Nach der angekündigten Schließung der Mannheimer Kaufhof-Filiale haben sich die rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Montag zu einer Betriebsversammlung getroffen.
Am Wochenende hatte der Konzern eine Liste mit Galeria-Filialen veröffentlicht, die geschlossen werden sollen, darunter auch der Mannheimer Kaufhof.
Zweite Kaufhof-Filiale in Mannheim soll schließen
Die Stimmung war bedrückt, erklärte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Alexandra Gödicke nach der Mitarbeiterversammlung am Montagmorgen. "Wir haben den Schock immer noch nicht verarbeitet". Ihre Aufgabe als Betriebsrätin sei es jetzt, die Mitarbeitenden zu informieren, zu stärken und auch zu trösten. Die Entscheidung, dass das Haus schließen soll, hat viele überrascht. Die Mannheimer Innenstadt ohne eine Kaufhof-Filiale können sich auch die Passanten, die am Montagmorgen in der Innenstadt unterwegs sind, nicht vorstellen. Im Jahr 2020 hatte bereits die Filiale in der Kunststraße geschlossen.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt" - OB will sich für Kaufhof einsetzen
Die Hoffnung aufgeben will man aber noch nicht, erklärt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und spielt auf Aussagen von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) an. Dieser hatte am Wochenende angekündigt, dass sich die Stadt für den Erhalt der Filiale einsetzen werde. Man habe schon Gespräche darüber vereinbart. Banken, Investoren und alle Partner, die bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen, müssten nun zusammenfinden, sagte Christian Specht am Montag nach der Versammlung, an der der Oberbürgermeister teilnahm.
Überhöhte Kaufhof-Miete in Mannheim ist Problem
Überhöhte Mieten hätten Gewinne fast unmöglich gemacht in der Vergangenheit, kritisierte die Gewerkschaft ver.di am Wochenende. "Es ist im Grunde mehr mit Immobilien gezockt worden, als sich um das Warengeschäft zu kümmern", so Martin Gross von ver.di Baden-Württemberg.
Auch Betriebsrätin Gödicke stimmt dem zu. Die Miete sei immer ein "Knackpunkt" am Standort Mannheim gewesen. Sie sei nicht nur höher als die ortsübliche, sondern auch höher als es typisch für die Branche sei. Ungefähr 20 Prozent des Umsatzes gehen an die Signa Holding, der die Immobilie gehört, erklärt Gödicke.
Laut Carsten Kortum, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Handel an der Hochschule Heilbronn, haben Schließungen von großen Kaufhäusern weitreichende Folgen für den Einzelhandel in Innenstädten:
Mannheimer Unternehmer übernahm Kaufhauskette Anfang April
Im Januar hatte Galeria Karstadt Kaufhof schon zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre einen Insolvenzantrag eingereicht. Anfang April war dann das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Am 10. April wurde bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz die Warenhauskette übernimmt. Beetz habe sich laut der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Gödicke noch nicht zur Schließung der Mannheimer Filiale geäußert.
Am Samstag war eine Liste mit Häusern veröffentlicht worden, die schließen sollen. Neben Kaufhof am Mannheimer Paradeplatz soll auch das Haus in Leonberg schließen - die beiden einzigen betroffenen Häuser in Baden-Württemberg. Insgesamt stehen bundesweit 16 Filialen auf der Schließungsliste. In und um die Metropolregion Rhein-Neckar sollen unter anderem die Galeria-Filialen in Viernheim, Speyer, Heidelberg, Heilbronn und Karlsruhe erhalten bleiben.