Mischtext
Atmo Klang, erst frei, dann unter Text
Ein Studio wie ein Labor. Vollgestopft mit Instrumenten und Elektronik. Scheinbar ohne Sinn und Ordnung - aber Ziggy Has Ardeur hat den Überblick. Die langen Haare fallen dem 41-Jährigen ins Gesicht, als er an den vielen Reglern dreht, aber er merkt es gar nicht, so konzentriert ist er.
Atmo Klang, nochmal kurz hochziehen, dann unter Text.
Die Klänge, die im Mannheimer Hinterhof-Studio entstehen, sind Serien-Fans vertraut. Denn Ziggy Has Ardeur hat nicht nur den Sound für „Achtsam morden“ gemacht, sondern auch für die Comedyserie „How to sell drugs (online) fast“. Zusammen mit seinem früheren Kommilitonen Konstantin Gropper
OT1 Gropper
„Ich wollte schon immer Filmmusik machen. Noch lieber als Popmusik. Und man kann das auch studieren, Filmmusik, aber da habe ich gemerkt: diese klassischen Komponisten-Anforderungen, die kann ich nicht erfüllen. Deswegen habe ich so ein bisschen den Umweg gemacht über die Popmusik. Und das hat dann relativ schnell geklappt, dass Regisseure was damit anfangen können.“
Konstantin Gropper ist eigentlich Kopf der Indie-Band „Get Well Soon“ – aber genauso wie sein Partner mittlerweile mehr im Seriengeschäft unterwegs.
OT2 Gropper
„Wir schreiben nicht nur Film.-Musik, sondern auch Songs für diese Serien. Das ist auch immer gefragt. Und ich glaube, dass wir da zusammen mit anderen Popmusikern, die mittlerweile auch viel Filmmusik machen, so eine Marktlücke ausfüllen, die die klassische Filmmusik vielleicht nicht so hergibt.“
Zwei Quereinsteiger, die eigentlich am liebsten alleine vor sich hintüfteln, für besondere Projekte aber immer wieder zusammenkommen.
Ausschnitt „Rhizom“, erst frei, dann unter Text
Letztes Jahr haben sie zum Beispiel eine experimentelle Symphonie für Orchester komponiert, jetzt die Serien-Soundtracks. Beides Projekte außerhalb der eigenen Komfortzone – aber genau das mögen die beiden.
OT3 Konstantin+Ziggy
„Was uns verbindet, ist, dass wir solche Herausforderungen gerne annehmen, die uns erstmal überfordern oder vielleicht eine Nummer zu groß wirken und wir uns dann vielleicht so reindenken oder reinfuchsen.“
„Ich mag das, das wir uns da so gegenseitig hochschaukeln. Und es motivierend, wenn man dann sieht: das ist richtig gut, was da so entsteht.“
Sie haben sich als Team einen Namen gemacht – dabei sind wir eigentlich eher Eigenbrötler, sagt Ziggy Has Ardeur
OT4 Ziggy
„Wir sind eigentlich beide Kinderzimmer-Produzenten, die am liebsten alles selbst machen. Deshalb ist es für uns auch eher ein Zuckerl, wenn wir uns zusammen hinsetzen und was bauen.“
Bei den Serien-Soundtracks ginge es aber auch nicht alleine, ergänzt Gropper
OT5 Gropper
„Das macht einfach keinen Spaß, das alleine zu machen. Das ist vom Workload so viel, das hält einen ständig auf Trab. Dadurch, dass es acht Folgen sind und nicht nur ein Film, muss man immer gleichzeitig an drei Folgen arbeiten. Also, ich denk, das kann man theoretisch alleine machen, aber das ist dann ein Knochenjob.“
Musik aus „Achtsam Morden“, erst frei, dann unter Text
Die Inspiration bekommen die beiden durch die Bilder. Umgekehrt lassen sich die Filmproduzenten und Regisseure auch von ihrer Musik inspirieren – im besten Fall entsteht so ein kreatives Pingpong.
Ob das so weitergeht, sprich: ob es von „Achtsam Morden“ eine zweite Staffel geben wird, das wissen die beiden aber noch nicht.
OT6 Gropper
„Wir sind auch gespannt und warten. Es ist relativ brutal in diesem Markt, ob was weitergeht oder nicht. Die Streamer sind alle sehr vorsichtig im Moment. Aber: die erste Staffel lief schon sehr gut, das muss man sagen.“
Theoretisch könnten die Mannheimer Musiker noch viel Zeit im Studio verbringen. Denn von „Achtsam Morden“ gibt es mittlerweile schon fünf Bücher – genug Stoff für viele weitere Staffeln der Erfolgs-Serie.