In Mannheim gelten etwa 8.000 Menschen als spielsüchtig, die Dunkelziffer dürfte weit darüber liegen. Einer davon ist Dirk S., er war siebzehn Jahre lang glücksspielsüchtig. Oft werden Spielsüchtige depressiv und sind finanziell ruiniert.
Hohe Rückfallquote bei Spielsucht
Dirk S. ist seit kurzem "spielfrei". So heißt es, wenn ein Spielsüchtiger seine Therapie erfolgreich absolviert hat. Etwa so, wie wenn ein Alkoholkranker "trocken" ist und nicht mehr trinkt.
Dirk S. weiß aber sehr wohl, dass er und alle anderen Spielsüchtigen nie geheilt werden können von ihrer Spielsucht-Krankheit. Sie müssen ein Leben lang einen großen Bogen um Spielotheken, Wettbüros und Internetcasinos machen, um nicht wieder dem Drang zu verfallen, um Geld zu spielen. Die Rückfallquote liegt bei etwa 60 Prozent.
Von morgens bis abends am Spielautomaten
Bei Dirk S. hat die Spielsucht schleichend begonnen. Es hat etwa zwei Jahre gedauert, bis er dann fast täglich in die Spielhallen ging. "Es gab Tage, da saß ich an den Automaten von morgens um sechs Uhr bis nachts um 24 Uhr", sagt er. Er wurde arbeitslos und vereinsamte, sein Einkommen aus Mieteinnahmen verzockte er.
Glücksspielindustrie: Jährlich 52 Milliarden Euro Umsatz
Immerhin machte er keine Schulden, wie viele andere Betroffene, die er in seinem Umfeld erlebte. Zu dem finanziellen Ruin von Spielsüchtigen kommen oft Depressionen dazu. Familien leiden mit, denn es fehlt das Geld zum Leben, das in den Spielhallen oder Wettbüros landet. Dort blüht das Geschäft mit der Sucht.
Der Glücksspielumsatz in Deutschland stieg im vergangenen Jahr auf 52 Milliarden Euro. Und der Staat verdient auch gut an den Steuern, zuletzt 5,2 Milliarden. Am meisten mit Lotto und Spielautomaten.
Doch das Onlinespielen und Wetten nimmt rasant zu. Vor allem bei jungen Menschen wird es immer beliebter, ohne dabei an die katastrophalen Folgen zu denken.
Annette Müller ist Suchtexpertin und fordert die umstrittene Werbung für Glücksspiel einzuschränken:
Die viele Werbung zeigt Wirkung.
Dirk S. holt sich Hilfe
In Mannheim bieten die Stadt zusammen mit der Diakonie und Caritas sowie dem baden-württembergischen Landesverband Prävention und Rehabilitation umfangreiche Hilfsangebote für spielsüchtige Menschen und Angehörige an.
Es gibt persönliche Beratungen, eine Vermittlung von Reha-Einrichtungen, Tagesstätten sowie Selbsthilfegruppen. Etwa 100 Menschen nutzen das Angebot, sagt Kay Toewe vom Landesverband Prävention und Rehabilitation. Auch Dirk S. holt sich dort Hilfe.
Dirk S. hat einen Appell an andere Betroffene:
Spielsüchtige können sich über "OASIS" sperren lassen
Zudem können sich Glücksspielsüchtige bei der bundesweiten Sperrdatei OASIS anmelden. Dann werden sie in Spielhallen, Casinos und auch im Internet für Glücksspiele gesperrt und können dort nicht mehr ihr Geld verzocken. Denn der große Gewinn bleibt meist aus und der Versuch, Verluste zurückzugewinnen, endet oft in einem Teufelskreis.