15 potenzielle Olympia-Ausbildungsstätten für Sportlerinnen und Sportler in unserer Region. Was aber noch fehlt, ist eine zentrale Anlaufstelle für sportlich hochbegabte Kinder. Sie sollten die Möglichkeit haben, im Rahmen eines besonderen Curriculums festzustellen, welche Sportart ihnen liegt. Im Alter von 11 bis vierzehn Jahren könnten sie sich dann spezialisieren. Bisher ist dies der Initiative der Familien überlassen.
Corona hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht, wir mussten uns erst einmal neu sortieren. Wir arbeiten als Olympiastützpunkt eng mit den Kommunen an einer Lösung und sind an der Finanzierung dran.
SWR Aktuell: Laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will sich Deutschland um die Olympischen Sommerspiele 2040 bewerben. Wie realistisch ist das?
Strigel: Wenn man bedenkt, dass wir dieses Jahr in Europa waren, 2028 kommen die Olympischen Spiele in die USA, dann folgen Australien und - so pfeifen es die Spatzen von den Dächern - eventuell Indien, dann sind die Chancen für Olympia 2040 in Europa relativ hoch.
Im Moment stehen Berlin, Rhein-Ruhr und vielleicht auch wieder Hamburg als mögliche Austragungsorte im Raum. Die Metropolregion Rhein-Neckar oder angrenzende Regionen kommen nicht infrage für die Ausrichtung Olympischer Spiele.