Mannheimer Uniklinikum-Geschäftsführer zum Klinik-Verbund

"Eine Perspektive für die Zukunft"

Stand

Die Universitätskliniken Heidelberg und Mannheim sollen künftig in einem engen Verbund zusammenarbeiten - das hat das Land heute angekündigt. Aber: Welche Konsequenzen hat das?

Ursprünglich war eine Fusion der Unikliniken Heidelberg und Mannheim geplant - aber diese Option ist endgültig vom Tisch: Das Stuttgarter Wissenschaftsministerium hat am Dienstag bekannt gegeben, dass es stattdessen ein "enges Verbundmodell" geben soll. Was genau damit gemeint ist, hat SWR Aktuell den Medizinischen Geschäftsführer des Mannheimer Uniklinikums Hans-Jürgen Hennes gefragt.

SWR Aktuell: Was genau bedeutet der Begriff "enges Verbundmodell?

Hans-Jürgen Hennes: Die Verbundlösung ist eine gesellschaftsrechtliche Form der engen Zusammenarbeit. Von Seiten des Landes ist an ein Mutter-Tochter-Verhältnis gedacht. Das heißt: Das Universitätsklinikum Heidelberg ist die Mutter und das Universitätsklinikum Mannheim ist die Tochter. Die genaue Ausgestaltung muss zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Mannheim verhandelt werden. Insofern gibt es dazu noch keine Detailinformationen. Trotzdem - und das sage ich ganz bewusst - ist es eine Entscheidung des Landes, die uns sehr freut, weil sie uns die Perspektive für die Zukunft eröffnet. Wir freuen uns, diese Zukunft gemeinsam mit Heidelberg gestalten zu können.

SWR Aktuell: Heidelberg hat künftig sozusagen den Hut auf. Was bedeutet das wirtschaftlich betrachtet das Uniklinikum Mannheim? Löst das Ihre Probleme?

Hennes: Das löst unsere Probleme perspektivisch natürlich nicht ad hoc. Es entlässt die Stadt Mannheim auch nicht aus ihrer Verantwortung für das Universitätsklinikum. Trotzdem ist es so, dass sich für beide Universitätsklinika wirklich eine gemeinsame Zukunft eröffnet. Es ist eine rechtliche Frage,  dass eine Universitätsklinik die Mehrheit  übernehmen muss – das ist eine zwingende Notwendigkeit. Und da natürlich auch Heidelberg der größere Partner ist, ist das ja auch grundsätzlich naheliegend.

SWR Aktuell: Was heißt das finanziell? Trägt das Land dann zukünftig auch das Uniklinikum Mannheim? Oder wie ist das geregelt?

Hennes: Das ist eine Frage der Verhandlung. Insofern kann ich dazu keine Auskunft geben. Das muss das Ergebnis der Verhandlungen sein, in welcher Form die Gesellschaftsanteile von der Stadt Mannheim an das Universitätsklinikum Heidelberg und damit auch an das Land Baden-Württemberg übergehen.

SWR Aktuell: Das heißt: Die Kliniken sollen eigenständig bleiben, aber das Ministerium möchte gerne, dass trotzdem möglichst viele Synergieeffekte genutzt werden. Was bedeutet das für die Patienten? Müssen die in Zukunft häufiger hin und her pendeln? 

Hennes: Nein. Das müssen sie sicher nicht. Das wäre auch für die Patienten nicht zumutbar. Es geht eher darum, dass wir Klarheit schaffen, an welchem Ort sich welche Spezialität in der Patientenversorgung befindet, so dass die Patienten zielgerichtet entweder an den Standort Heidelberg oder an den Standort Mannheim überwiesen werden. Insofern erwarte ich die Patientenpendelei nicht. Ich erwarte einfach eine Klarheit, auch für alle niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und für die anderen Krankenhäuser, an welchen Standort sie die Patienten überweisen müssen. 

SWR Aktuell: Für mich klingt das nach Fusion. Was ist der Unterschied? 

Hennes: Der Unterschied liegt im Wesentlichen im Übergang der Trägerschaft. Bei einer Fusion würde das Universitätsklinikum Mannheim direkt in Landesträgerschaft übergehen. Die Verbundlösung ist eine rechtliche Ausgestaltung mit dem Ziel der Mutter-Tochter. 

SWR Aktuell: Ist das unterm Strich für Sie eine gute Lösung?

Hennes: Absolut. Es ist eine Grundsatzentscheidung des Landes Baden-Württemberg, auf die wir lange gewartet haben. Insofern freuen wir uns heute wirklich darüber. 

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