Die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Melis Sekmen, ist vom CDU-Kreisverband Mannheim aufgenommen worden. Der Vorstand habe einen entsprechenden Antrag von Sekmen einstimmig angenommen, bestätigte der Kreisvorsitzende Christian Hötting am Dienstag. Sekmen hatte sich bei der Sitzung in Mannheim selbst vorgestellt.
Sekmen auf Instagram: Entscheidung "wie ein Befreiungsschlag"
Die 30-jährige bisherige Grünen-Abgeordnete hatte am Montag vergangener Woche mitgeteilt, zur CDU wechseln zu wollen. Ein Grund dafür soll laut einem Medienbericht Enttäuschung über die Wirtschaftspolitik der Grünen sein.
In einem Post auf ihrem Instagram-Profil schrieb Sekmen am Montag, ihre Entscheidung fühle sich an wie ein Befreiungsschlag:
Manuel Hagel, Chef der CDU in Baden-Württemberg, hatte Sekmens Entscheidung bereits in der vergangenen Woche in einem Post auf X Respekt gezollt. In ihrer alten Partei fielen die Reaktionen weniger positiv aus.
Mannheimer Grüne fordern Abgabe des Bundestagsmandats
Der Kreisverband der Grünen in Mannheim hatte sich "enttäuscht" über die Entscheidung Sekmens gezeigt. Man danke Melis Sekmen für ihre jahrelange Arbeit in der Partei, fordere sie aber auch dazu auf, ihr Bundestagsmandat niederzulegen und so den Platz frei zu machen für eine andere Person der Grünen.
Im Bundestag war Sekmen bis zuletzt Obfrau der Grünen im Wirtschaftsausschuss. Sie war seit 2011 Mitglied der Grünen. Zeitweise war sie Fraktionsvorsitzende im Mannheimer Gemeinderat. Sekmen war über die Landesliste der Grünen in den Bundestag eingezogen.
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Fraktionswechsel eine Seltenheit in der deutschen Politik
Dass Abgeordnete die Fraktion wechseln, kommt selten vor. Die Unionsfraktion im Bundestag konnte zuletzt Ende 1996 einen Zugang aus einer anderen Fraktion verbuchen. Auch damals kam der Zugang von den Grünen: die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld wechselte damals zur Union. Mittlerweile ist sie wieder aus der CDU ausgetreten.
Auch der Mannheimer Politikwissenschaftler Marc Debus betonte im SWR-Interview in der vergangenen Woche, wie ungewöhnlich ein Wechsel wie der von Melis Sekmen in parlamentarischen Demokratien sei. Einen Grund ihr Mandat zurückzugeben, wie von Teilen der Grünen gefordert, gebe es aber nicht, so Debus. Laut dem Politologen sind die Abgeordneten ihrem Gewissen und nicht ihrer Partei verpflichtet. Auch wenn Sekmen über die Landesliste der Grünen und nicht direkt gewählt wurde, sei sie durch den Fraktionswechsel nicht verpflichtet ihr Mandat zurückzugeben.
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