Nach dem Angriff auf Israel durch die Hamas am 7. Oktober 2023 und den daraus entstandenen Verletzungen auf der jüdischen und muslimischen Seite wurden die Jüdisch-Muslimischen Kulturtage (JMKT) in Heidelberg neu konzipiert. Unter dem Titel "AufBruch" gehe es nicht nur um die Zusammenarbeit mit Institutionen. Vor allem der Austausch insbesondere unter jüdischen und muslimischen Menschen solle gestärkt werden. Denn seit dem Terrorangriff gebe es "eingeschränkte Dialoge auf unterschiedlichen Ebenen", sagt Stefanie Jansen (SPD), Bürgermeisterin für das Dezernat Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit in Heidelberg. Das soll sich durch das neue Format "AufBruch" ändern.
"AufBruch" in Heidelberg: von Kulturveranstaltungen über "Community Labs"
In diesem Jahr wird es anders als in den Vorjahren kein wochenlanges Festival-Programm geben. Stattdessen sollen das ganze Jahr über in unregelmäßigen Abständen Kunst- und Kulturveranstaltungen stattfinden. Mit diesem neuen Format sei man flexibler und könne auf aktuelle Entwicklungen reagieren, so Jansen weiter. Damit das gesellschaftliche Miteinander gestärkt, aber auch Konflikte offen angesprochen werden können, gibt es neben Lesungen, Filmvorführungen und Ausstellungen sogenannte "Community Labs" in geschützten Räumen, erzählt die Geschäftsführerin der Muslimischen Akademie Heidelberg, Yasemin Soylu, die Teil des Projekts ist.
In den vergangenen Monaten hat es bereits zwei dieser "Community Labs" mit bis zu 30 Teilnehmenden aus der muslimischen und jüdischen Community gegeben. Bei den bisherigen Treffen ging es auch darum, wie es den Teilnehmenden nach dem 7. Oktober geht und, wie man gemeinsam im Dialog bleiben kann. "Es sind Tränen geflossen, es wurde aber auch gelacht", berichtet Leyla Jagiella, die gemeinsam mit Esther Graf für das Programm verantwortlich ist. Ideen und Empfehlungen aus den "Community Labs" für neue Veranstaltungen sind willkommen. Sie sollen schließlich auch in das Programm der Kulturtage einfließen. Eröffnet wird die Veranstaltungsreihe mit einem Konzert am 10. Juni im Karlstorbahnhof in Heidelberg.
Auch Wissenschaftskommunikation ist Teil der Kulturtage
"Jüdisch-Muslimische Beziehungen in Deutschland in Krisenzeiten" - das ist das Thema einer laufenden Ringvorlesung, die von der Muslimischen Akademie Heidelberg gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Stadt im Rahmen des Projekts "AufBruch" organisiert wird. Die Vorlesung findet noch bis Mitte Juli statt und wird online übertragen. In jeder Sitzung geht es um unterschiedliche Fragestellungen, Perspektiven und Themen - wie etwa Antisemitismus an Schulen in Deutschland. Bereits im März hat es passend zur Vorlesung eine Fachtagung unter dem Titel "Zwischen Konflikt und Dialog?" gegeben.
Hochschule für Jüdische Studien ist aus dem Kreis der Träger ausgestiegen
Die Jüdisch-Muslimischen Kulturtage gibt es seit 2017. Das Projekt "AufBruch" wird von der Muslimischen Akademie Heidelberg und dem Karlstorbahnhof organisiert und durch das Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg gefördert. Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, die die Kulturtage ursprünglich mitentwickelt hat, ist inzwischen "aus dem Kreis der Festivalträger ausgeschieden", heißt es von den Organisatoren. Man sei aber offen für Gespräche. Sollte sich die Hochschule dafür entscheiden, doch wieder Teil der Kulturtage zu sein, so sei sie jederzeit willkommen, betonte Bürgermeisterin Jansen.