Die Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg sollen sich zusammenschließen. Das ist jetzt per se nichts Neues, der Wunsch und die Idee dazu werden seit Jahren diskutiert. Voneinander profitieren. Miteinander arbeiten. Das große Schlagwort war: Fusion. Damit wäre eine Mega-Klinik entstanden, größer als die Charité Berlin. Diese Lösung ist nicht erst seit heute vom Tisch. Aber sie ist endgültig Geschichte. Doch damit wird auch eine Chance auf Größeres vertan.
Gesellschaftsrechtlicher Verbund statt Fusion
Zwar gibt die Landesregierung jetzt grünes Licht. Um den Weg für eine gemeinsame Zukunft frei zu machen. Aber das Zauberpflaster heißt: Gesellschaftsrechtlicher Verbund. Das klingt nicht nur sperrig, es ist auch eine komplexe Lösung, die in all ihren Verästelungen noch gar nicht greifbar ist. Die Rede ist vom Mutter-Tochter-Modell. Das Universitätsklinikum Heidelberg soll nach dem Beschluss Mehrheitsgesellschafter der Mannheimer Uniklinik werden. Und: Die strategische Führung des Verbunds übernehmen. Das klingt nach einer Beziehung, in der klar ist, wer das Sagen hat. Jetzt sind Mutter-Tochter Beziehungen nicht immer einfach. Und nicht immer von Harmonie geprägt. Hinzu kommt: Das Land Baden-Württemberg ist der Träger der Uniklinik Heidelberg. Mindestens ein kniffliges Konstrukt.
Es geht darum, dass beide Krankenhäuser auf medizinischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene eng zusammenarbeiten. Und zwar: Ohne ihr eigenständiges Profil zu verlieren. Baden-Württemberg könne auf die Forschungs- und Ausbildungskapazitäten des Uniklinikums Mannheim nicht verzichten, heißt es. So weit, so gut.
Viele Fragen zum Verbundmodell sind noch offen
Aber: Kann die finanziell hart angeschlagene Mannheimer Uniklinik so auf einen grünen Zweig kommen? Heute heißt es dazu: Ja. Kann sie. Trotzdem bleibt auch die Frage: Wird der kleinere der beiden kooperierenden Standorte am Ende doch zur Last? Die Tochter, die nicht so will wie die Mutter? Wie viel darf Mannheim mitentscheiden, wenn Heidelberg oder das Land doch mal anders wollen? Was heißt das für den Ausbau und die Erneuerung des Standorts in der Quadratestadt - Stichwort: Neue Mitte? Und wie geht es in diesem Modell für das Personal, die Lehre und am Ende die Patientinnen und Patienten weiter?
Das sind zumindest offene Fragen, auf die es noch keine konkreten Antworten gibt. Aber sie müssen frühzeitig gestellt werden. Ehrlich und transparent muss das immer noch ambitionierte Vorhaben vorangetrieben werden. Denn der Weg ist noch lang und voraussichtlich debattenreich. Doch am Ende wird sich dieses Verbundmodell auch daran messen lassen müssen, was möglich gewesen wäre: Eine Klinik, die mit einer Stimme für sich spricht.
Für eine Region, die sich auf internationaler Ebene messen und behaupten will, wäre das der größere, wenn auch schwierigere Wurf gewesen.