Die Wahlen sind aus Sicht der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg entspannt angelaufen. Im Gegensatz zu früheren Wahlen habe er keine Polarisierung der Parteianhänger beobachtet, sagte der Landes- und Bundeschef des Verbandes, Gökay Sofuoglu, am Donnerstag in Stuttgart. Wählen können türkischstämmige Wahlberechtigte im Stuttgarter Generalkonsulat sowie in Karlsruhe, auch dort im Generalkonsulat. In Mannheim gibt es keine Möglichkeit, die Stimme direkt abzugeben.
Knappes Rennen um das Amt des Präsidenten in der Türkei
Ob der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan von der islamisch-konservativen AKP sich nach 20 Jahren an der Macht durchsetzt, ist alles andere als klar. Umfragen zufolge könnte es ein knappes Rennen zwischen Erdoğan und seinem Herausforderer, dem Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (CHP), geben.
Besonders viele türkisch-stämmige Menschen leben auch in der Rhein-Neckar-Region, insbesondere in Mannheim. SWR Redakteurin Filiz Kükrekol beobachtet die Wahl. Nach ihrer Einschätzung werden sich auch dieses Mal viele Menschen für Recep Tayyip Erdoğan entscheiden. 2018 hatte die AKP von Staats- und Regierungschef Erdoğan von den Türken in Baden 63,5 Prozent der Stimmen bekommen. Auch dieses Mal zeichnet sich in der Mannheimer Innenstadt bei einer Umfrage ein Erdoğan-lastiges Bild ab.
In Mannheim und der Umgebung gibt es allerdings auch Anhänger der Oppositionspartei CHP, außerdem viele Kurden und Aleviten. Spannend: Der Oppositionsführer der CHP hat sich erst kürzlich offiziell als Alevit geoutet.
Erdogan seit Erdbeben im eigenen Land in der Kritik
Unter dem Strich - so schätzt SWR Redakteurin Filiz Kükrekol die Situation aktuell ein - könne es durchaus ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Erdoğan ist seit dem Beben schwer in der Kritik. Die Kurden, die ihn das letzte Mal gewählt haben, werden das vermutlich nicht mehr tun – das wären rund 20 Prozent der Türken in der Türkei.
Vor fünf Jahren hatte in Baden-Württemberg rund die Hälfte der damals etwa 240.000 wahlberechtigten Türken in Baden-Württemberg abgestimmt. Mit absoluter Mehrheit für Amtsinhaber Erdoğan. Die Umschläge mit den Stimmzetteln aus Deutschland werden in speziell gesicherten Säcken in die Türkei gebracht. Dort werden sie in Anwesenheit von Vertretern der türkischen Parteien ausgezählt.
Die Parlaments- und Präsidentenwahlen in der Türkei finden erst am 14. Mai statt. Erreicht dann keiner der Präsidentschaftskandidaten mehr als 50 Prozent, geht es am 28. Mai in die Stichwahl.