Die Duale Hochschule Baden-Württemberg gibt es seit genau 50 Jahren. Was früher als Schmalspurstudium belächelt wurde, hat sich längst zum Erfolgsmodell entwickelt. Bis heute hat das Konzept im In- und Ausland zahlreiche Nachahmer gefunden.
Mannheim startete damals mit 41 Teilnehmern und ist mit rund 6.000 Studierenden und 50 Studiengängen inzwischen der zweitgrößte Standort in Europa. 2.000 zugelassene Partnerunternehmen – von Aldi bis SAP – sorgen für den Praxisbezug.
Kombination aus Theorie und Praxis
Das duale Studium dauert drei Jahre, eineinhalb Jahre davon sind Praxis in einem Partnerunternehmen. Die Kombination aus Theorie an der Hochschule und Berufspraxis im Betrieb bringt beiden Parteien Vorteile. Die Studierenden verdienen schon während des Studiums Geld. Die Unternehmen investieren im Schnitt rund 60.000 Euro pro Student und schätzen das Modell vor allem deshalb, weil die jungen Leute sehr schnell als vollwertige Mitarbeiter eingesetzt und nach Bedarf ausgebildet werden können. Dementsprechend gut sind die Übernahme- und Karrierechancen: 80 Prozent der Studierenden finden nach dem Studium einen Job.
Studieren und Geld verdienen – für Neele Edinger war das ein wichtiger Grund, weshalb sie sich für die Duale Hochschule entschieden hat. Ihr Partnerunternehmen ist der Mannheimer Energieversorger MVV. Die Zwanzigjährige studiert Marketing im dritten Semester. Sie schätzt den Klassenverband an der Hochschule und den Einstieg ins Berufsleben.
Seit 2009 ist die DHBW eine vollwertige Hochschule
Anfangs wurde ein Studium an der Dualen Hochschule noch als Schmalspurstudium belächelt, das hat sich inzwischen gedreht. Meilenstein war die Hochschulwerdung 2009, seither ist die DHBW anerkanntes Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz. Einer der prominentesten Absolventen ist Christian Klein, Vorstandsvorsitzender des Walldorfer Softwarekonzerns SAP. Die Verbindung aus Theorie und Praxis funktioniert so gut, dass der Softwarekonzern das duale Modell mittlerweile in 15 Ländern eingeführt hat. Etwa 80 Prozent der Absolventen pro Jahr werden von SAP übernommen, so der Konzern.
Viele Unternehmen setzen gezielt auf duale Studierende
Trotz Wirtschaftskrise sind immer noch genügend Unternehmen bereit, in den Nachwuchs zu investieren, auch finanziell. Viele Unternehmen wie die MVV setzen inzwischen ganz gezielt auf duale Studierende wie Neele. So können sie Talente von Anfang an in ihre Abläufe einbinden.
Auch deshalb haben Absolventen der dualen Hochschule hervorragende Karrierechancen. Viele landen später in Führungspositionen.
Ein Viertel der Studierenden brechen das duale Studium ab
Die Abbrecherquote an der DHBW entspricht der der Fachhochschulen, an den Universitäten liegen die Abbrecherzahlen noch höher. An der Dualen Hochschule lag die Abbrecherquote vor einigen Jahren laut Rektor Georg Nagler noch zwischen 17,5 und 20 Prozent, jetzt sei sie bei fast 25 Prozent. Der Anstieg habe bei Lehrkräften an der Dualen Hochschule und Ausbildern in den Unternehmen Besorgnis ausgelöst. Er sieht für den Anstieg vor allem drei Gründe: Motivationsprobleme bei einigen Studierenden, Wissensmängel durch die unzureichende schulische Bildung und Schwierigkeiten, mit der studentischen Freiheit umzugehen. Durch Corona hätten sich diese Probleme noch verschärft.
Leichter Rückgang bei Studienanfängern
Die Zahl der Studienanfänger ist laut Rektor Nagler um knapp zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Als Hauptgrund dafür sieht er die aktuelle Wirtschaftslage. Viele Unternehmen seien gezwungen, ihre Ausgaben auch im Bereich der Bildung zu reduzieren.