Zwei Busse, die keinen Fahrer mehr brauchen, sind noch bis Ende des Jahres in Mannheim unterwegs. Im normalen Straßenverkehr ist das in Deutschland bisher noch Zukunftsmusik. Damit es Realität werden kann, geht das Projekt RABus (Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV) in die letzte Testphase. Durch das autonome Fahren soll der Verkehr flexibler gestaltet werden, sagt die baden-württembergische Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer (Grüne).
Die zwei elektrisch betriebenen Busse fahren durch den Stadtteil Franklin. Sie können eine Distanz von etwa 100 Kilometern zurücklegen, so der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Bei den Testfahrten halten die Busse an fünf Stellen. Sie fahren 30 Kilometer pro Stunde - schneller ist im Stadtteil Franklin nicht erlaubt.
Selbstversuch: Fahren im autonomen Bus in Mannheim
Laut Verkehrsministerium Baden-Württemberg könnten die Busse aber auch schneller fahren: Innerorts mit mindestens 40, außerorts mit mindestens 60 Kilometern pro Stunde. Doch wie fühlt sich Fahrt im autonomen Bus an? Ein Selbstversuch:
Autonomer Bus braucht trotzdem einen Fahrer
Für maximal neun Personen, inklusive einem Rollstuhlfahrer, ist in dem autonomen Bus Platz. Man fährt darin, wie in einem normalen Kleinbus - inklusive Haltestellenanzeige und Stopp-Knopf. Aber das wohl auffälligste ist der Busfahrer, der weiterhin vorne am Lenkrad sitzt. Er und eine Technikerin müssen bei jeder Fahrt am Steuer sitzen und darauf aufpassen, dass die Technik auch wirklich funktioniert. Das sei in der Testphase gesetzlich vorgeschrieben, so die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV). Außerdem lenkt der Fahrer den Bus vom Hof zum Startpunkt der Strecke und zurück. Erst ab dann fährt der Bus autonom. Dieses selbstständige Fahren braucht aber häufig noch Unterstützung. Immer wieder muss der Fahrer eingreifen, gegenlenken oder bremsen.
Nicht alle Interessierten können in Mannheim mitfahren
Das Interesse an diesem Projekt ist groß. Rund 1.700 Personen haben sich laut Verkehrsministerium bis zum Start der Testphase für eine Probefahrt beworben. Aber nicht jeder bekommt einen Platz. Wer mitfahren darf, hängt von Merkmalen wie Alter oder Beruf ab. Mit dem RABus-Projekt forscht man zudem für die Zukunft des autonomen Fahrens. Dazu untersucht das KIT (Karlsruher Institut für Technologie), wie die Busse von den Fahrgästen angenommen werden. Das Land fördert das Projekte mit 14 Millionen Euro. Möglichst viele unterschiedliche Alters- oder auch Berufsgruppen sollen nach ihrer Meinung gefragt werden. Interessierte können sich weiterhin für eine Fahrt mit dem Bus bewerben.
Busse fahren nur bis Ende 2024
Zum Jahresende ist in Mannheim erstmal Schluss mit dem autonomen Fahren. Denn nur bis dahin läuft die Testphase der Busse. Danach sind keine weiteren autonomen Elektro-Busse in Mannheim geplant. Der Stadtteil Franklin dient für dieses Projekt, weil er neu ist, so der Projektleiter der RNV, Abdurrahman Pekyürek. Denn die Voraussetzungen für einen solchen Busbetrieb müssten erst geschaffen werden. In einem neu gebauten Stadtteil sei dies einfacher als in einem bereits bestehenden.
Autonome Busse fahren auch in Friedrichshafen
Mit den Fahrten in Mannheim soll der Betrieb der Busse in einem Wohngebiet getestet werden. Diese autonomen Busse sollen auch in Friedrichshafen am Bodensee fahren. Hier soll laut dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg der Innenstadt- und Überlandbetrieb getestet werden.