Klima-Aktivistinnen sollen nackt untersucht worden sein

"Letzte Generation" erhebt weitere Vorwürfe gegen Mannheimer Polizistin

Stand
Autor/in
Janina Hecht
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Bei einem Polizeieinsatz am Samstag in Mannheim hatte eine Polizistin einer Klima-Aktivistin wohl Öl über den Kopf geschüttet. Jetzt erhebt die "Letzte Generation" weitere Vorwürfe.

Nach einem Polizeieinsatz am Samstag wegen Klima-Aktivisten der "Letzten Generation", die sich auf der Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen festgeklebt hatten, erheben die Klima-Aktivisten jetzt weitere Vorwürfe gegen eine Polizeibeamtin der Mannheimer Polizei. Am Dienstag hatte die "Letzte Generation" bereits ein Video auf der Plattform X (früher Twitter) gepostet. Auf diesem ist die Polizeibeamtin mit einem Ölkanister zu sehen, die einer Aktivistin nicht nur Öl auf die festgeklebte Hand schüttet, sondern danach auch auf den Kopf.

Aktivistinnen geben an, nackt untersucht worden zu sein

Die "Letzte Generation" erhebt nun in einem Schreiben weitere Vorwürfe gegen die Polizistin, die in dem Video zu sehen ist. Mehrere Aktivistinnen werfen der Polizeibeamtin vor, sie nach dem Einsatz in Gewahrsam auf dem Polizeipräsidium Mannheim nackt unnötigen Leibesvisitationen unterzogen zu haben. Eine Aktivistin berichtet zum Beispiel, die Polizistin habe sie allein in der Zelle durchsucht. Dabei habe sie sich nackt ausziehen müssen.

Für die Bürgerbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Beate Böhlen, stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche konkrete Amtshandlung dahinter stehe und welche polizeiliche Maßnahme hier begründet werde. Die Mannheimer Polizei sei gefragt, die Vorgänge aufzuarbeiten, sagte sie dem SWR. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg, Ralf Kusterer, sagte: Falls es Fehlverhalten von Polizisten gebe, müssten diese sich dafür verantworten - auch, wenn es für das Vorgehen Zustimmung aus der genervten Bevölkerung gebe.

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Polizistin soll weitere Aktivisten unnötig mit Öl übergossen haben

Bei dem Einsatz am Samstag auf der Konrad-Adenauer-Brücke soll die Polizistin zudem nach Ansicht der "Letzten Generation" weitere Aktivisten unnötigerweise mit Öl übergossen haben. Eine Aktivistin teilt mit, die Beamtin habe ihr so viel Öl über den Arm gekippt, dass sie in einer Lache aus Öl und Desinfektionsmittel gesessen habe. Ein anderer Aktivist gibt an, sie habe ihm Öl über die Hose geschüttet, ein weiterer berichtet, sie habe ihm Öl über die Hände gekippt, obwohl diese gar nicht am Asphalt festgeklebt waren. Anschließend habe ein Feuerwehrmann den Betroffenen Papiertücher zum Abwischen gegeben.

Diese Szene ist in einer längeren Fassung des Videos zu sehen, das die "Letzte Generation" am Mittwoch auf der Plattform X veröffentlicht hat. Allerdings ist an der entscheidenden Stelle ein Schnitt gesetzt.

So hat die Feuerwehr sich verhalten, nachdem eine Polizistin Öl über eine Aktivistin gekippt hatte. pic.twitter.com/vXQxfyjiqc

Polizei Mannheim überprüft Vorwürfe

Die Polizei Mannheim hat sich am Mittwoch erneut zu den erhobenen Vorwürfen geäußert. Die in dem Schreiben der "Letzten Generation" getätigten Aussagen flössen in die bereits eingeleitete straf- und disziplinarrechtliche Bewertung des Sachverhaltes mit ein, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim.

Hinsichtlich des ersten veröffentlichten Videos hatte die Mannheimer Polizei bereits am Dienstag mitgeteilt, dass derzeit geprüft werde, ob das Verhalten der Beamtin straf- oder disziplinarrechtliche Konsequenzen habe.

Video auf Plattform X wird viel geklickt

Das erste Video auf der Plattform X wurde bis zum Mittwochnachmittag bereits über eine Million mal geklickt. Die Protestaktion hatte am Samstag auf der Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen für einen stundenlangen Verkehrsstau gesorgt.

Dort hatten sich am Samstagmittag mehrere Aktivisten und Aktivistinnen auf der Straße festgeklebt. Weitere Aktivisten hatten sich mit einem Transparent von der Brücke abgeseilt. Daraufhin wurde der Bereich unterhalb der Brücke für den Schiffsverkehr gesperrt. Die Polizei hatte im Anschluss alle Aktivisten und Aktivistinnen zeitweise in Gewahrsam genommen. Später kam es zu weiteren Klimaschutz-Protestaktionen in der Mannheimer Innenstadt und in Heidelberg.

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