Hardheimer Panzerbataillon wird teilweise nach Litauen verlegt

"Das ist ein sehr großer und wichtiger Auftrag"

Stand
Interview
Wolfgang Kessel

Für hunderte Bundeswehr-Soldaten aus Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) ist der Ukraine-Krieg plötzlich ganz nah: Am 1. Juli wird ein Teil des Panzerbataillons 363 nach Litauen verlegt.

Die Soldaten aus dem Hardheimer Panzerbataillon werden in Litauen stationiert. Der NATO-Mitgliedsstaat grenzt an das mit Russland verbündete Belarus. Am Mittwoch wurden sie in der Hardheimer Carl-Schurz-Kaserne offiziell verabschiedet. SWR Aktuell hat mit dem Kommandeur des Panzerbataillons, Oberstleutnant Andreas Kirchner, gesprochen.

SWR Aktuell: Wie lange werden die Soldaten in Litauen im Einsatz sein?

Andreas Kirchner: Aus dem Panzerbataillon 363 werden knapp 300 Soldaten für die kommenden sechs Monate in Litauen bei der eFP-NATO-Mission vor Ort sein. eFP steht für "enhanced Forward Presence". Das bedeutet, dass wir dort vor Ort für sechs Monate eine NATO-"Vornepräsenz" gewährleisten können.

SWR Aktuell: Wie werden die Hardheimer Soldaten in Litauen eingesetzt?

Kirchner: Es bleibt der Auftrag eines Panzerbataillons. Das bedeutet, dass wir sowohl mit unterstützenden Stabs-Elementen für Logistik und Instandsetzung eingesetzt werden. Im Kern werden wir uns dort gemeinsam mit multinationalen Partnern mit einer Panzerkompanie und dem Kampfpanzer Leopard 2 auf die Verteidigung des Staatsgebiets von Litauen vorbereiten.

SWR Aktuell: Das heißt, es werden auch Geräte und Technik aus Hardheim mitgenommen. Wie viele Leopard-Panzer machen sich auf den Weg?

Kirchner: Es werden 16 Leopard 2-Kampfpanzer sein, die neben vielen anderen multinationalen Geräten den Kern des Gefechtsverbandes bilden werden.

SWR Aktuell: Gilt der Verlegungsbefehl nach Litauen auch für Sie selbst?

Kirchner: Ja, ich selbst werde der Kommandeur des Gefechtsverbandes sein und habe die große Ehre, die Kräfte dort führen zu dürfen.

SWR Aktuell: Sie haben von Ehre gesprochen. Haben Sie trotzdem ein mulmiges Gefühl - oder denken Sie da eher nicht drüber nach, weil es einfach zum Job gehört?

Kirchner: Natürlich muss man vor der Ernsthaftigkeit der Aufgabe eine entsprechende Seriosität an den Tag legen. Aufregung ist sicherlich bei jedem persönlich vorhanden, aber im Kern haben Sie recht. Das ist unser Auftrag, auf den wir uns jetzt ein knappes Jahr lang vorbereiten konnten. Das gibt Handlungssicherheit, sodass wir uns sehr gut vorbereitet fühlen.

SWR Aktuell: Litauen grenzt bekanntlich an Belarus. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird in Litauen - in der Bevölkerung und beim Militär - natürlich noch mal ganz anders, nämlich viel bedrohlicher, wahrgenommen als hier. Wie ist vor diesem Hintergrund die Stimmung bei den Hardheimer Soldaten, die jetzt dorthin müssen?

Kirchner: Gerade vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Osteuropa ist die Ernsthaftigkeit hier gewiss in allen Köpfen. Wir wissen um die Wichtigkeit dieses Auftrages, vor allem auch um die militärpolitische Dimension. Wir sind auf Einladung der litauischen Regierung vor Ort, um gemeinsam mit den litauischen Soldatinnen und Soldaten im Verteidigungsplanung mit eingebunden zu werden. Das ist natürlich ein sehr großer und wichtiger Auftrag, der in allen Köpfen präsent ist.

SWR Aktuell: Die Soldaten verlassen für eine Zeit lang ihre Familien. Gibt es da Betreuungsangebote?

Kirchner: Es gibt die sogenannte Familien-Betreuungsorganisation. Dort geht es vor allem um die Betreuung der Familienangehörigen der Soldatinnen und Soldaten während ihrer Abwesenheit. Und vor Ort sind Truppenpsychologen da, die auch hier in Deutschland im Truppenalltag dazugehören. Zusätzlich sind wir mit der Sanitätstruppe vor Ort, sodass wenn Bedarf besteht, wir den betroffenen Kameraden sofort helfen können.

SWR Aktuell: Ist es in den vergangenen Tagen oder Wochen schon passiert, dass bei Ihnen im Büro ein Soldat aus dem Panzerbataillon vorstellig wurde, der gesagt hat, ich komme damit überhaupt nicht klar, ich habe furchtbare Angst?

Kirchner: Nein, das ist überhaupt nicht vorgekommen. Ich möchte gerne unterstreichen, dass uns die militärpolitische Dimension des Auftrags bewusst ist, und das hat tatsächlich bei uns im Panzerbataillon 363 zu einer großen Motivation beigetragen. Weil wir uns die Frage "Wofür macht man den Einsatz?" oder "Wofür müssen Streitkräfte kämpfen und einsatzfähig sein?" glockenklar beantworten können: Die Unterstützung unseres NATO-Bündnispartners Litauen.

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